DÜSSELDORF (dpa-AFX) - Der Übernahmestreit ist Geschichte, jetzt ziehen Fortum und Uniper so wie es aussieht an einem Strang. Nachdem sich Fortum in diesem Jahr die Mehrheit an den Düsseldorfern gesichert hat, wollen beide voneinander profitieren. Uniper ist auch nach dem Einstieg der Finnen selbstständig - an diesem Status wollen diese bis Ende 2021 auch nichts ändern. Analysten glauben zu wissen, wohin die Reise danach geht. Was bei dem Unternehmen los ist, was die Analysten sagen und wie es der Aktie geht.

DAS IST LOS BEIM UNTERNEHMEN:

Wenngleich die Corona-Pandemie Uniper eher weniger zu schaffen gemacht hat, sorgte ein anderes Thema 2020 für viel Unruhe: die Beziehung zum finnischen Anteilseigner Fortum und dessen Vorgehen, um an die Mehrheit des Düsseldorfer Energiekonzerns zu gelangen. Nach langem Streit sicherten sich die Finnen letztendlich Mehrheit an dem MDax-Konzern. Jetzt scheinen sich die Wogen zu glätten. Bis Ende 2021 verzichtet die neue Mutter auch auf einen Gewinnabführungs- und Beherrschungsvertrag inklusive einem Herausdrängen der Kleinanleger.

Nach der ganzen Aufregung soll es jetzt um inhaltliche Dinge gehen: Fortum und Uniper haben Anfang Dezember erstmals eine gemeinsame Strategie präsentiert. Darin stehen gemeinsame Ziele zur Klimaneutralität und Synergien, beide Unternehmen wollen voneinander profitieren. "Mit dieser überarbeiteten Strategie definieren wir nun den Weg und setzen die Ziele für die gesamte Fortum-Gruppe, einschließlich Uniper als einem unserer Geschäftsbereiche", erklärte Fortum-Chef Markus Rauramo dazu.

Die Unternehmen wollen bis 2050 im Gesamtkonzern klimaneutral sein und spätestens 2035 in der europäischen Stromerzeugung. Sie rechnen mit Synergieeffekten von jährlich mehr als 50 Millionen Euro bis Ende 2023 und von bis zu 100 Millionen Euro bis 2025. Für den gut zur Hälfte staatlich kontrollierten Fortum-Konzern ist Uniper den Angaben zufolge bereits jetzt eine gute Investition. Die Mehrheitsübernahme habe die Transformation beschleunigt, hieß es. Die Kohlendioxid-freie Stromerzeugung des Gesamtkonzerns habe sich um 60 Prozent erhöht und das Unternehmen damit zum drittgrößten Erzeuger CO2-freier Energie in Europa gemacht.

In Bezug auf die Corona-Krise zeigt sich Uniper bisher robust. Das dritte Jahresviertel sei zwar wie erwartet schwächer ausgefallen, hieß es im November. Nach guten Zahlen aus den ersten sechs Monaten liege der Konzern aber auf Kurs.

DAS SAGEN DIE ANALYSTEN:

Sowohl bei Fortum als auch bei Uniper schauen Analysten verstärkt auf das Zusammenspiel der beiden Konzerne. Wobei die Erwartungen der Experten alle in eine Richtung gehen. "Da Fortum nun 75,01 Prozent von Uniper besitzt, rechnet der Markt irgendwann mit einem Buyout von Minderheiten", schrieb Lawson Steele von der Berenberg Bank jüngst über die Strategie der Finnen. Und auch Sam Arie von der Schweizer Großbank UBS kommentierte: Ein Vorstoß des Energieversorgers Fortum in Richtung eines Beherrschungsvertrags könnte schneller kommen als gedacht.

Der Analyst von Berenberg betonte, ein Anlageurteil falle ihm schwer, da der Aktienkurs maßgeblich von den Plänen des Mehrheitsaktionärs Fortum abhänge, der aktuell nur am Markt zukaufen könne.

Von den im dpa-AFX-Analyser gelisteten Experten, die sich seit August zu der Aktie geäußert haben, plädieren die meisten auf Abwarten. Drei von zwölf Analysten sprechen eine Kaufempfehlung aus. Immerhin fünf plädieren für 'Halten', vier Analysten würden das Papier eher aus ihrem Portfolio entfernen. Die höchsten Schätzungen liegen bei mehr als 30 Euro, die niedrigste bei 18,50 Euro. Damit ergibt sich ein durchschnittliches Ziel von 26,98 Euro, wenn man alle seit August gelisteten Experten miteinbezieht.

DAS MACHT DIE AKTIE (Stand 15. Dezember, Xetra-Schluss):

Nach der Trennung von Eon im Jahr 2016 wurde Uniper zunächst als Resterampe verunglimpft. Dann lief es für den Energiekonzern an der Börse aber immer besser, in kurzer Zeit konnte Uniper seinen Wert verdoppeln. Nach etwas mehr als einem Jahr war die Aktie mehr als 24 Euro wert. Im vergangenen und in diesem Jahr hat das Papier immer mal wieder die 30-Euro-Marke geknackt, so wie etwa im Juli.

Nachdem der Kurs zusammen mit dem Corona-Crash im Frühjahr eingebrochen war, hatte die Aktie ihre Verluste zwar bis Juli wieder mehr als wettgemacht, aber das war nicht von Dauer. Im August hatten sich Analysten und Anleger von den Quartalszahlen etwas mehr erhofft. In den folgenden Wochen ging es noch weiter runter.

So richtig in Schwung kam die Aktien seither nicht mehr, wenngleich es im November dann aber wieder etwas besser lief. Derzeit steht auf Jahressicht noch ein Minus von fast 6 Prozent bei einem Preis von 27,80 Euro. Wer das Papier allerdings gleich am Anfang gekauft hat im Jahr 2016 kann sich über ein Plus von fast 180 Prozent freuen.

Damit bringt es Uniper mittlerweile auf einen Börsenwert von rund 10 Milliarden Euro. Damit kratzt das Unternehmen immerhin an den Top 10 des MDax./knd/ngu/men/nas/mis