FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Frankfurter Flughafen hat im vergangenen Jahr erstmals mehr als 70 Millionen Passagiere abgefertigt. Allerdings ging der Rekord mit einem gebremsten Wachstum einher. Statt um zwei bis drei Prozent, wie anfänglich angepeilt, wuchs die Zahl der Fluggäste nur um 1,5 Prozent auf über 70,5 Millionen, wie der Flughafenbetreiber Fraport am Mittwoch mitteilte. Im November und Dezember sorgten die gekappten Winterflugpläne vieler Airlines sogar für einen Rückgang der Passagierzahlen. Ein Analyst schätzt, dass bei Fraport auch die Zeit steigender Gewinne bald zu Ende geht.

An der Börse kamen die Nachrichten schlecht an. Am Morgen verlor die Fraport-Aktie 3,07 Prozent an Wert auf 70,80 Euro und war damit schwächster Titel im MDax. Seit dem Jahreswechsel ging es für die Aktie damit schon um mehr als sechs Prozent abwärts. Hauptaktionäre von Fraport sind das Land Hessen und die Stadt Frankfurt, die zusammen gut die Hälfte der Anteile halten. Fraport-Großkundin Lufthansa ist mit gut acht Prozent beteiligt.

"Die Angebotsreduzierungen der Fluggesellschaften im Winterflugplan haben sich deutlich in den Passagierzahlen niedergeschlagen", sagte Fraport-Chef Stefan Schulte. Während die Zahl der Fluggäste im Interkontinentalverkehr um 3,4 Prozent gestiegen sei, habe das Plus im Europaverkehr nur 1,2 Prozent betragen. Auf Inlandsflügen von und nach Frankfurt seien sogar 3,4 Prozent weniger Menschen unterwegs gewesen als im Vorjahr.

Von dem anfänglich angepeilten Passagierplus von zwei bis drei Prozent hatte sich Schulte bereits im Herbst verabschiedet. Neben dem ausgedünnten Winter-Flugangebot hatte im November ein zweitägiger Streik der Lufthansa-Flugbegleiter die Entwicklung gebremst. Die Branche befinde sich nach Jahren starken Wachstums in einer Phase der Konsolidierung, sagte Schulte. Die konjunkturellen und weltpolitischen Unsicherheiten nähmen zu. Er rechnet damit, dass auch die Erhöhung der Luftverkehrssteuer das Geschäft im neuen Jahr belastet.

Besser lief es 2019 an den großen Flughäfen mit Fraport-Beteiligung im Ausland. Im türkischen Antalya wuchs die Zahl der Passagiere um zehn Prozent auf 35,5 Millionen, in Perus Hauptstadt Lima zog sie um 6,6 Prozent auf 23,6 Millionen an. Im russischen St. Petersburg belief sich der Zuwachs auf 8,1 Prozent auf 19,6 Millionen, im chinesischen Xi'an verbuchte Fraport ein Plus von 5,7 Prozent auf 47 Millionen Fluggäste.

Dagegen blieb die Entwicklung an den vor knapp zwei Jahren übernommenen 14 Regionalflughäfen in Griechenland vergleichsweise mau. Insgesamt verbuchte Fraport dort ein Passagierplus von 0,9 Prozent auf knapp 30,2 Millionen Fluggäste.

Dem Analysten Guido Hoymann vom Bankhaus Metzler schwant wenig Gutes für die künftigen Gewinne des Fraport-Konzerns. Ab 2021 winke eine Phase stagnierender oder sogar sinkender Profite, schätzt er. Denn dann müsse das Unternehmen jährlich voraussichtlich mehr als 65 Millionen Euro für die Airport-Konzessionen in Griechenland bezahlen. Zudem laufe die Konzession für den Flughafen Antalya nach 2024 aus, an dem Fraport bisher rund 65 Millionen Euro pro Jahr verdiene.

Um diese Effekte auszugleichen, müsste Fraport laut Hoymann entweder die Passagierzahl in Frankfurt bis 2025 im Schnitt um drei Prozent pro Jahr steigern - oder in Griechenland um jährlich zehn Prozent. Zwar könnte Fraport auch bei der Neuvergabe der Antalya-Konzession zum Zuge kommen. Bei der Lizenzvergabe für andere Flughäfen in der Türkei sei der Konzern aber zuletzt mit seinen Geboten gescheitert.

Außerdem baut Fraport derzeit in Frankfurt ein drittes Passagierterminal. Der Kostenrahmen sei von anfänglich 2 bis 2,5 Milliarden Euro bereits auf 4 Milliarden Euro gestiegen, schreibt Hoymann. Er warnt vor einer weiteren Kostenexplosion, die ebenfalls auf den Unternehmensgewinn drücken würde.

Vom Frachtgeschäft der Airlines kann Fraport derzeit kaum Rückenwind erwarten. Nach monatelangen Rückgängen schrumpfte das Cargo-Aufkommen in Frankfurt im Dezember mit 7,4 Prozent noch stärker als zuvor. Für das Gesamtjahr steht damit ein Rückgang um 3,9 Prozent auf rund 2,1 Millionen Tonnen zu Buche./stw/men/eas