Zürich (awp) - Der GAM-Aktionär RBR hat sich in einem offenen Brief an die Aktionäre gewandt. Bekanntlich fordert der Hedgefonds des Investors Rudolf Bohli neben einer neuen Zusammensetzung des Verwaltungsrates auch die Ablösung von GAM-CEO Alexander Friedman. Zudem werden radikalere Kosteneinsparungen verlangt, die über die Ziele des Managements hinausgehen.

Allerdings habe der Verwaltungsrat des Asset Managers bis dato nicht reagiert, nachdem man die Pläne eingereicht habe, schreibt RBR in dem am Montag veröffentlichten Brief. Man habe keine Antwort von GAM erhalten - noch nicht einmal, um wissen zu lassen, ob die Berichte angeschaut und diskutiert wurden, heisst es. Darüber hinaus seien keine der von RBR vorgeschlagenen Kandidaten vom GAM-VR befragt worden, worüber man "enttäuscht" sei.

RBR kritisiert in dem Brief vom Montag auch die Akquisitionsstrategie des Unternehmens: Die 2016 getätigten Übernahmen von Cantab und THS hätten sich als extrem teuer erwiesen und seien fehlgeschlagen.

Offenbar hatte es seit November Gespräche zwischen RBR auf der einen Seite und Management und Verwaltungsrat auf der anderen Seite gegeben. Ende Februar machte RBR dann eigene Vorschläge für die VR-Zusammensetzung öffentlich, und Ende März wandte sich der als aktivistisch bekannte Investor dann an die Aktionäre mit konkreten Einsparvorschlägen.

Wie bereits bekannt, will Bohli selbst im VR Einsitz nehmen. Zudem schlägt RBR die Wahl von Kasia Robinski (als Präsidentin) und William Raynar vor. Für das Amt des GAM-CEO habe man zudem einen "hochqualifizierten" Kandidaten gefunden, der bereitstehe. Der Name wird weiterhin nicht genannt.

GAM hält wiederum an den vorgeschlagenen Kandidaten fest, wie Anfang des Monats aus der Einladung zur Generalversammlung vom 27. April hervorging. Friedman bezeichnete die von RBR geforderten Kosteneinsparungen zudem als unrealistisch. Die Forderung zeuge von Unverständnis, sagte er im Interview mit "Finanz und Wirtschaft" vom vergangenen Samstag.

Auch sieht Friedman das Interesse des Investors als eher kurzfristig. So habe Bohli weitere Gesprächsangebote abgelehnt und zuletzt deutlich gemacht, dass er sein Aktienpaket verkaufen werde, sollte er an der GV mit seinen Forderungen scheitern.

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