FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Anleger von Gerresheimer haben am Dienstag bei den zuletzt gut gelaufenen Aktien des Spezialverpackungsherstellers Kasse gemacht. Den Anlass für Gewinnmitnahmen boten die Geschäftszahlen zum dritten Quartal, die im Großen und Ganzen allerdings keine Überraschungen geboten hatten.

Die Papiere von Gerresheimer waren im frühen Handel um bis zu 6,68 Prozent abgesackt und hatten bei 93,60 Euro den tiefsten Stand seit Ende September erreicht. Zuletzt berappelten sie sich aber ein Stück weit und büßten 2,64 Prozent auf 97,65 Euro ein.

Gerresheimer lag im dritten Quartal beim bereinigten Überschuss über den Erwartungen am Markt, bei den Erlösen indes darunter. Derzeit beeinflusst die Corona-Krise den Spezialverpackungshersteller wirtschaftlich gesehen noch negativ. Denn die Nachfrage nach Parfumflakons sackte ab - viele Menschen gehen weniger aus. Zudem fällt für die Kosmetikindustrie das wichtige Geschäft an den Flughäfen zu großen Teilen weg. Zudem habe der Umsatz etwas unter negativen Währungseffekten gelitten, betonten Analysten der US-Bank JPMorgan und der Commerzbank.

Alles in allem aber sei das Zahlenwerk weitgehend wie erwartet ausgefallen, schrieb Analystin Veronika Dubajova von der US-Investmentbank Goldman Sachs. Dubajova verwies zudem auf die bekräftigten Geschäftsjahresprognosen.

"Gemeinsam mit den Impfstoffherstellern bereiten wir die weltweiten Covid-19 Impfkampagnen vor", sagte Unternehmenschef Dietmar Siemssen. Dafür baut Gerresheimer zusätzliche Kapazitäten für die Herstellung von Injektionsfläschchen auf. Der Experte Zafer Rüzgar Analysehaus Pareto Securities schrieb, dass Gerresheimer von der Corona-Impfstoffentwicklung erheblich profitieren sollte. Darüber hinaus sei die Margenentwicklung in den zentralen Bereichen stark gewesen.

Bei Anlegern gilt Gerresheimer als Gewinner der Virus-Krise. In diesem Jahr haben die Papiere rund 40 Prozent zugelegt, während der MDax seit Jahresbeginn mehr als 1 Prozent im Minus liegt.

Zwischenzeitlich aber waren auch die Aktien der Düsseldorfer kräftig eingeknickt und bis auf fast 50 Euro gefallen. Dies war der tiefste Stand seit 2015. Seit Mitte März aber kennt der Kurs fast nur noch eine Richtung und hat sich seitdem in etwa verdoppelt. Das erst Anfang September erreichte Rekordhoch von gut 101 Euro ist damit nicht mehr allzu weit entfernt.

Gleichwohl hat sich durch den Kursrutsch an diesem Dienstag das charttechnische Bild erst einmal etwas eingetrübt. Die Aktien sackten sowohl unter die 21- als auch unter die 50-Tage-Durchschnittslinien, die als Indikator für die kurz- beziehungsweise mittelfristige Kursentwicklung gelten. Der hohe Verkaufsdruck an diesen charttechnischen Barrieren könnte insofern die Talfahrt der Papiere im frühen Handel noch befeuert haben. Positiv zu werten ist aber in diesem Zusammenhang, dass die Anteilsscheine nicht auch noch unter die 90-Tage-Linie gerutscht sind, die aktuell bei gut 93 Euro verläuft./la/mne/mis