Der 2019 in die Pleite gerutschte Damenmodekonzern Gerry Weber hat von seinen Gläubigern und Eigentümern Schützenhilfe zur Überwindung der Coronakrise erhalten.

Die Insolvenzgläubiger stimmten mehrheitlich zu, 35 Prozent ihrer Forderungen bis Ende 2023 zu stunden, wie Gerry Weber am Dienstag mitteilte. Zudem sagten die Eigentümer die angekündigte Unterstützung verbindlich zu.

Finanzvorstand und Sanierungsexperte Florian Frank betonte: "Wir haben in den vergangenen Wochen unter Hochdruck ein umfangreiches Zukunftskonzept erarbeitet, das alle Beteiligte überzeugt, auch wenn es ihnen schmerzhafte Beiträge abverlangt." Neben der Teilstundung von Forderungen sieht das Konzept auch den Abbau von 200 Arbeitsplätzen vor. Zudem seien mit Geschäftspartnern und Lieferanten Verträge neuverhandelt worden, mit dem Ziel, die Liquidität zu sichern. Die Schließung weiterer Verkaufsflächen sei nicht vorgesehen, allerdings sei es unvermeidlich, dass die Vermieter weitere Zugeständnisse machten.

Die behördlich angeordneten Ladenschließungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie haben dem Modekonzern einen Umsatzausfall von 100 Millionen Euro eingebrockt. Zwar seien in Deutschland inzwischen alle Geschäfte wieder geöffnet. Doch die Kundennachfrage erhole sich nur zögerlich.

Das Unternehmen aus dem westfälischen Halle war Anfang 2019 nach einer jahrelangen rasanten Erweiterung des Filialnetzes und der Übernahme der Damenmodekette Hallhuber in die Pleite geschlittert. Das Amtsgericht Bielefeld hob das Insolvenzverfahren in Eigenregie zum 31. Dezember auf. Die Traditionsfirma konnte neu starten, bevor die Corona-Pandemie sie erneut ausbremste.