Zürich (awp/sda) - Der Vermögensverwalter GAM hat am Dienstag davor gewarnt, dass der Gewinn im ersten Halbjahr um die Hälfte einbrechen wird. Knapp 25 Stellen streicht GAM in der Schweiz. Analysten zeigten sich überrascht von dem Ausmass des Gewinneinbruchs. An der Börse befindet sich die Aktie im freien Fall.

Der operative Gewinn vor und nach Steuern sowie der Konzerngewinn würden um 50% tiefer ausfallen als in der Vorjahresperiode, teilte GAM mit. Im ersten Halbjahr 2015 hatte GAM noch einen operativen Gewinn vor Steuern von 101,5 Mio CHF ausgewiesen. Der Konzerngewinn betrug damals 80,9 Mio CHF.

Der Vermögensverwalter begründet den Rückgang mit tieferen Erträgen. Die Erträge würden im ersten Halbjahr 2016 voraussichtlich 1 Mio CHF betragen im Vergleich zu 44,1 Mio CHF in der Vorjahresperiode.

Hauptsächlich weil die verwalteten Vermögen zurückgegangen seien, seien auch Vermögensverwaltungsgebühren und Kommissionen gesunken, teilte GAM mit. GAM will dies "teilweise durch eine Reduktion des Personalaufwands und laufende Kostenkontrollen" auffangen.

STELLENABBAU BIS ENDE 2016

Der Personalaufwand sinke überdurchschnittlich, weil die Fondsmanager mit sogenannten "formelbasierten Boni" bezahlt würden, führte eine Sprecherin gegenüber der Nachrichtenagentur sda aus. Wenn also die verwalteten Vermögen und entsprechend die Verwaltungsgebühren sinken, sinken auch die Vergütungen der Manager.

Darüber hinaus hatte GAM bereits im August 2015 angekündigt, von den gesamthaft 1000 Stellen 15% oder 150 Stellen abbauen zu wollen. Dieser Abbau soll bis Ende 2016 weitgehend abgeschlossen sein, sagte die Sprecherin. In der Schweiz seien knapp 25 Mitarbeitende betroffen.

Die meisten Stellen fallen in Dublin weg, wo Back- und Middleoffice bisher im eigenen Haus betrieben wurden und nun an die Bank State Street ausgelagert worden seien, so die Sprecherin. Auch in London seien die Mitarbeitenden von derartigen Auslagerungen betroffen. "Der Stellenabbau verläuft nach Plan", sagte die Sprecherin.

Ausserdem hatte der Vermögensverwalter im ersten Quartal 2016 im Rahmen des aktuellen Aktienrückkaufprogramms 527'800 eigene Aktien im Wert von 7,6 Mio CHF zurückgekauft. Die Papiere sind für die spätere Vernichtung im Rahmen einer Kapitalherabsetzung vorgesehen.

ÜBERRASCHUNG BEI ANALYSTEN

Am Dienstag befanden sich die Aktien an der Schweizer Börse im freien Fall. Zeitweise gaben sie um 17,5% nach, nachdem sie bereits am Vortag kräftig verloren hatte. Der Gesamtmarkt, gemessen am breiten SPI, verlor bis zum Mittag nur um 0,9%. Die GAM-Titel stabilisierten sich gegen Mittag bei einem bisherigen Tagesverlust von rund 16,2% und verharrten damit auf dem tiefsten Stand seit 2011.

Analysten zeigten sich überrascht vom Gewinneinbruch. Viele Experten hätten ihre diesjährigen Schätzungen schon im Anschluss an den enttäuschenden Zwischenbericht von Ende April mit dem Rotstift überarbeitet, sähen nun aber ein weiteres Mal Handlungsbedarf.

GAM hatte bereits Ende April, anlässlich der Zahlen zum ersten Quartal, auf tiefere erfolgsabhängige Gebühren hingewiesen. Damals vermeldete der Finanzdienstleister, dass die verwalteten Vermögen von 114,7 Mrd CHF um 4% zurückgegangen seien im Vergleich zum Jahresende 2015. GAM-CEO Alexander S. Friedman hatte auf die "starken Turbulenzen" verwiesen, mit denen das Jahr an den Finanzmärkten begonnen habe.

Am 3. August will GAM die Ergebnisse für das erste Halbjahr publizieren.