DÜSSELDORF (dpa-AFX) - Trotz einer robusten Nachfrage von Pharma- und Kosmetikunternehmen nach Ampullen, Kunststoffbehältern und Flakons ist der Spezialverpackungshersteller Gerresheimer im Geschäftsjahr 2018/2019 (per Ende November) nur wenig gewachsen. Gründe waren ein Auftragsverlust im neuen Geschäftsbereich Advanced Technologies rund um Mikropumpen zur Medikamentengabe sowie eine schwache Nachfrage nach bestimmten Glas-Pharmabehältern durch Großkunden in Nordamerika.

Zwar stieg der währungsbereinigte Umsatz um 2,4 Prozent auf 1,4 Milliarden Euro, wie der MDax-Konzern am Mittwoch in Düsseldorf bei der Vorlage der Jahresbilanz mitteilte. Damit erreichte Gerresheimer aber nur das untere Ende der angepeilten Spanne. So fielen die Erlöse im Schlussquartal.

Das währungsbereinigte operative Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) legte um 0,7 Prozent auf 293 Millionen Euro zu. Unter dem Strich stand ein auf die Anteilseigner entfallender Überschuss von rund 81 Millionen Euro, nachdem ein Jahr zuvor noch ein deutlich höherer Gewinn von 129 Millionen Euro zu Buche gestanden hatte. Hier schlugen auch Effekte durch eine Auftragskündigung durch Sanofi durch. So hatte der französische Pharmakonzern bei einem Projekt der Gerresheimer-Tochter Sensile Medical für die Entwicklung von Mikropumpen für die Insulin-Versorgung von Diabetes die Zusammenarbeit aufgekündigt.

An der Börse kamen die Nachrichten schlecht an. Die Gerresheimer-Aktie lag am Mittwochvormittag gut 3 Prozent im Minus und gehörte damit zu den schlechtesten Titeln im Index der mittelgroßen Unternehmen. Im vergangenen Jahr hatten die Papiere rund ein Fünftel an Wert hinzugewonnen. Auf längere Sicht sieht es sogar deutlich besser aus: In den zurückliegenden fünf Jahren beziffert sich das Plus auf über 40 Prozent.

Analyst Aliaksandr Halitsa von der Privatbank Hauck & Aufhäuser unterstrich in einer ersten Reaktion, dass Gerresheimer zum Jahresabschluss geschwächelt habe. Zudem erscheine auch der Ausblick wenig verheißungsvoll, befand der Marktexperte. Aus Sicht von Commerzbank-Analyst Daniel Wendorff entwickelte sich der Spezialverpackungshersteller operativ solide. Der Ausblick sei in Ordnung. Veronika Dujbova von der US-Investmentbank Goldman Sachs merkte an, dass das vierte Quartal leicht enttäuschend ausgefallen sei.

Für das laufende neue Geschäftsjahr 2019/2020 peilt Gerresheimer ein Umsatzwachstum im mittleren einstelligen Prozentbereich an. Die bereinigte Ebitda-Marge soll rund 21 Prozent betragen. Außerdem präzisierte der Konzern seine Mittelfristziele und strebt nun in den Folgejahren ein jährliches organisches Wachstum im mittleren einstelligen Prozentbereich an. Bislang sollten die Erlöse bis 2022 jährlich im Durchschnitt zwischen 4 und 7 Prozent wachsen. Gerresheimer hat sich mittelfristig eine bereinigte Ebitda-Marge von 23 Prozent vorgenommen. Das Investitionsvolumen soll bei 8 bis 10 Prozent der Umsatzerlöse liegen.

Die unerwartete Kündigung des Mikropumpen-Projekts durch Sanofi hatte laut Gerresheimer eine Wertminderung beim Ebitda von 117 Millionen Euro zur Folge. Das Platzen des Sanofi-Projekts war ein Rückschlag für Gerresheimer und hatte die Investoren stark enttäuscht.

Konzernchef Dietmar Siemssen zeigte sich ungeachtet dessen mit der Bilanz zufrieden. 2019 sei das Fundament gelegt worden, Gerresheimer auf einen klaren Wachstumskurs zu bringen, befand er. 2019 investierte der Konzern den Angaben zufolge rund 185 Millionen Euro, unter anderem in den Bau neuer Werke in Nordmazedonien und Brasilien sowie in den Ausbau des Produktportfolios. Größere negative Auswirkungen durch das Coronavirus sieht Siemssen aktuell nicht. Mit dem Virus gehe zwar eine gewisse Unsicherheit einher, doch sei Gerresheimer momentan kaum betroffen.

Erfreuliche Nachrichten gab es derweil für die Aktionäre: Sie sollen eine erhöhte Dividende von 1,20 Euro je Aktie erhalten, nach 1,15 Euro ein Jahr zuvor./eas/mis/fba