Damit versucht das Unternehmen nach der heftigen Kritik seines Großaktionärs die Wogen zu glätten und den 6,3 Milliarden Franken schweren Deal in trockene Tücher zu bringen. Konkret ist Sunrise bereit, Abstriche bei der geplanten 4,1 Milliarden Franken schweren Kapitalerhöhung zu machen und sich stattdessen höher zu verschulden. Ob und in welchem Umfang das nötig sei, will das Management nun abklären. "Für uns ist wichtig, dass wir in den kommenden Wochen mit allen Aktionären Diskussionen führen und verstehen, was deren Meinungsbild in Summe ist und dann werden wir schauen, ob es eine Anpassung braucht oder nicht", sagte Sunrise-Finanzchef Andre Krause am Donnerstag in einem Interview der Nachrichtenagentur Reuters. "Wir sind überzeugt, dass die Mehrheit unserer Aktionäre diese Transaktion unterstützen wird", sagte Firmenchef Olaf Swantee.

Auch an der Börse rechneten die Investoren offenbar mit grünem Licht für die Kapitalerhöhung: Die Sunrise-Aktie verlor rund sechs Prozent.

Sunrise hatte die Übernahme Ende Februar angekündigt. Das fusionierte Unternehmen will mit Bündel-Angeboten für Mobilfunk, Breitband-Internet, TV und Festnetz Marktanteile gewinnen und damit zu einem stärkeren Wettbewerber für den Marktführer Swisscom aufsteigen.

Der deutsche Großaktionär Freenet läuft jedoch Sturm gegen die Pläne und hatte unlängst angekündigt, seine Zustimmung zu der Kapitalerhöhung zur Finanzierung der Übernahme zu verweigern. Freenet hält eine Beteiligung von 24,5 Prozent an Sunrise. Das "Nein" von Freenet alleine reicht nicht aus, um die Kapitalerhöhung zu blockieren, für die sich eine einfache Mehrheit der Eigentümer aussprechen muss. Doch weil auf Generalversammlungen nie alle Aktionäre anwesend sind, hat Freenet ein beträchtliches Gewicht. Die übrigen Eigentümer haben sich bislang nicht öffentlich zu ihren Stimmabsichten geäußert. Auf Skepsis stieß der Deal aber nicht nur bei Freenet - sondern auch bei Analysten, die sich kritisch zu dem mit dem Verkäufer Liberty Global ausgehandelten Kaufpreis und zur Finanzierungsstruktur geäußert hatten.

SUNRISE WILL DEAL NICHT NACHVERHANDELN

Nachverhandlungen mit Liberty erteilte Sunrise-Chef Swantee eine Absage: "Wir werden diesen Vertrag umsetzen und stehen zu der Transaktion und dem Vertrag, den wir mit Liberty unterschrieben haben", sagte er.

Die Fehde mit Freenet zieht sich bereits seit Monaten hin. Um den Großaktionär umzustimmen, hatte Sunrise nach eigenen Angaben eine alternative Finanzierung für die Übernahme vorgeschlagen - bestehend aus einer Wandelanleihe über eine Milliarde und einem 500 Millionen Franken höheren Fremdkapital-Anteil. Dadurch hätte sich die Kapitalerhöhung um insgesamt 1,5 Milliarden Euro verringert. Freenet habe dies jedoch abgelehnt. Die vorgeschlagene Wandelanleihe sei damit vom Tisch, weil Sunrise ohne die Stimmen des Großaktionärs dafür nur schwer die erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit bekäme. Somit habe Sunrise nun Spielraum, die Kapitalerhöhung um 500 Millionen auf dann 3,6 Milliarden Franken zu reduzieren. "Wir können etwas mehr Fremdkapital aufnehmen, wenn das notwendig wäre", sagte Swantee. Grund dafür sei die besser als erwartete Entwicklung des Übernahmeziels UPC Schweiz und höhere Synergien aus dem Zusammenschluss.

Ein Datum für die entscheidende Abstimmung steht noch nicht fest. Wann diese stattfindet, hängt von den Wettbewerbshütern ab, die für die Übernahme noch grünes Licht geben müssen.

Das Tuch zwischen Freenet und Sunrise scheint nach den wochenlangen Verhandlungen jedenfalls zerschnitten zu sein: Sunrise schloss die Freenet-Vertreter im Verwaltungsrat von den Beratungen zur Transaktion aus.