FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Mobilfunkanbieter Freenet hat die Anleger zum Wochenstart mit einer Dividendenstreichung geschockt. Einen solch drastischen Schritt hatte wohl kaum einer auf der Rechnung. Die Aktien des Mobilfunkunternehmens sackten am Vormittag deutlich stärker als der Gesamtmarkt ab. Sie verloren zuletzt 12,25 Prozent auf 15,185 Euro und waren damit zweitschwächster Wert im MDax nach Thyssenkrupp. Der Index der mittelgroßen Werte verlor rund 3 Prozent.

Mit dem Absacken zum Wochenauftakt ist die Freenet-Aktie charttechnisch gesehen nun erneut unter die 21- und die 50-Tage-Linie gefallen, die den kurzfristigen Trend signalisiert. Die Erholung seit dem Corona-Crashtief im März wurde mit einem kurzzeitigen Absturz knapp unter die 15-Euro-Marke in großen Teilen ausradiert. Im Zuge des virusbedingten Börsencrashs war die Aktie von rund 21,50 Euro ausgehend bis Mitte März auf 13,67 Euro abgesackt. Von da aus hatte sie sich bis vergangenen Donnerstag um etwas mehr als 30 Prozent auf knapp unter 18 Euro erholt. Nun ist aktuell nur noch ein Erholungsgewinn von 11 Prozent übrig.

Wie Freenet am Sonntag zugleich mit überraschend veröffentlichten Quartalszahlen mitteilte, sieht sich das Unternehmen wegen der ungewissen Auswirkungen der Corona-Krise vor Herausforderungen. Dabei geht es um den kurzfristigen Refinanzierungsbedarf von Schuldscheinen in Höhe von circa 700 Millionen Euro im Oktober 2020 und im März 2021. Um die finanzielle Stabilität und Flexibilität des Konzerns zu erhalten, soll es - abgesehen von der verpflichtenden Mindestdividende von 4 Cent je Aktie - für 2019 daher keine weitere Ausschüttung an die Aktionäre geben.

Ein Händler hob hervor, dass die gestrichene Dividende ein sehr negativer Kurstreiber sei, den auch die "soliden", über den Analystenschätzungen liegenden Quartalszahlen kaum milderten.

Analystin Heike Pauls von der Commerzbank sah dies genauso. "Der Dividenden-Schock überschattet das gute erste Quartal von Freenet", schrieb sie. Auch wenn es durchaus vernünftig vom Unternehmen sei, für 2019 keine Dividende zu zahlen, sei der Schritt "unpopulär". Das Ausmaß des Kurseinbruchs interpretiert sie als Maßstab dafür, ob Anleger von der Einmaligkeit dieses Ereignisses überzeugt sind oder nicht. Letztlich aber, so schrieb sie, würden aber auch die Anleger künftig von einer geringeren Verschuldung profitieren. Deutliche Kursverluste bei Freenet sieht Pauls daher als Chance zum Kauf der Aktie und beließ ihr Anlageurteil auf "Buy".

Goldman-Analyst Andrew Lee lobte angesichts der vorgelegten Zahlen vor allem das starke Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) und auch den Umsatz im ersten Quartal. Beide Kennziffern hätten die Konsensschätzungen übertroffen, schrieb er. Allerdings sei das im Jahresvergleich starke Ebitda auf Kosten des durchschnittlichen Umsatzwachstums je Nutzer gegangen. Zudem hatte er auch erwartet, dass die gestrichene Dividende die Anleger vergrätzen würde. Dabei betonte er erneut, dass Freenet in der Virus-Krise im Telekomsektor seines Erachtens mit den kräftigsten Gegenwind zu spüren bekomme./ck/mis/stk