(neu: Aussagen aus der Pressekonferenz, Kurs und mehr Details)

DÜSSELDORF (dpa-AFX) - Der Maschinenbauer Gea will seine Organisation wieder umkrempeln. Damit will der Konzern wieder zu alter Stärke zurückkehren. "2019 wird ein Jahr der Veränderung", kündigte der neue Unternehmenschef Stefan Klebert am Donnerstag in Frankfurt an. Vor drei Jahren sei eine neue Organisation geschaffen worden, die sich offensichtlich nicht bewährt hat. An der Börse kam das gut an. Die Aktie legte im Mittagshandel um mehr als 10 Prozent zu.

Aus den beiden Geschäftsbereichen Equipment und Solutions sollen mehrere Bereiche werden, um wieder transparenter zu werden. Ziel sei es, die unternehmerische Verantwortung wieder auf mehr Mitarbeiter auszuweiten. Ein Stellenabbau sei dabei nicht geplant. Ende Juni soll die neue Organisation vorgestellt werden.

"Gea hat kein Nachfrage-, sondern ein Ergebnisproblem. Aber das ist lösbar", betonte Klebert. Die Nachfrage sei stabil, das Unternehmen sei grundsätzlich in den richtigen Märkten unterwegs. Gea sei in sehr vielen Bereichen die Nummer Eins oder Zwei. "Das ist eine starke Basis. Aber wir müssen unsere Margen wieder verbessern."

Die Probleme und Ineffizienzen seien bekannt, die Gea bremsten. "Wir haben einen klaren Fahrplan, wie wir die Themen angehen. Bei einigen wird das schneller gehen, bei anderen wird es Zeit brauchen", sagte Klebert. Schon jetzt würden einige Sofortmaßnahmen umgesetzt.

"Wir haben am Kapitalmarkt viel Vertrauen verloren - wir hatten sieben Gewinnwarnungen in Folge seit 2016", sagte Kleber. Um das Unternehmen wieder profitabler zu machen, will der Vorstand unter anderem den Einkauf sowie die Produktionsorganisation zusammenlegen. Zudem soll sich gegebenenfalls von Geschäften getrennt werden. Übernahmen soll es erst einmal keine geben.

Bei dem Maschinenbauer von so unterschiedlichen Produkten wie Melksystemen für die Milchproduktion, Tablettenpressen für die Pharmaindustrie oder Marine-Technologie für Containerschiffe läuft es seit längerem nicht rund.

1881 ursprünglich als Metallhandelsgesellschaft gegründet, konzentrierte sich Gea in den letzten Jahren immer mehr auf Produktionslösungen für die Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie. Umsatzeinbußen gab es unter anderem im Bereich Milchpulveranlagen. Zudem geht der Umbau nicht so schnell voran wie erwartet. Der Anbieter von Produktionstechnologien will sein Fertigungsnetz optimieren und die IT-Plattform sowie das System für die Geschäftsplanung verbessern.

An der Spitze des Unternehmens fand erst jüngst ein Wechsel statt. Vorstandschef Jürg Oleas gab Mitte Februar nach über 14 Jahren sein Amt an Vorstand Stefan Klebert weiter. Auch Finanzchef Helmut Schmale steht vor dem vorzeitigen Abgang, sein Nachfolger wird Marcus Ketter, der derzeit noch in gleicher Position beim Stahlhändler Klöckner & Co ist. Auch Vorstand Niels Erik Olsen verließ das Unternehmen vorzeitig. Seine Position wird nicht nachbesetzt. Der Vorstand werde künftig nur noch vier Mitglieder haben, sagte Klebert.

Trotz eines Gewinneinbruchs hält Gea die Dividende für 2018 stabil. Das Unternehmen werde wie im Vorjahr 85 Cent je Aktie an die Anteilseigner ausschütten. Unter dem Strich wies Gea einen auf die Aktionäre anfallenden Gewinn von 113 Millionen Euro aus. Das war noch nicht einmal die Hälfte vom Vorjahr. Gea hatte bereits Anfang Februar Eckdaten vorgelegt und seine Mittelfristziele eingestampft.

Für das laufende Jahr kalkuliert das im MDax notierte Unternehmen - wie bereits bekannt - einen moderaten Umsatzrückgang im Vergleich zum Vorjahreswert in Höhe von 4,83 Milliarden Euro. Allerdings könnte das um Restrukturierungseffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) mit 450 bis 490 Millionen Euro etwas weniger stark sinken als jüngst angenommen.

Hier wirkt sich laut Unternehmen die Umstellung auf die neuen Bilanzierungsstandards leicht positiv aus. Im Februar war das Unternehmen noch davon ausgegangen, dass das operative Ergebnis auf mindestens 480 Millionen Euro zurückgehen wird nach 518 Millionen Euro im Vorjahr. Als Gründe für die Prognose führte das Unternehmen die sich zunehmend eintrübenden gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen an. Hinzu kämen ein erhöhter Preisdruck sowie steigende Personal- und IT-Kosten.

Ursprünglich hatte Gea sich vorgenommen, von 2018 bis 2022 ein durchschnittliches jährliches Umsatzwachstum um 3,5 bis 4,5 Prozent hinzubekommen und die operative Marge (Ebitda) bis dahin auf 13,5 bis 15,5 Prozent zu steigern. Diese Prognose wurde jüngst kassiert./mne/jha/mis