NEW YORK (dpa-AFX) - Die US-Investmentbank Goldman Sachs erwartet für Fraport künftig ein erhebliches Wachstumspotenzial ohne hohe Investitionskosten. Vor allem im Vergleich zur Konkurrenz Aeroports de Paris (ADP) sei der Frankfurter Flughafenbetreiber weit geringeren Risiken ausgesetzt, schreibt Analyst Patrick Creuset in einer am Mittwoch vorliegenden Studie. Er stufte die Fraport-Aktie daher von "Neutral" auf "Buy" hoch. Das Kursziel hob er um einen Euro auf 64 Euro an und sieht damit aktuell noch ein Kurspotenzial von 35 Prozent. Sein Anlageurteil für ADP senkte er hingegen auf "Sell" und kappte das Kursziel von 121 auf 110 Euro.

Zugleich blickt die Deutsche Bank vorsichtiger auf die Fraport-Aktie. Sie stufte das Papier nach seinem starken Lauf im Jahr 2021 von "Buy" auf "Hold" ab und senkte das Kursziel von 80 auf 49 Euro. Analystin Siobhan Lynch rät in einer Branchenstudie angesichts der unsicheren Zeiten zu einem selektiven Vorgehen. Zwar erhole sich die Branche von der Pandemie, nun seien aber wirtschaftliche und politische Unsicherheiten sowie steigende Preise auch für Treibstoff das Thema. Zum Kauf empfiehlt sie unverändert den spanischen Flughafenbetreiber Aena und den Infrastruktur und Airport-Konzern Vinci aus Frankreich.

Fraport wird Lynch zufolge zwar wie andere Flughafenbetreiber auch von der Erholung der Passagierzahlen profitieren, doch wegen der starken Ausrichtung des Frankfurter Flughafens auf den Interkontinentalverkehr dürfte sie langsamer vonstattengehen als etwa bei Aena.

Goldman-Experte Creuset verwies hingegen vor allem auf das eigentliche Fluggeschäft des Frankfurter Flughafens als Gewinntreiber. ADP weise in diesem Bereich und auch im Einzelhandelsgeschäft mittlerweile größere Risiken auf. Der wachsende Online-Verkauf von Luxusgütern bringe in den Läden in den Terminals weit mehr Gegenwind für ADP als für Fraport. Hinzu komme der Rückgang des Flugverkehrs aus Ländern wie China und Russland. Reisende aus diesen Ländern geben normalerweise besonders viel Geld in Geschäften an den Airports aus.

Außerdem befinde sich Fraport seit längerem in einem Investitionszyklus, der um 2025 herum abgeschlossen sein dürfte. Jahrzehntelang sollten dann keine Wachstumsinvestitionen mehr nötig sein, während ADP relativ viele Investitionen tätigen müsse. "Wir glauben, dass mit der fortschreitenden Erholung des Verkehrsaufkommens auch die großen Investitionspläne aus der Zeit vor der Pandemie reaktiviert werden könnten", schrieb der Goldman-Experte zu ADP.

Er sieht auch eine historisch große Bewertungslücke zwischen beiden Aktien, die sich zusätzlich in einem großen Unterschied bei den Free-Cashflow-Renditen spiegle. Nach Abschluss des Investitionszyklus bei Fraport rechnet Creuset mit 6 bis 7 Euro an wiederkehrendem freien Barmittelfluss je Aktie, was eine Rendite von 12 bis 14 Prozent bedeute. Bei einem angenommenen freien Cashflow von 6 Euro je Fraport-Aktie würde dies im Jahr 2025 einen Börsenwert von fast 10 Milliarden bedeuten. Aktuell liegt er bei rund 4,5 Milliarden Euro. Fraports Aktienkurs könnte damit in diesem Zeitraum auf 102 Euro steigen./ck/tih/stw

Für mit "Buy" eingestufte Aktien rechnet Goldman Sachs auf dem aktuellen Kursniveau sowie im Vergleich zu den anderen von der Bank beobachteten Unternehmen aus der gleichen Branche mit einem hohen Renditepotenzial. Die Deutsche Bank empfiehlt mit der Einstufung "Hold" auf Basis der erwarteten Gesamtrendite für die kommenden zwölf Monate, die Aktie weder zu kaufen noch zu verkaufen. Analysierende Institute Goldman Sachs und Deutsche Bank.

Veröffentlichung der Goldman-Original-Studie: 05.04.2022 / 21:26 / GMT Erstmalige Weitergabe: Datum in Studie nicht angegeben / Uhrzeit in Studie nicht angegeben / GMT

Veröffentlichung der Deutsche-Bank-Studie: 06.04.2022 / Uhrzeit in Studie nicht angegeben / CET Erstmalige Weitergabe: 06.04.2022 / 02:01 / CET