Die bisherige Prognose von einem Exportplus von zehn Prozent müsse wohl gesenkt werden, sagte der Vorsitzende des Ost-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft, Michael Harms, am Donnerstag in Berlin. Ein Grund dafür seien die verschärften Russland-Sanktionen der USA. Höhere Einnahmen durch den gestiegenen Ölpreis hätten der russischen Wirtschaft und auch der Nachfrage nach deutschen Produkten bislang keine neuen Impulse verliehen.

2017 waren die deutschen Ausfuhren nach Russland erstmals seit fünf Jahren gestiegen, und zwar um ein Fünftel. In den ersten vier Monaten dieses Jahres lag das Plus nur noch bei 1,4 Prozent. Insgesamt wachsen die deutschen Exporte in die 29 Partnerländer des Ost-Ausschusses weiter überdurchschnittlich: Im ersten Jahresdrittel lag das Plus bei knapp sieben Prozent, während die gesamten Ausfuhren nur um 4,4 Prozent zulegten.

Der Verband wandte sich gegen Überlegungen in den USA, das europäisch-russische Pipeline-Projekt zu sanktionieren. "Nord Stream 2 ist nach Recht und Gesetz in der EU genehmigungsfähig, die Arbeiten an dem Projekt haben begonnen", sagte Harms. "Noch im Herbst 2017 gab es zudem von US-Seite die klare Zusage, laufende Projekte nicht zu sanktionieren." Die Ostsee-Pipeline helfe dabei, durch zusätzliche Kapazitäten die Energiepreise in der ganzen EU stabil und die europäische Wirtschaft wettbewerbsfähig zu halten.

Die Pipeline soll zusätzliches Erdgas von Russland über Deutschland nach Westeuropa liefern. Polen und die Ukraine sind strikt gegen den Bau, weil sie um Einnahmen durch die bisherigen Transitpipelines durch ihre Länder fürchten. Auch die USA lehnen den Bau der Pipeline eines Firmenkonsortiums unter Führung des russischen Gazprom-Konzerns ab.