FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Brexit-Schock hat Aktien aus der deutschen Konsumgüter- und Pharmabranche und auch aus dem Immobiliensektor am Freitag nur geringfügig getroffen. Entsprechend der Devise, dass Dinge des täglichen Bedarfs sowie Lebensmittel oder auch Medikamente auch in wirtschaftlich unsicheren Zeiten genötigt werden, gaben solche als defensiv bezeichneten Aktien im Vergleich zum Gesamtmarkt weit unterdurchschnittlich nach oder legten sogar zu.
Im Dax
Adidas
Auch die Aktien des spätzyklischen und daher ebenfalls nicht so konjunktursensiblen Immobiliensektors hielten sich besser als der Durchschnitt der deutschen Aktien. Ihnen kommt zudem die Tiefzinsphase der Notenbanken zupass, die die Finanzierung von Krediten günstig macht. So büßten Vonovia
"Die Investoren sind vorerst ratlos und suchen die sicheren Häfen", begründete Händler Andreas Lipkow von Kliegel & Hafner die relative Stärke der als defensiv geltenden Unternehmen. "Qualität und Sicherheit bilden derzeit die beiden wichtigsten Kriterien der großen institutionellen Investoren, um in Aktien zu investieren."
Laut Bert Flossbach, Mitbegründer von Deutschlands größtem Vermögensverwalter Flossbach von Storch, sind Ereignisse wie der Brexit auch Chancen. "Man schaut auf eine Firma und denkt: guter Laden, aber leider etwas teuer und dann kommt nun so eine Situation und da halte ich die Hand auf. Das ist der Tag, an dem ich möglicherweise mal diese oder jene Aktie zu dem Preis bekomme, zu dem ich sie immer mal haben wollte." Und bei hohen Risiken auf der Konjunkturseite, ob nun der Brexit oder auch Wirtschaftsrisiken in China oder die US-Präsidentenwahl, blieben defensive Werte die erste Wahl und gehörten dann zu den "robustesten".
Das zeigte auch ihre starke Entwicklung seit der Finanzkrise 2008: Es waren vor allem die Aktien aus defensiven Branchen, die die Erholung vorantrieben und schließlich von Rekordhoch zu Rekordhoch eilten. Die Henkel-Aktien etwa erreichten ihr letztes Rekordhoch im April 2015. Seit ihrem Tief bei 17,50 im Jahr 2009 bis heute haben sie inzwischen 500 Prozent zugelegt. Die ebenfalls im April 2015 letztmals auf Rekordhoch gekletterte Merck-Aktie hat seit der Finanzmarktkrise immerhin 230 Prozent hinzugewonnen und Fielmann rund 220 Prozent./ck/fbr