Zürich (awp) - Die Verkäufe des Industriekonzerns Georg Fischer (GF) sind im ersten Semester 2020 wegen der Corona-Pandemie zweistellig eingebrochen und der Gewinn hat sich mehr als halbiert. Das Unternehmen sieht für die nahe Zukunft zwar "ermutigende Anzeichen", bleibt mit der Prognose aber auf der vorsichtigen Seite.

Der starke Umsatzrückgang ist einerseits auf den hohen Anteil mit Kunden aus der Auto- und Luftfahrtindustrie zurückzuführen. Zur schwachen Verfassung der Märkte und den Werksschliessungen bei vielen Kunden kam der starke Schweizer Franken obendrauf.

Die Covid-Pandemie habe das erste Semester 2020 "auf eine noch nie dagewesene Art und Weise" geprägt, teilte GF am Dienstag mit. In Zahlen ausgedrückt sank der Umsatz um 20 Prozent auf noch 1,53 Milliarden Franken. Portfolioveränderungen und negative Währungseffekte ausgeklammert, ergab sich ein Minus von 14 Prozent.

Die schrittweise Ausbreitung des Virus habe sich weltweit negativ auf die meisten Industrien und Märkte ausgewirkt, insbesondere aber auf die Luftfahrt- und Automobilindustrie, erklärte das Unternehmen. Die auf Leichtmetallteile ausgerichtete Gussdivision Casting Solutions musste deshalb ihre Werke teilweise schliessen.

Gleichzeitig haben die Hersteller von Flugzeugen einen grossen Anteil ihrer Aufträge verschoben. Die Division verlor deshalb über einen Drittel des Umsatzes und erlitt einen operativen Verlust.

Maschinenbau bleibt knapp im Gewinnbereich

Auch im Maschinenbau lief es nicht rund, die Verkäufe der Division Machining Solutions sanken um 21 Prozent; operativ schrieb die Division eine schwarze Null. Während die globale Luftfahrtindustrie "noch nie so hart" getroffen worden sei, habe sich der Bereich Medizinaltechnik sehr widerstandsfähig gezeigt, so GF.

Die mit einem Anteil von über 50 Prozent grösste Division Piping Systems hielt den Umsatz mit einem organischen Minus von gut 3 Prozent vergleichsweise stabil, wobei die operative Gewinnmarge mit 11,1 Prozent im zweistelligen Bereich gehalten werden konnte.

Insgesamt gab es auf Konzernebene dennoch empfindliche Gewinneinbussen. Der operative Gewinn (EBIT) fiel um beinahe 60 Prozent auf 57 Millionen Franken. Der Reingewinn nach Minderheiten sackte gar um zwei Drittel auf 34 Millionen zurück.

Die Schätzungen der Analysten wurden dennoch klar übertroffen, was sich denn auch in einem Plus der Aktie bis um die Mittagszeit von 2,6 Prozent niederschlug.

Für die kommenden Monate bleibt GF allerdings eher defensiv eingestellt und stellt für das zweite Semester 2020 ein Betriebsergebnis auf ähnlichem Niveau wie im ersten Halbjahr in Aussicht.

Vorsicht überwiegt

CEO Andreas Müller hob an einer Telefonkonferenz hervor, dass bei der grössten Division Piping Systems jüngst viele neue Aufträge aus den Marktsegmenten Mikroelektronik und Kühlanwendungen eingegangen seien. Auch in der Gussdivision hätten die Bestellungen aus den USA und Europa zuletzt wieder angezogen. Neuen Schwung verspricht der Konzernchef auch von einer neuen Maschinengeneration der Sparte Werkzeugmaschinen.

Ebenfalls für etwas Beruhigung nach dem Corona-bedingt schwachen ersten Semester sorgt die zuletzt starke Erholung in China. "Im Juni lag der Umsatz des Konzerns im Vorjahresvergleich organisch nur noch um 3,8 Prozent unter dem Vorjahr", so Müller. Die Entwicklung zeige damit seit Mai wieder nach oben.

Dass die Guidance hinsichtlich des Betriebsgewinns für das zweite Semester angesichts dieser Voraussetzungen zu vorsichtig sei, verneinte er aber. "Das zweite Semester ist mit den Ferienmonaten Juli, August und Dezember aus saisonalen Gründen jeweils das schwächere", begründete er die Zurückhaltung und verwies gleichzeitig auf den bremsenden Effekt des starken Frankens.

cf/ra