Freitag, 29. September 2017

Bern (awp/sda) - GROSSHANDEL: (Regensdorf ZH) Fünf Jahre nach der Übernahme verkauft die Migros den Abholgrosshändler Cash+Carry Angehrn (CCA) wieder. Neuer Eigentümer der Firma mit neun Abholmärkten für den Grosshandel wird das Westschweizer Unternehmen Aligro. Alle CCA-Mitarbeitenden würden übernommen, teilte die Migros mit. Insgesamt habe CCA rund 360 Beschäftigte. Grund für den Verkauf sei, dass die Synergien zwischen Abholgrosshandel und Belieferungsgrosshandel kleiner seien als einst erwartet.

ERWERBSBEVÖLKERUNG: (Neuenburg) Zum dritten Mal in Folge sind 2016 weniger Arbeitskräfte in die Schweiz eingewandert als im Vorjahr. Weil gleichzeitig die Auswanderungen kräftig zunahmen, fiel der Einwanderungsüberschuss auf den tiefsten Stand seit sieben Jahren. Unter dem Strich wanderten 2016 noch 31'000 Erwerbspersonen mehr ein als aus, etwa halb so viele wie jeweils in den drei Jahren zuvor. Tiefer lag der Wanderungssaldo mit 25'000 letztmals 2009. Das geht aus der am Freitag veröffentlichten Arbeitsmarktgesamtrechnung des Bundesamtes für Statistik (BFS) hervor.

INDUSTRIE: (Zürich) Das Technologieunternehmen Feintool verliert den zweitgrössten Aktionär. Die Thomas Muhr Beteiligungs AG und Mubea Engineering haben ihre Beteiligung von 13,8 Prozent an Feintool verkauft. Die Aktien des Autozulieferers Feintool reagierten mit deutlichen Abschlägen. Im Rahmen eines beschleunigten Buchbildungsverfahrens wurden 616'500 Aktien des Autozulieferer zu einem Betrag von 105 Franken pro Anteilsschein platziert, wie die federführende Bank Berenberg gegenüber AWP bestätige. In dem am Vorabend durchgeführten Aukutionsverfahren wurde ein Platzierungspreis im Bereich von 100 bis 110 Franken angepeilt. Gründe für den plötzlichen Ausstieg liegen keine vor. Der Deal erhöht die Liquidität deutlich. Michael Pieper bleibt mit einem Anteil von 50,3 Prozent nach wie vor grösster Feintool-Aktionär.

INDUSTRIE: (Ingoldstadt) Der Abbau von Produktion und 220 Stellen im bayerischen Ingolstadt kommt dem Winterthurer Spinnmaschinenhersteller Rieter zunächst teuer zu stehen: Die Restrukturierung und die Verlagerung der Herstellung nach Tschechien sowie ein Abschreiber würden das Ergebnis von 2017 mit rund 36 Millionen Franken belasten. Nach Abschluss der Massnahmen sollen indes die Kosten ab 2019 um über 15 Millionen Franken sinken, wie Rieter bekannt gab. Der Schweizer Konzern habe sich mit dem Betriebsrat am Standort Ingolstadt auf ein Massnahmenpaket für die vom geplanten Stellenabbau betroffenen Mitarbeitenden geeinigt. Zu den Angeboten von Rieter für die rund 220 Mitarbeiter gehören Aufhebungsverträge oder der Wechsel in eine Transfergesellschaft. Diese Transfergesellschaft offeriere Beratungen und Vermittlungen sowie Qualifizierungsangebote für die Betroffenen, um ihnen bei der Suche nach einer neuen Stelle zu helfen.

DETAILHANDEL: (Cham/Mailand) Die zum amerikanischen Investmentunternehmen KKR gehörende Selecta Schweiz übernimmt den italienischen Wettbewerber Gruppo Argenta. Unter Vorbehalt der Zustimmung der Kartellbehörden soll die Transaktion im ersten Quartal 2018 abgeschlossen werden. Die Pro-Forma-Umsätze des kombinierten Unternehmens würden sich auf 1,5 Milliarde Euro belaufen, der Betriebsgewinn (EBITDA) auf etwa 240 Millionen ohne erwartete Synergieeffekte von über 45 Millionen Euro durch die Integration der gerade abgeschlossenen Übernahme der niederländischen Pelican Rouge.

BLOCKCHAIN: (Bern) Die Finanzmarktaufsicht (Finma) nimmt die Kapitalbeschaffung von Unternehmen über die Blockchain-Technologie unter die Lupe. Die Behörde habe in jüngster Zeit einen markanten Anstieg von sogenannten Initial Coin Offerings ("ICOs") in der Schweiz festgestellt, hiess es in einer Mitteilung der Finma. Die Finanzmarktaufsicht Finma trifft in mehreren Fällen von Initial Coin Offerings (ICO) Abklärungen, ob aufsichtsrechtliche Bestimmungen verletzt worden sind. Sie hat zudem eine Aufsichtsmitteilung zu dem Thema publiziert, in der sie auch die Anleger vor den Risiken solcher ICOs warnt.

RUSSLAND: (St. Petersburg) Der deutsche Altkanzler Gerhard Schröder ist in den Verwaltungsrat des russischen Ölkonzerns Rosneft gewählt worden. Die Aktionärsversammlung des halbstaatlichen Konzerns billigte am Freitag in St. Petersburg seine Berufung, wie das Unternehmen bekanntgab. Die russische Regierung hatte den ehemaligen SPD-Politiker nominiert, der seit seinem Ausscheiden aus dem Kanzleramt 2005 auch für den Gaskonzern Gazprom aktiv ist. Rosneft-Chef Igor Setschin sagte bei der Aktionärsversammlung in St. Petersburg, Schröder solle das Europa-Geschäft des Konzerns aufbauen helfen. Die EU hatte Rosneft im Herbst 2014 wegen des verdeckten russischen Militäreinsatzes in der Ostukraine auf die Sanktionsliste gesetzt. Die Personalie hatte dem Altkanzler und seiner Partei schon im Bundestagswahlkampf Kritik eingetragen. Am Freitag demonstrierten mehrere Aktivisten vor dem Brandenburger Tor gegen Schröders Tätigkeit in Russland.

KONJUNKTUR: (London) Die britische Wirtschaft ist im zweiten Quartal so langsam gewachsen wie seit 2013 nicht mehr. Das Bruttoinlandprodukt legte um 0,3 Prozent zum ersten Vierteljahr zu. Die Euro-Zone schaffte hingegen eine doppelt so hohe Wachstumsrate. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum legte die britische Wirtschaft um 1,5 Prozent zu, nachdem zunächst noch 1,7 Prozent ermittelt worden waren.

ABGAS-SKANDAL: (Wolfsburg) Der Volkswagen-Konzern muss wegen der Abgas-Affäre in den USA weitere Milliardenkosten verbuchen. Im dritten Quartal werde das operative Ergebnis mit rund 2,5 Milliarden Euro belastet, teilte der Konzern am Freitag in Wolfsburg mit. Hintergrund sei eine Aufstockung der Vorsorge für den Vergleich mit geschädigten Autobesitzern von 2,0-Liter-TDI-Fahrzeugen in Nordamerika. Die Umsetzung des Rückkauf- und Nachrüstungsprogramms sei erheblich langwieriger und gestalte sich technisch anspruchsvoller als gedacht. Insgesamt kostet der Skandal um die Manipulation von Dieselabgaswerten in den USA den Konzern bereits mehr als 20 Milliarden Euro. Die VW-Aktie drehte nach der Bekanntgabe der neuerlichen Belastungen ins Minus.

KRITIK AN RYANAIR: (London) Der irischen Billigairline Ryanair droht neuer Ärger. Die britische Zivilluftfahrtbehörde CAA warf der Fluggesellschaft am Donnerstag "permanente Irreführung" von Passagieren vor. Ryanair habe die Fluggäste bei der massenhaften Streichung von Flügen nicht ausreichend über ihre Rechte informiert. CAA-Chef Andrew Haines sagte dem Sender BBC, er sei "wütend" auf die Fluggesellschaft. Ryanair habe den Passagieren nicht mitgeteilt, dass sie das Recht hätten, auf andere Airlines umgebucht zu werden. Die Ryanair-Website liefere weder vollständige noch korrekte Informationen. So hätten Fluggäste auch Anspruch auf die Erstattung von Kosten wie Hotels und Transfers, die durch die Flugstreichungen entstünden. Die Behörde forderte ein Gespräch mit Ryanair-Vertretern.