Die Digitalisierung schreitet unaufhörlich voran - und Deutschland hinkt weiter hinterher. Funklöcher, Glasfaserkabel, Breitbandanschlüsse: In den letzten Jahren wurde viel geschimpft und viel diskutiert. Auch unsere vermeintliche Liebe zum Bargeld gab immer wieder Anlass für Gesprächsstoff und rückte nicht zuletzt bei Debatten rund um Mobile-Payment-Anbieter verstärkt in den Fokus. Nun hat der BITKOM ein Positionspapier zur Wahlfreiheit beim Bezahlen an jedem Point-of-Sale (PoS) veröffentlicht - und damit einen wichtigen Grundstein gelegt.

'Wir empfehlen der Bundesregierung', so heißt es in diesem Papier, 'Konsumenten die Wahlfreiheit zwischen baren und elektronischen Bezahloptionen zu ermöglichen, in dem sie die Akzeptanz mindestens einer elektronischen Bezahloption an jedem Point-of-Sale verpflichtend vorschreibt.' Im Anschluss folgen unter anderem sieben Thesen, die veranschaulichen, warum diese Wahlfreiheit gegeben werden sollte, darunter auch die Aussage, dass elektronisches Bezahlen Freiheit schaffe.

Ein Satz, der hierzulande sicherlich nicht überall auf offene Ohren stößt. Es wurde oft beschrieben, meist belächelt: Wir Deutschen lieben unser Bargeld. Doch die Gewährleistung der Wahlfreiheit am Point-of-Sale bietet - das Wort alleine steht für sich - die Wahl und damit weiterhin die Freiheit, was im europäischen Vergleich keine Selbstverständlichkeit ist. Um eine Bezahlmethode zu präferieren und dann auch nutzen zu können, muss es aber zunächst natürlich auch wirklich überall Akzeptanzstellen geben.

Elektronisches Bezahlen: viele Vorteile für alle Beteiligten

Elektronisches Bezahlen birgt insgesamt sehr viele Vorteile - und zwar nicht nur für den Kunden, sondern für die gesamte Kette inklusive Endkunde, Händler und Banken. Aus Sicht der Händler beispielsweise können durch elektronische Bezahlungen enorme Kosteneinsparungen entstehen. Was bisher für die Verwaltung, den Transport und Schutz von Bargeld ausgegeben wurde, ließe sich deutlich reduzieren. Aber auch für den Endkunden bietet der bargeldlose Zahlungsverkehr zahlreiche Vorteile, wie höheren Schutz, evtl. Kosten am Geldautomat (Fremdabhebung), aber auch eine sehr gute Übersicht über die getätigten Ausgaben. Letztendlich gibt es auch beiden Banken entsprechendes Einsparungspotenzial im Bereich des Bargeldmanagements.

Auch das oft verwendete Argument, durch elektronische Bezahlvorgänge entstünden enorme Zusatzkosten für die Händlerseite, ist längst entkräftet. Der Prozentsatz hierfür wurde nicht zuletzt dank des steigenden Wettbewerbs in der Zwischenzeit deutlich minimiert. Darüber hinaus kann gerade der stationäre Handel, der vor allem bei jüngerer Kundschaft immer stärker mit Onlineanbietern konkurriert, punkten, in dem er eine elektronische Akzeptanzstelle schafft.

Im besten Fall sollte dabei auf moderne PoS-Lösungen zurückgegriffen werden, die das kontaktlose Bezahlen ermöglichen. Anhand der NFC-Schnittstelle kann schnell und unkompliziert per Karte, Smartphone oder Wearable bezahlt werden. Der Wettbewerb unter den verschiedenen Bezahlverfahren lässt immer mehr nutzerfreundlichere Optionen entstehen.

Skepsis der Deutschen muss ernst genommen werden

Doch auch die tollsten Anwendungen können ihren Sinn nur erfüllen, wenn sie auch genutzt werden. Zwar hegen immer mehr Deutsche eine gewisse Akzeptanz gegenüber elektronischen Bezahlverfahren, bei vielen bleibt jedoch die Skepsis. Dabei sollte zunächst hervorgehoben werden, dass, wie in Punkt fünf des Thesenpapiers beschrieben, elektronisches Bezahlen sogar Missbrauch verhindern kann: Verschiedene Studien belegen, dass vor allem in den Bereichen Handwerk und Bau, Einzelhandel und Gastgewerbe sowie der selbstständigen Erwerbstätigkeit die Schattenwirtschaft dadurch reduziert wird.

Nichtsdestotrotz: Laut dem ARD-DeutschlandTrend im Januar machen sich 61 Prozent der Deutschen Sorgen um den Missbrauch ihrer Daten. Diese Sorgen müssen ernst genommen werden.

Es gilt nicht nur, durch sichere Angebote echten Schutz zu gewährleisten und Vertrauensanker zu setzen, sondern auch Aufklärungsarbeit zu leisten, den Bürger zu befähigen, sich selbst zu schützen und nicht zuletzt Anreize zu schaffen, elektronische Bezahlverfahren anzunehmen. Hier sind alle Seiten gefragt.

Politik muss digitale Transaktionen unterstützen

Gegen den sogenannten Skimming-Betrug mit NFC-Karten beispielsweise kann man sich ganz einfach schützen, man muss nur wissen wie, z.B. durch NFC-Schutzhüllen, etc.. Digitalen Einsteigern könnten durch verstärkte Aufklärung, evtl. Ängste und Sorgen genommen werden, z.B. indem VHS-Kurse angeboten werden. Kurzum, die Bereitschaft von Privatpersonen ist gefragt, aber auch Wirtschaft-, Digital- und Finanzpolitik müssen zusammenarbeiten, um parallel zu den regulatorischen Maßnahmen elektronische Bezahlformen zu fördern, beispielsweise, so der BITKOM, durch Umsatzsteuervergünstigungen, die die Akzeptanz in der Einführungsphase erhöhen könnten. Möglichkeiten, von denen sowohl Händler als auch Konsumenten profitieren, gibt es viele.

Durch digitalen Zahlungsverkehr lässt sich schließlich auch eine digitale Verwaltung realisieren, die dem Bürger unnötige Wege erspart und Sicherheit schafft. Laut dem eGovernment Monitor 2018 liegt Deutschland jedoch auch bei der Nutzung von E-Government-Angeboten weit hinter seinen Nachbarn Schweiz und Österreich zurück.

Ohnehin sind viele ausländische Besucher immer wieder überrascht, wenn sie sich auf Reisen hierzulande gezwungen sehen, bar zu bezahlen. Während es in vielen europäischen Ländern als vollkommen normal gilt, auch kleinere Beträge elektronisch zu begleichen, gibt es in Deutschland nicht einmal eine gesetzlich vorgeschriebene Höchstgrenze für Bargeldzahlungen. Das sieht in vielen anderen Staaten der europäischen Union längst anders aus. So hat beispielsweise die Politik in Spanien, Italien und Portugal Gesetze erlassen, die die Zahlung von Beträgen ab einer gewissen Summe nur noch digital ermöglicht - und unterstützt somit das Voranschreiten der Digitalisierung.

Ob diese Gesetze gänzlich ihren Sinn erfüllen, sei dahingestellt. Abschließend lässt sich jedoch sagen: Auch in Deutschland muss die Politik Wege finden, digitale Transaktionen zu unterstützen. Nur so kann ein flächendeckender Kulturwandel gewährleistet, der Technologiestandort Deutschland nachhaltig gestärkt und die Digitalisierung weiter vorangetrieben werden.

Das BITKOM-Positionspapier mit den Thesen zur Wahlfreiheit beim Bezahlen ist hier zum Download verfügbar.

GFT Technologies SE veröffentlichte diesen Inhalt am 01 April 2019 und ist allein verantwortlich für die darin enthaltenen Informationen.
Unverändert und nicht überarbeitet weiter verbreitet am 01 April 2019 12:18:08 UTC.

Originaldokumenthttps://blog.gft.com/de/2019/04/01/bitkom-positionspapier-zum-elektronischen-zahlungsverkehr-wahl-am-point-of-sale-bedeutet-freiheit/

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