HAMBURG (awp international) - Der Mobilfunkanbieter Freenet streicht im Zuge der Corona-Krise seine Dividende für 2019. So befürchtet das Unternehmen Refinanzierungsprobleme. Zahlen will Freenet nur die garantierte Mindestdividende ausschütten. Mit dem am Sonntagabend angekündigten Schritt will das Unternehmen finanziell stabil und flexibel bleiben, um auch bei einer Verschärfung der Situation handlungsfähig zu bleiben.

Am Aktienmarkt kam die gestrichene Dividende nicht gut an. Die Aktie verlor im frühen Handel am Montag 8,6 Prozent. Das Unternehmen habe rundum solide Quartalsergebnisse geliefert, schrieb Analyst Ulrich Rathe vom Analysehaus Jefferies in einer Studie. Vor allem habe das Management die Jahresziele von Ende Februar bekräftigt. Allerdings setze Freenat die Dividende aus, um den kurzfristigen Refinanzierungsbedarf in einer Zeit der Unsicherheit an den Finanzmärkten sicherzustellen. Dies werde einige Anteilseigner enttäuschen. Die Dividendenpolitik bleibe aber unverändert.

Da die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den Finanzmarkt aktuell ungewiss seien, könnten sich für Freenet aus dem kurzfristigen Refinanzierungsbedarf von Schuldscheinen in Höhe von circa 700 Millionen Euro im Oktober 2020 und im März 2021 "Herausforderungen ergeben", hatte das Unternehmen am Sonntag in Hamburg mitgeteilt. Der Hauptversammlung will das Freenet-Management vorschlagen, abgesehen von der verpflichtenden Mindestdividende von 4 Cent je Aktie einmalig die eigentlich geplante Ausschüttung einzubehalten. Das Aktionärstreffen soll am 27. Mai rein online stattfinden. In Zukunft will Freenet wieder zur ursprünglichen Dividendenpolitik zurückzukehren und mindestens 80 Prozent des freien Mittelzuflusses (Free Cashflow) ausschütten. Für die Aktionäre dürfte die Dividendenstreichung dennoch ein schwerer Schlag sein, gilt Freenet doch eigentlich als klassischer Dividendenwert. Noch Ende Februar hatte das Unternehmen eine gleichbleibende Ausschüttung von 1,65 Euro je Aktie angekündigt.

Der freie Mittelzufluss stieg im abgelaufenen ersten Quartal um rund 10 Prozent auf 49,9 Millionen Euro, wie das Unternehmen ebenfalls am Sonntagabend mitteilte. Das lag aber vor allem am Abbau von Vorratsvermögen.

Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) fiel im ersten Quartal um 3,4 Prozent auf 104,2 Millionen Euro. Grund waren hier neue gesetzliche Regelungen für Roamingkosten bei internationalen Gesprächen. Daher schlugen das Umsatzwachstum im Mobilfunkgeschäft und die gestiegene Anzahl von Vertragskunden nicht auf das operative Ergebnis durch. Das TV-Geschäft hielt sich indes in etwa stabil. Konzernweit stieg der Umsatz im ersten Quartal um 4,3 Prozent auf 648,8 Millionen Euro.

An der Jahresprognose von Ende Februar hält Freenet derweil fest. Das Unternehmen ist ein Mobilfunkanbieter ohne eigenes Netz, der freie Kapazitäten bei den Netzbetreibern anmietet und damit eigene Tarife anbietet. Zudem bietet das Unternehmen digitales Antennenfernsehen sowie als Streaming im Internet an und verkauft in eigenen Läden auch Zubehör rund um Smartphones und andere Lifestyle-Geräte./mis/mne/nas/jha/