Zürich (awp) - Die Aktien des Vermögensverwalters GAM tendieren am Dienstag im frühen Handel deutlich fester. Nachdem Eckdaten bereits publiziert waren, stehen am Berichtstag die Nettoneugeld-Flüsse im ersten Halbjahr, der Ausblick sowie natürlich die Ernennung des neuen Konzernchefs im Fokus.

GAM gewinnen gegen 9.30 Uhr 6,3 Prozent auf 4,39 Franken zu. Der SPI verliert gleichzeitig -0,04 Prozent. Die Aktie legt damit im Jahresverlauf 13 Prozent zu. Im März 2019 hatten GAM ein bisheriges Jahrestief bei 2,97 Franken erreicht, sich danach aber wieder berappelt, nachdem die Titel im Krisenjahr 2018 um drei Viertel eingebrochen waren.

Positiv wurde von den Analysten aufgenommen, dass GAM nun einen neuen CEO präsentieren konnte. Auch werden die weiteren Fortschritte bei der Restrukturierung sowie tiefere Kosten gelobt. Unsicherheit bieten die eher vorsichtigen Aussagen zum Ausblick sowie die stärker als erwarteten Abflüsse. Allerdings machte GAM seit Juni bereits eine Erholung durch.

Er freue sich, den neuen CEO persönlich kennenzulernen, schreibt etwa der Analyst von Vontobel. Von der ZKB heisst es: Immerhin sei ein neuer CEO gefunden, aber eine Fondsgesellschaft habe er gemäss Lebenslauf noch nicht geleitet. Immerhin habe Peter Sanderson, der zuletzt für Blackrock arbeitete - im Gegensatz zum Vorvorgänger Alexander Friedman - jedoch Erfahrung im operativen Bereich.

Auch sei die Restrukturierung auf Kurs, fügte der zuständige Vontobel-Analyst hinzu. Der Gesamtkostenblock sei nicht so hoch ausgefallen wie allgemein erwartet, kommentiert auch der ZKB-Experte in diesem Zusammenhang. Dies rühre vor allem aus den fixen Personalkosten, die um 5 Prozent gesenkt werden konnten, "was wir so nicht auf der Rechnung hatten."

Deshalb sei auch das adjustierte Konzernergebnis mit -1,1 Millionen Franken "nicht ganz so negativ wie die von uns veranschlagten -4,8 Millionen Franken" ausgefallen.

Mit einer weitgehend neutralen Reaktion des Aktienkurses am Dienstag hatte die UBS gerechnet. Dies angesichts dessen, dass weitere negative Nachrichten ausgeblieben seien, sowie angesichts einer stabilen Marge der wiederkehrenden Managementgebühren.

Das vorab noch nicht kommunizierte Neugeld habe hingegen "noch einmal negativ überrascht", schreibt die ZKB mit Blick auf die Schattenseiten des Halbjahresberichts. Die Abflüsse seien erneut stärker als ohnehin schon befürchtet gewesen und zögen sich über die gesamte Strategiepalette.

Da GAM die Zuflüsse im Juni und Juli nicht quantifiziert habe, könne man zudem noch keine Aussagen treffen, ob schon von einer Trendwende gesprochen werden kann. So lange nicht klar sei, ob die Zuflüsse im Juni und Juli substantiell waren, bleibe er lieber auf der vorsichtigen Seite. Für GAM sei das Marktumfeld ein wichtiger Faktor, den die Gesellschaft "nicht wirklich kontrollieren kann". So seien etwa aus Schwellenländeranleihen und -aktien Gelder abgeflossen.

Auf dem jetzigen Niveau der verwalteten Vermögen dürfte GAM "sich halbwegs durchwursteln können", so das Fazit des Analysten bei der Kantonalbank. Eine Wette auf den nachhaltigen Turnaround erscheine aber nach wie vor zu früh und deshalb zu riskant. Zunächst müssten die Assets under Management wieder messbar zulegen.

ys/kw