Die Österreicher wollen die Fühler vor allem in der Region Südostasien ausstrecken, da dort die Produktionskosten niedrig seien, die Nachfrage stark steige und die Abhängigkeit von politisch riskanten Ländern wie Russland oder dem Nahen Osten reduziert werde, sagte Vorstandsmitglied Johann Pleininger in einem am Freitag veröffentlichten Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters.

Angekurbelt werden soll das Geschäft mit Zukäufen. "Ich hoffe, dass wir bis Jahresende zu einem Abschluss kommen", sagte der Manager. In der engeren Wahl stünden drei bis fünf Firmen in Australien, Indonesien, Malaysia, Thailand und Vietnam. Eine Größenordnung wollte Pleininger, der seit September 2015 den sogenannten Upstream-Bereich (Exploration und Produktion) leitet, nicht nennen. Früheren Angaben zufolge will OMV bis 2025 zehn Milliarden Euro in Zukäufe außerhalb Europas stecken. Die Produktion soll bis Jahresbeginn 2019 auf 500.000 Fass pro Tag steigen, bis 2025 auf 600.000.

Den Ausbau in Asien will das Unternehmen mit einem Partner umsetzen, ähnlich wie mit Gazprom in Russland oder der Abu Dhabi National Oil Company in den Vereinigten Arabischen Emiraten. In die Hände spiele, dass einige Ölfirmen verkaufen würden. "Es gibt eine Tendenz in Asien, dass große amerikanische Firmen zum Teil rausgehen", sagte Pleininger.

Die Österreicher setzen weiterhin auf fossile Brennstoffe, während die großen Ölkonzerne wie BP oder Shell Milliarden in grüne Energien investieren. "Da passt Südostasien als stabiler Bereich, die haben große Reserven an Öl und Gas", sagte Pleininger. Die teilstaatliche OMV, an der auch der Staatsfonds aus Abu Dhabi beteiligt ist, ist unter anderem in Österreich, Norwegen, Rumänien, Libyen und Russland tätig.

OMV VERKAUFT BETEILIGUNG AN NORWEGISCHER GASINFRASTRUKTUR

Parallel zum Wachstum will die OMV die Restrukturierung fortführen, die Konzernchef Rainer Seele mit seinem Antritt im Sommer 2015 eingeleitet hatte. Die Produktionskosten haben sich in den letzten Jahren auf zuletzt 7,5 Dollar je Barrel halbiert, Ziel sei es, unter 7,0 Dollar zu kommen und damit in der Liga der großen Ölmultis mitzuspielen. Um das zu erreichen, will sich OMV von Bereichen mit hohen Kosten trennen. In Norwegen werde man sich daher von Anteilen an der Gasaufbereitungsanlage Nyhamna sowie an der Unterwasser-Pipeline Polarled trennen, sagte Pleininger. OMV hält an der Röhre 9,1 Prozent sowie 3,8 Prozent an der Nyhamna-Anlage. Vorbehaltlich der Zustimmung des Aufsichtsrates und der Behörden wird die Beteiligungen laut OMV an die norwegische Firma CapeOmega verkauft. Über den Kaufpreis sei Stillschweigen vereinbart worden. Zudem prüfe man den Verkauf von Geschäftsteilen in Tunesien, sagte Pleininger.

OMV VOR MILLIARDEN-INVESTMENT IM SCHWARZEN MEER

Ein Meilenstein wäre der Startschuss für die Gasförderung im Schwarzen Meer. Bis zum ersten Quartal 2019 will OMV mit dem US-Partner ExxonMobil die finale Investitionsentscheidung für das unter dem Namen Neptun bekannte Projekt treffen. "Das wäre eine Investition in Milliardenhöhe", sagte Pleininger. Bedingung für den Produktionsstart seien klare Rahmenbedingungen von der rumänischen Regierung bezüglich Steuern und Lizenzen. "Da vertraue ich in die rumänische Regierung, dass sie einen vernünftigen Vorschlag machen, der von der Industrie akzeptiert wird". Der OMV-Anteil wäre dabei zwischen 60.000 und 70.000 Fass pro Tag, was mehr als das Doppelte von dem ist, was OMV in Österreich produziert. Unklar ist auch, wie die Möglichkeiten für den Export aussehen werden. Ein Teil der Produktion sei für den rumänischen Markt vorgesehen, aber für die "Überschussmengen braucht die OMV den Freiraum, diese exportieren zu können".