KASSEL/LUBMIN (dpa-AFX) - Nach den Erdgasleitungen Opal und Nel will das Unternehmen Gascade eine weitere Festland-Pipeline durch Mecklenburg-Vorpommern bauen. Hintergrund ist die vom Nord-Stream-Konsortium angestrebte Erweiterung der Ostseepipeline um zwei weitere Stränge. Über die neue, rund 475 Kilometer lange Europäische Gas-Anbindungs-Leitung (Eugal) solle russisches Gas Richtung Süden nach Tschechien transportiert und dort ins Erdgasverbundnetz gespeist werden, sagte Gascade-Sprecherin Nicole Regensburger der Deutschen Presse-Agentur.

Energieminister Christian Pegel (SPD) begrüßte das Vorhaben. Mit der Erweiterung der Nord Stream-Trasse durch die Ostsee würden erhebliche Umschlags- und damit Arbeitsmarkteffekte in der Bauphase im Fährhafen Sassnitz erwartet, sagte Pegel. Es werde daher sehr begrüßt, dass sich Gascade der Weiterführung des Gases annimmt.

Die Trasse soll am Anlandepunkt der erweiterten Ostseepipeline - voraussichtlich bei Lubmin - beginnen und dann parallel zur Opal-Trasse rund 100 Kilometer durch Mecklenburg-Vorpommern nach Süden verlaufen, wie Gascade-Sprecherin Regensburger sagte. "Durch den Verlauf entlang der Opal-Trasse wollen wir die Eingriffe in die Natur so gering wie möglich halten."

Ob überhaupt zusätzliches russisches Erdgas durch die Ostsee nach Deutschland fließt, ist bislang offen. Genehmigt ist die zweite, rund acht Milliarden Euro teure und 1200 Kilometer lange Ostseepipeline bislang noch nicht. Beide Unternehmen, Nord Stream und Gascade, setzen aber auf zügige Verfahren und Bauphasen. Die Trassen sollen Ende 2019 in Betrieb gehen.

Zu den Kosten der Eugal machte Gascade - ein Gemeinschaftsunternehmen von BASF und dem russischen Erdgasriesen Gazprom - keine Angaben. Die neue Trasse dürfte aber deutlich teurer als die Ostsee-Pipeline-Anbindungsleitung (Opal) werden, deren Bau eine Milliarde Euro kostete. Anders als Opal und die Nordeuropäische Erdgasleitung (Nel) ist die Eugal als Doppelstrang geplant.

Mit einer jährlichen Transportkapazität von 51 Milliarden Gas könnte sie nahezu die gesamte Gasmenge aus den beiden zusätzlichen Ostseepipeline-Strängen aufnehmen. Die Opal von Lubmin in Richtung Süden und die Nel von Lubmin in Richtung Westen haben eine Kapazität von 36 Milliarden beziehungsweise 20 Milliarden Kubikmeter pro Jahr. "Eine Doppelleitung vereint die größte Wirtschaftlichkeit mit der besten Umweltbilanz", sagte Regensburger.

In Sachsen und Brandenburg haben bereits die ersten Schritte im Raumordnungsverfahren begonnen, in Mecklenburg-Vorpommern laufen nach Angaben des Energieministeriums in den Behörden erste Vorgespräche für ein Planfeststellungsverfahren. Das Genehmigungsverfahren, in dessen Verlauf auch öffentliche Anhörungen stattfinden, wird durch das Bergamt Stralsund verantwortet. Eröffnet ist das Verfahren noch nicht./mrt/DP/stk

Unternehmen im Artikel: Gazprom PAO (EDR), BASF SE