ProSiebenSat.1-Aktionär Deka will dem neuen Chef des Fernsehkonzerns auf der Hauptversammlung zunächst den Rücken stärken, fordert mittelfristig aber seine Ablösung.

"In der jetzigen Situation, in der es gilt, sich auf Kosten-, Liquiditäts- und Cashflow- Management zu konzentrieren, ist Herr Beaujean der richtige Mann an der Spitze", sagte Winfried Mathes von Deka Investment am Montag. "In der Zeit danach sollte aber unbedingt ein branchenerfahrener Topmanager das Unternehmen führen." Die Fondsgesellschaft wolle zwar die Gremien entlasten und "im Sinne der Verwaltung" stimmen. Mathes kritisierte aber den jüngsten Strategiewechsel in Richtung Unterhaltungsgeschäft im deutschsprachigen Raum: "Kontinuität sieht anders aus."

Beaujeanm, zuvor Manager bei T-Online und beim Verpackungshersteller Gerresheimer, ist seit Juli 2019 Finanz-Chef von ProSieben. Nach dem aufsehenerregenden Abgang von Max Conze als Konzern-Chef Ende März hat er zusätzlich die Funktion des Vorstandsprechers übernommen. Ihm steht bei der virtuellen Hauptversammlung am Mittwoch der erste große öffentliche Auftritt bevor - und dies wohl unter den Argus-Augen der Großaktionäre. So hat Mediaset das Management um Beaujean jüngst mit ungewöhnlich harschen Worten aufgefordert, eine Wachstumsstrategie vorzulegen. Die von der Familie des früheren italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi kontrollierte Mediaset ist mit rund 24,2 Prozent größter Eigentümer des bayerischen Unternehmens. Knapp zwölf Prozent halten die Italiener direkt, den Rest über Finanzinstrumente. Der Investor CMI um den tschechischen Milliardär Daniel Kretinsky hält zehn Prozent und der US-Investors KKR direkt und indirekt fünf Prozent.

Deka Investment mahnte an, die drei Großaktionäre sollten mit Blick auf ihre "Absichten sorgfältig unter die Lupe genommen werden". Der Aufsichtsratsvorsitzende Werner Brandt "muss jetzt die Strategiekurve bekommen - denn die Großaktionäre Mediaset, Czech Media Invest und das Private Equity-Haus KKR befinden sich in Wartestellung und könnten eine Palastrevolution auslösen". Deka-Experte Mathes betonte: "ProSiebenSat.1 ist ein Lehrstück, wie eine notwendige Änderung des Geschäftsmodells - nämlich weg von der Dominanz der TV-Werbeeinnahmen - durch Managementquerelen ad absurdum geführt wurde und wertvolle Zeit verloren ging." Hier müsse der Aufsichtsrat schneller eingreifen, "wenn Managementstile zu Lasten der Unternehmenskultur aus dem Ruder laufen".