NEW YORK (dpa-AFX) - Elon Musk ist eine der schillerndsten Gestalten an der Wall Street. Trotz hartnäckiger Produktionsprobleme beim wichtigen Model 3 umgarnte der Chef des Elektroauto-Herstellers Tesla lange Zeit seine Anleger, legt sich aber auch gerne mit den Finanzprofis an. Analystenfragen, die ihm nicht gefielen, lehnte er jüngst als "langweilig" und "nicht cool" ab. Zuletzt sorgten Tweets für Furore, in denen er ankündigte, seine Firma womöglich von der Börse nehmen zu wollen. Die neuesten Entwicklungen bei dem Unternehmen, was die Experten sagen und wie es für die Aktien läuft.

DAS IST LOS BEI TESLA:

Der Mittelklassewagen Model 3 ist entscheidend für den geplanten Vorstoß in einen breiteren Markt. Allerdings scheint der Umstieg auf die Massenproduktion das Unternehmen zu überfordern: die Stückzahlen hinken der ehrgeizigen Planung hinterher. Am vergangenen Donnerstag aber verkündete der schillernde Tech-Milliardär, dass die schwierige Produktion des Hoffnungsträgers Model 3 endlich richtig Fahrt aufnehmen und Gewinne abwerfen solle. Tesla stehe kurz davor, "nachhaltig profitabel" zu werden. Bislang schreibt die Firma seit der Unternehmensgründung 2003 rote Zahlen.

Am Dienstag dann folgte der nächste Paukenschlag an der Börse. Die Turbulenzen begannen zunächst relativ harmlos mit einem Bericht der "Financial Times": Demzufolge ist Saudi-Arabien mit seinem Staatsfonds in großem Stil bei Tesla eingestiegen und hält mittlerweile drei bis fünf Prozent an Musks Firma. Dem Aktienkurs gab die Nachricht ordentlich Kursauftrieb. Am Markt kommt solch ein Schritt gut an, weil das Unternehmen laufend Geld verliert und nur begrenzte Kapitalreserven hat.

Dann aber verkündete Musk in einem überraschenden Tweet, er erwäge Tesla bei einem Aktienkurs von 420 US-Dollar zu privatisieren, also von der Börse zu nehmen. Die Finanzierung dafür sei bereits gesichert. Nun gab es am Markt kein Halten mehr, Transaktionsvolumen und Aktienkurs schossen in die Höhe, bis die Technologie-Börse Nasdaq den Handel zwischenzeitlich stoppte. Am Ende schlossen die Aktien knapp 11 Prozent im Plus bei 379,57 Dollar. Damit bewegten sie sich nahe des Mitte September 2017 erzielten Rekordhochs bei 389,61 Dollar. Aktuell befasst sich der Verwaltungsrat von Tesla mit einem möglichen Rückzug des Unternehmens von der Börse.

DAS SAGEN DIE ANALYSTEN:

Analysten beurteilten die neuesten Turbulenzen rund um Tesla unterschiedlich. Laut Alexander Haissl von der Privatbank Berenberg könnten die Expansionspläne beschleunigt werden, sobald der Elektroauto-Hersteller privatisiert sei. Allerdings habe Musk Fragen zu einem dafür notwendigen Beschluss der Hauptversammlung und zur Finanzierung einer solchen Maßnahme nicht beantwortet, schränkte der Experte Matthias Volkert von der DZ Bank ein. Schließlich würde Tesla bei seinem Kursziel von 420 Dollar auf insgesamt rund 82 Milliarden Dollar taxiert. Ein solches Schwergewicht wurde noch nie zuvor von der Börse geholt.

Volkert kann gleichwohl die Beweggründe für einen Abschied vom Börsenparkett aus Sicht des Managements von Tesla nachvollziehen. Die Börsennotierung bedinge eine Quartalsberichterstattung samt Ad-hoc-Pflicht und ringe damit dem Unternehmen kurzfristige Maßnahmen ab wie zum Beispiel das Erreichen von Fertigungszahlen zu einem bestimmten Datum. Ein nicht börsennotierter Tesla-Konzern hätte in dieser Hinsicht keine Verpflichtung mehr, weder gegenüber den Medien noch gegenüber der Börsenaufsicht.

Derweil stellte sich auch für Philippe Houchois vom Analysehaus Jefferies die Frage, wer einen solchen Deal bezahlt und am Ende der Besitzer des Unternehmens ist. Der Experte Joseph Spak vom Analysehaus RBC meinte derweil, dass durchaus außenstehende Investoren bereit stehen könnten, die erhebliche Finanzierungsmittel einsetzen könnten. Darauf deute der Ton in Musks Tweets hin.

DAS MACHT DIE AKTIE:

Zum Börsengang von Tesla vor nunmehr gut acht Jahren hatte die Aktie lediglich 17 Dollar gekostet, die Marktkapitalisierung lag bei 226 Millionen Dollar. Danach dümpelte sie jahrelang unter 50 Dollar vor sich hin. Ab Mitte 2013 - kurz nachdem das Unternehmen an der Pleite und einem Verkauf an den Internetkonzern Google vorbeigeschrammt war - zogen dann sowohl der Aktienkurs als auch die Handelsumsätze an der Börse deutlich an.

Mit vorübergehenden Rückschlägen ging es hoch bis auf die Mitte September 2017 erzielte Bestmarke, zwischenzeitlich war Tesla an der Börse mehr wert als die US-Autoriesen General Motors (GM) und Ford zusammen, die mit ihren Absatzzahlen in einer ganz anderen Liga spielen. Gleichwohl ist Tesla auf Basis des derzeitigen Euro-Dollar-Kurses an der Börse immer noch gut 20 Milliarden Dollar weniger wert als der weltgrößte Autobauer Volkswagen./la/tih/he