Von Eric Reinhard

FRANKFURT (Dow Jones)--Der finnische Energieversorger Fortum stoppt in Reaktion auf den Ukraine-Krieg alle neuen Investitionsprojekte in Russland. Zudem soll das Geschäft mit thermischer Energieerzeugung in Russland weiter reduziert werden.

"Als CEO eines Unternehmens mit langjährigen Geschäftsbeziehungen und umfangreichen wirtschaftlichen Aktivitäten in Russland bin ich erschüttert und traurig über den Angriff Russlands auf die Ukraine und ich verfolge die Situation mit größter Aufmerksamkeit", so Fortum-CEO Markus Rauramo in einer schriftlichen Stellungnahme.

Der Betrieb in den Anlagen in Russland laufe derzeit normal weiter, so dass wir "unsere Verpflichtungen gegenüber unseren Kunden erfüllen können". Jedoch sei es "sehr schwierig vorherzusagen", wie sich die "sehr dynamische Situation" auf das künftige Geschäft auswirken wird. Fortum halte sich an alle geltenden Gesetze und Vorschriften, einschließlich aller Sanktionen. Zudem bereite man sich auf verschiedene Szenarien vor, heißt es in der Stellungnahme. Jedoch könne man nicht so weitermachen wie bisher, weshalb alle neuen Investitionsprojekte in Russland bis auf weiteres eingestellt werden sollen.

Der Fortum-Chef verwies zudem auf die angestrebte Energiewende in Europa. "Die aktuellen Entwicklungen haben eine neue Variable in die Gleichung von Nachhaltigkeit, Bezahlbarkeit und Versorgungssicherheit eingebracht, nämlich Unabhängigkeit", so Rauramo. "Wir unterstützen dies aktiv durch unsere Investitionen in sauberen Strom, zunehmend sauberes Gas und Flexibilität."

Als Beispiel führt der Konzern die Entscheidung an, eine Laufzeitverlängerung für das finnische Kernkraftwerk Loviisa zu beantragen. Auch habe die deutsche Tochter Uniper Planungen zum Bau eines Flüssiggas-Terminal in Wilhelmshaven wieder aufgenommen und ihre Importe von Flüssiggas (Liquefied Natural Gas - LNG) erhöht.

Fortum ist seit mehr als 60 Jahren in Russland aktiv. Zusammen mit Uniper beschäftigt der Konzern dort in 12 Kraftwerken rund 7.000 Mitarbeiter. Uniper ist zudem ein bedeutender Importeur von Erdgas u.a. aus Russland und ist Fortum zufolge der drittgrößte Gasspeicherbetreiber auf dem europäischen Markt. Uniper ist auch an der Finanzierung der Gaspipeline Nord Stream 2 beteiligt.

Die russischen Erzeugungsanlagen und das Engagement im Nord Stream 2-Projekt haben einen Buchwert von rund 5,5 Milliarden Euro, so Fortum laut Stellungnahme. 2021 trug das russische Geschäft etwa 500 Millionen Euro zum vergleichbaren Betriebsergebnis bei, was laut Mitteilung etwa 20 Prozent am Gesamtergebnis der Fortum Group entspricht.

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DJG/err/smh

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March 03, 2022 03:05 ET (08:05 GMT)