Zürich (awp) - Der Sanitärtechnikkonzern Geberit hat im Geschäftsjahr 2021 so viel Umsatz erzielt wie noch nie. Dabei gelang dem Unternehmen das höchste je seit dem Börsengang im Jahr 1999 erzielte Wachstum. Nebst Basiseffekten und dem Trend zu mehr Heimarbeit half dabei auch die Preissetzungsmacht.

Der Konzernumsatz nahm 2021 um knapp 16 Prozent auf 3,46 Milliarden Franken zu, wie Geberit am Donnerstag mitteilte. In lokalen Währungen ergab sich ein ebenfalls zweistelliges organisches Wachstum von knapp 15 Prozent. Der Umsatz lag damit im obersten Bereich der Erwartungen der Analysten und auch oberhalb der eigenen Prognosen.

Das "ausserordentliche" Umsatzwachstum begründete CEO Christian Buhl einerseits mit einem Covid-bedingten positiven Basiseffekt, denn im Jahr 2020 blieben viele Baustellen in Europa wegen Corona wochenlang geschlossen. Andererseits kamen ein Lageraufbau in der Bauindustrie sowie Marktanteilsgewinne hinzu. Geholfen hat zudem die Neigung der Menschen zu Investitionen in die eigene Wohnung angesichts der andauernden Pandemie. Geberit nennt dies den "Home-Improvement-Trend".

Drei Preisrunden

Profitiert hat Geberit aber auch von verschiedenen Preiserhöhungen. Nebst der üblichen Runde im Frühjahr setzte das Unternehmen insbesondere wegen der steigenden Rohmaterialpreise zweimal ausserordentlich die Preise hinauf, nämlich zu Beginn des zweiten Semesters und gegen Ende des Jahres.

Trotz der höheren Preise bleibt allerdings das Wachstum beachtlich. Auf das Wachstum von 14,7 Prozent im gesamten Jahr 2021 hatten die Preise einen Einfluss von 2,2 Prozent, womit die Wachstumsrate auch ohne den Preiseffekt klar im zweistelligen Bereich ausfiel. Das um den Preiseffekt bereinigte, organische Wachstum im üblicherweise schwächsten vierten Quartal erreichte noch immer 4,6 Prozent.

Trotz "erheblicher Herausforderungen in den Lieferketten" gelang es Geberit, die Verfügbarkeit der Produkte zu gewährleisten. Auch die zuletzt hohen Corona-Fallzahlen vermochten das Unternehmen nicht zu bremsen. Geberit habe immer über genügend Mitarbeiter verfügt, um die Produktion aufrecht zu erhalten, erklärte Buhl dazu.

Rohstoffpreise bleiben im Fokus

Gewisse Sorgen bereitet ihm nach wie vor die Entwicklung der Rohmaterialpreise. Blieben diese auf dem aktuellen Niveau im Gesamtjahr stabil, lägen sie um rund 10 Prozent über den Durchschnittspreisen des Vorjahres. "Die Risiken auf der Rohmaterialseite sind höher als diejenigen mit der Verfügbarkeit von Mitarbeitern", so Buhl.

Mit Blick auf das Ergebnis wurden die Aussagen vom vergangenen November, wonach die operative Cashflow-Marge (EBITDA) einen Wert zwischen 30 und 31 Prozent werde, präzisiert. Geberit rechnet nun mit einer EBITDA-Marge von rund 31 Prozent.

Einen genauen Ausblick auf das Geschäftsjahr 2022 macht Geberit zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Für Buhl stehen drei Fragen im Zentrum: "Wann kommt das Ende des Home-Improving-Trends? Kommt es wegen der mangelnden Verfügbarkeit von Bauprodukten und der Preisinflation zu Verzögerungen bei Bauprojekten? Wie stark wirkt sich der Abbau der nun gut gefüllten Lager der Grosshändler aus?"

cf/rw