Berlin (Reuters) - Der Luftverkehr von und nach Deutschland dürfte im ersten Halbjahr 2023 rund 78 Prozent des Angebots vor der Corona-Pandemie erreichen.

Von Januar bis Juni 2023 betrage das Sitzplatzangebot der Airlines auf allen Flügen von, nach und in Deutschland insgesamt 107,7 Millionen, teilte der Branchenverband BDL am Freitag mit. Dies sei ein Wachstum von 20 Prozent zum ersten Halbjahr 2022. Die stärkste Erholung zum Vorkrisenniveau zeige sich auf der Langstrecke, wo Verkehr von und nach Nordamerika wichtigster Treiber sei. "Ein voraussichtlicher Anstieg der China-Verkehre infolge des Entfalls der Einreise-Quarantäne ist den aktuellen Daten noch nicht sichtbar."

Damit hinkt Deutschland der Entwicklung in Europa hinterher, wo das Sitzplatzangebot bereits wieder 91 Prozent im Vergleich zu 2019 erreichte, wie der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) erläuterte. Die Erholung des innerdeutschen Flugverkehrs hingegen stagniert demnach bei weiter nur 56 Prozent von 2019. "Hier macht sich unter anderem die Verlagerung des Verkehrs auf Straße und Schiene bemerkbar."

Überdurchschnittlich stark entwickelt sich das Verkehrsangebot in den nächsten sechs Monaten am größten deutschen Flughafen-Drehkreuz Frankfurt. Verglichen mit dem ersten Halbjahr 2019 werden dort 84 Prozent der Sitzplätze angeboten. Grund sei die besonders starke Erholung des interkontinentalen Verkehrs: "Frankfurt ist der wichtigste Standort in Deutschland für Umsteiger auf Langstreckenflügen." Das Sitzplatzangebot am zweiten wichtigen Drehkreuz München erreicht 76 Prozent des Vor-Corona-Niveaus.

Unterdurchschnittlich zeigt sich das Angebot an weiteren großen Flughäfen wie Düsseldorf und Hamburg. Vor allem Berlin hinkt deutlich zurück und erreicht beim Sitzplatzangebot nur 61 Prozent des Vorkrisenniveaus. Ausschlaggebend seien unter anderem hohe Standortkosten, ein teilweise stark reduziertes Angebot der sogenannten Punkt-zu-Punkt-Fluggesellschaften wie den Billigfliegern Ryanair und Easyjet sowie die weitere Verlagerung des Verkehrs auf Straße und Schiene. Von 2021 auf 2022 verdoppelte sich zwar die Passagierzahl am Hauptstadtflughafen BER auf 19,85 Millionen, wie die Betreibergesellschaft FBB mitteilte. Vor der Corona-Krise zählte Berlin allerdings rund 36 Millionen Reisende.

Vergleichsweise gut erholen sich Regionalflughäfen wie Dortmund, Hahn, Karlsruhe/Baden-Baden, Memmingen und Niederrhein/Weeze. Sie profitieren laut BDL vom Ausbau der Präsenz von Billigfliegern an kleineren Standorten. So liege das Sitzplatzangebot in Memmingen im ersten Halbjahr 2023 um 148 Prozent über dem Angebot vom Vergleichszeitraum 2019.

(Bericht von Klaus Lauer; redigiert von Jörn Poltz. - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)