FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Erholung des Passagierverkehrs von der Corona-Krise stimmt den Frankfurter Flughafenbetreiber Fraport zuversichtlicher. Die Zahl der Fluggäste dürfte an Deutschlands größtem Airport im laufenden Jahr nun in Richtung 25 Millionen gehen, teilte das Unternehmen am Dienstag in Frankfurt mit. Zuvor hatte Fraport-Chef Stefan Schulte auch weniger als 20 Millionen Passagiere für möglich gehalten. Schon im Sommer lief es für Fraport finanziell deutlich besser als von Analysten erwartet. Jetzt rechnet der Vorstand für 2021 auch unter dem Strich mit schwarzen Zahlen.

An der Börse wurden die Nachrichten am Morgen positiv aufgenommen. Die Fraport-Aktie legte am Vormittag um 2,3 Prozent zu und war damit Spitzenreiter im MDax, dem Index der mittelgroßen Werte. Seit dem Jahreswechsel hat das Papier rund 38 Prozent an Wert gewonnen. Das Niveau von rund 76 Euro von Anfang 2020 ist aber immer noch ein Stück entfernt.

Fraport-Chef Schulte sieht angesichts der jüngsten Entwicklungen nun mehr Lichtblicke: "Nach massiven Verlusten im vergangenen Jahr und einer stark angestiegenen Verschuldung hellt sich die Lage inzwischen auf." Der Sommer-Reiseverkehr sei vergleichsweise gut gelaufen.

Ähnlich wie die Chefs von Lufthansa, Air France-KLM und der British-Airways-Mutter IAG schöpft Schulte nun Hoffnung aus der Öffnung der USA für Reisende aus Europa. "Wir gehen davon aus, dass sich nun auch die Interkontinentalverkehre sukzessive erholen werden", sagte der Manager. "Deshalb sind wir für den Winter etwas optimistischer als noch vor wenigen Monaten." Trotzdem bleibe es ein langer Weg, bis Fraport beim Passagieraufkommen wieder das Vorkrisenniveau erreiche und die Verschuldung deutlich reduzieren könne.

So rechnet der Vorstand beim Passagierverkehr in Frankfurt weiterhin frühestens im Jahr 2025 mit einer Rückkehr auf das Niveau des Vor-Corona-Jahres 2019. Da hatte der Konzern an seinem Heimatstandort mehr als 70 Millionen Fluggäste gezählt.

Fraports Auslandsflughäfen dürften das Vorkrisenniveau nach Einschätzung des Managements im Schnitt schon 2023 wieder erreichen. Denn während der Frankfurter Flughafen stark vom Langstreckenverkehr und den Geschäftsreisenden abhängig ist, sind die vom Konzern betriebenen Flughäfen etwa in Griechenland und der Türkei vor allem vom Urlaubs-Reiseverkehr geprägt. Dieser erholt sich bisher deutlich schneller von der Krise.

Im dritten Quartal brachte die Zunahme des Reiseverkehrs den Fraport-Konzern in die schwarzen Zahlen zurück. Der Umsatz stieg im Vergleich zum pandemiegeprägten Vorjahreszeitraum um 70 Prozent auf knapp 691 Millionen Euro. Vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) stand ein Gewinn von knapp 289 Millionen Euro in den Büchern. Ein Jahr zuvor hatten der Einbruch des Flugverkehrs und Rückstellungen für einen umfangreichen Stellenabbau zu einem operativen Verlust von 250 Millionen Euro geführt.

Diesmal profitierte Fraport von Ausgleichszahlungen in Höhe von 30 Millionen Euro für die coronabedingten Verluste bei seinen Beteiligungen in den USA, Slowenien und Griechenland. Unter dem Strich entfiel auf die Aktionäre ein Gewinn von fast 77 Millionen Euro nach einem Minus von 304 Millionen im Sommer 2020.

Angesichts dieser Entwicklungen hob der Vorstand seine Prognosen für das laufende Jahr an. Der Umsatz soll die bisher genannte Marke von zwei Milliarden Euro leicht übertreffen. Das Konzernergebnis soll nun sicher positiv ausfallen, und der operative Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) soll rund 650 bis gut 700 Millionen Euro erreichen. Hier war die Fraport-Führung bisher nur von 460 bis 610 Millionen ausgegangen.

Trotz der verbesserten Gewinnaussichten sollen die Aktionäre für 2021 erneut auf eine Dividende verzichten. Dies betrifft vor allem das Land Hessen und die Stadt Frankfurt am Main, denen zusammen gut die Hälfte der Fraport-Aktien gehören./stw/lew/mis