Düsseldorf (Reuters) - Die deutschen Maschinenbauer haben kurz vor dem Jahreswechsel ihre Prognosen für 2022 und 2023 bekräftigt.

"Wir sind zuversichtlich, unser Ziel eines realen Produktionswachstums von einem Prozent in diesem Jahr zu erreichen und halten auch an unserer Prognose für das kommende Jahr fest", sagte der Präsident des Branchenverbandes VDMA, Karl Haeusgen, am Dienstag auf der Jahres-Pressekonferenz in Frankfurt. 2023 rechne der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) weiterhin mit einem realen Produktionsrückgang von zwei Prozent. "Das ist weit entfernt von den Rückschlägen früherer Jahre und zeigt die Robustheit unserer Industrie."

Die hohe Inflation und der Ukraine-Krieg mit seinen Folgen würden die Hersteller von Maschinen "Made in Germany" noch lange belasten, betonte Haeusgen. Materialengpässe und Schwierigkeiten in der Lieferkette dauerten an, zudem kehrten immer mehr Staaten zu protektionistischen Maßnahmen zurück. Die Branche mit mehr als einer Million Beschäftigten habe aber ihre Innovationskraft und Anpassungsfähigkeit erneut bewiesen. Laut einer Blitzumfrage, an der mehr als 600 Unternehmen teilnahmen, schauten knapp die Hälfte der befragten Firmen optimistisch oder verhalten optimistisch ins neue Jahr.

Mehr als die Hälfte der Unternehmen wollten ihren Personalstand 2023 sogar ausbauen, berichtete der VDMA. Dabei stößt die Branche, zu der neben zahlreichen Mittelständlern auch börsennotierte Großkonzerne wie Thyssenkrupp, Siemens oder Gea gehören, allerdings an Grenzen. Das insgesamt größere Problem vor allem auf mittlere und lange Sicht sei der Mangel an Mitarbeitern, sagte Haeusgen. Es gebe rund 14.000 offene Stellen. "Die Kapazitätsauslastung ist mit 89 Prozent auf einem hohen Niveau, aber es ginge noch mehr, wenn alle freien Arbeitsplätze besetzt werden könnten." Dabei gehe es nicht nur um Facharbeiter und Ingenieure, sondern um alle Stufen der Qualifizierung.

Sorge bereitet der Branche zudem die Entwicklung in China, der nach den USA zweitgrößte Exportmarkt. Zuletzt hätten die deutschen Maschinenbauexporte nach China unter anderem wegen der Corona-Politik und der Krise der Bauwirtschaft an Schwung verloren. Die Exporte deutscher Maschinenbauer nach China seien von Januar bis September um 2,8 Prozent auf 14 Milliarden Euro gesunken. China verfolge das Ziel, sich wirtschaftlich weiter zu entwickeln. Von der Politik werde dabei strategisch in das Wirtschaftsgeschehen eingegriffen zum Nachteil ausländischer Unternehmen. Der Markt China sei kurz- und mittelfristig aber nicht ersetzbar. Instrumente zur Förderung der Exporte nach China dürften nicht abgeschafft werden. China sei zudem mit einem Anteil von 13,4 Prozent der wichtigste ausländische Maschinenlieferant Deutschlands. "Der Konkurrent China ist hellwach", sagte Haeusgen.

(Bericht von Tom Käckenhoff, redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)