Wismar (Reuters) - Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck will die Insolvenz der MV Werften in Mecklenburg-Vorpommern für den Umbau des Schiffbaus in eine klimafreundliche Industrie nutzen.

Es gebe Interesse von Investoren sowohl an dem zu drei Viertel fertigen Kreuzfahrtschiff "Global One" als auch an den Werftstandorten, sagte Habeck am Montag im Anschluss an einem Besuch der MV Werften. "Das gibt zumindest eine vorsichtige Hoffnung, dass dies nicht das Ende des Schiffbaus in Wismar, in Rostock und an den mecklenburg-vorpommerschen Küsten ist, sondern eine weitere Übergangsphase." Habeck stellte dafür Mittel des staatlichen Wirtschaftsstabilisierungsfonds in Aussicht. Voraussetzung sei ein tragfähiges Konzept, bei dem auch Unternehmen Verantwortung übernähmen.

Die Erfahrungen der Mitarbeiter und die Technologien der Werftengruppe könnten beim Bau von Offshore-Plattformen für die Windkraft und bei der Modernisierung von Schiffsflotten auf den Weg hin zu Klimaneutralität eingesetzt werden. Man könne die Transformation, die gegenwärtig alle Industriebereiche durchliefen, jedenfalls zu Gunsten des Schiffbaus nutzen. Zunächst müsse dafür gesorgt werden, dass die Global One zuende gebaut werde und die Standorte erhalten blieben.

Der vorläufige Insolvenzverwalter Christoph Morgen sagte, zwischenzeitlich hätten sich weitere Interessenten für die Global One gemeldet. Er sei zuversichtlich, einen Käufer zu finden. Es sei aber unwahrscheinlich, dass ein Abnehmer alle Werftenstandorte übernehme. Vielmehr müsse für jeden Standort eine Lösung gesucht werden. Dafür müsse er Zeit gewinnen. Deshalb sei die Finanzierung einer Transfergesellschaft wichtig, um die Mitarbeiter zu halten.

Morgen sagte, der bisherige Eigner Lim Kok Thay habe sich nach einem ersten Kontakt nicht wieder gemeldet. Er habe das Gefühl, dass der malayische Milliardär die Global One zu einem günstigen Preis erwerben wollte, um sie an einem anderen Ort fertig zu bauen. Der Unternehmer hatte dem vorläufigen MV-Verwalter Ende Januar zunächst sein Interesse signalisiert, das Kreuzfahrtschiff abzunehmen.

Die Ostseewerften in Rostock, Wismar und Stralsund hatten Anfang Januar Insolvenz angemeldet, nachdem in Verhandlungen zwischen dem Genting-Konzern sowie dem Bund und dem Land Mecklenburg-Vorpommern keine Lösung für die weitere Finanzierung gefunden worden war. Kurz danach hatte Genting Hongkong selbst juristische Schritte für die Abwicklung eingeleitet. Die Kreuzfahrtgruppe hatte zuvor erklärt, wegen der MV-Werften-Pleite in Deutschland Kredite von 2,8 Milliarden Dollar nicht mehr bedienen zu können. Auslöser für die Schieflage war die Corona-Pandemie, die das Geschäft mit Kreuzfahren einbrechen ließ.