Zürich (awp) - Die Coronakrise macht dem Vermögensverwalter GAM einen fetten Strich durch die Rechnung. Wegen Wertminderungen der immateriellen Vermögenswerte in Höhe von rund 410 Millionen Franken rechnet die Gruppe mit einem Konzernverlust von rund 400 Millionen im ersten Halbjahr.

Dies ist ein Vielfaches im Vergleich zum Vorjahr: Damals hatte GAM im ersten Semester einen Konzernverlust von 49,7 Millionen Franken ausgewiesen. Die Wertminderung von netto rund 410 Millionen Franken nach Steuern stamme hauptsächlich aus dem Goodwill, der primär durch die Übernahme von GAM durch Julius Bär im Jahr 2005 und durch die UBS im Jahr 1999 gebildet worden sei, hiess es in einem Communiqué vom Freitag.

Ausserdem erwartet die Gruppe im Tagesgeschäft im ersten Semester einen operativen Verlust vor Steuern von rund 3 Millionen Franken. Im ersten Halbjahr 2019 hatte GAM hier noch einen operativen Gewinn vor Steuern von 2,1 Millionen Franken eingefahren.

Kein Einfluss auf Liquidität

"Die Wertminderung hat keine Auswirkungen auf das materielle Eigenkapital der Gruppe, die Liquidität oder jegliche kundenbezogenen oder operativen Funktionen", schrieb GAM. Man verfüge über eine robuste Kapitaldecke mit einer schuldenfreien Bilanz.

Nach dem markanten Rückgang der verwalteten Vermögen wegen der Coronakrise im ersten Quartal hat sich GAM wieder gefangen. Die Kapitalflüsse hätten sich stabilisiert, schrieb GAM: Das verwaltete Vermögen legte bis Ende Mai auf 118,91 Milliarden Franken zu. Im ersten Quartal war es bis Ende März noch auf 112,1 Milliarden Franken geschrumpft. Grund war unter anderem der Börsencrash im März.

Nun haben beide Bereiche wieder zugelegt. Im grösseren Geschäft Private Labelling, also dem Fondsgeschäft, stiegen die verwalteten Vermögen bis Ende Mai auf 82,3 Milliarden Franken. Das sind 5,9 Milliarden mehr als zwei Monate zuvor. Im Investment Management kletterten sie um 0,9 Milliarden auf 36,6 Milliarden Franken.

"Wir beobachten nach wie vor eine Stabilisierung mit materiell tieferen Nettoabflüssen und ein hohes Kundenengagement", erklärte GAM-Chef Peter Sanderson. Nach den im März durch die Coronakrise verursachten Turbulenzen verbessere sich nun auch die Anlageperformance der Fonds.

Beschleunigte Kostensenkung auf Kurs

Zudem mache GAM gute Fortschritte bei der Umsetzung der Strategie. "Dabei liegt unser Fokus auf der neuen Simcorp-Technologieplattform und dem Ziel, unsere Kosten um mindestens 65 Millionen Franken zu senken", erklärte Sanderson: "Trotz der herausfordernden aktuellen Situation wird GAM weiter einen starken Wachstumskurs verfolgen."

Im April hatte Sanderson die Sparmassnahmen verschärft und angekündigt, dass der Personalbestand bis Ende des Jahres auf 680 von 817 Vollzeitstellen per Ende 2019 zurückgehen werde. Zur Senkung der Kosten stünden aber auch die Löhne zur Disposition, insbesondere auf der Teppichetage. Der Stellenabbau sei im Prinzip abgeschlossen, sagte Sprecherin Ute Dehn nun am Freitag auf Anfrage

Das vollständige Ergebnis von GAM für das erste Halbjahr werde am 4. August veröffentlicht, hiess es.

jb/ra