FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Grenke-Aktien haben am Freitag angesichts schwelender Bilanzbetrugsvorwürfe mit einem Kurssprung auf einen als entlastend gewerteten Zwischenbericht einer laufenden Sonderprüfung reagiert. Am Vormittag sprangen sie an der SDax-Spitze um 14,8 Prozent auf 33,88 Euro nach oben. Auf einem Hoch seit zwei Wochen sprachen Börsianer aber weiter noch nicht von einem Befreiungsschlag. Immerhin schafften es die Papiere aber über die als kurzfristiger Indikator beliebte 21-Tage-Durchschnittslinie.

Grenke sieht sich durch erste Zwischenergebnisse einer von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) veranlassten Sonderprüfung zumindest in Teilen entlastet - laut Analyst Philipp Häßler von Pareto Research aber in wichtigen Punkten. Er sprach daher von "guten Nachrichten aus Baden-Baden". Die mandatierte Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Mazars habe den Vorwurf der Geldwäsche nicht bestätigt, teilte Grenke in der Nacht mit. Zudem gebe es keine Zweifel an der Existenz der Leasingforderungen.

Bemängelt wurde allerdings das Vorgehen bei Franchiseunternehmen, die zur Expansion genutzt und erst nach Jahren von Grenke erworben werden. Kritisch gesehen wurde in dem Bericht, dass diese dann nicht voll konsolidiert wurden. Dies solle nun für 2020 geschehen, wie Grenke am Freitag weiter mitteilte. Andere Kritikpunkte betrafen die Prozesse in der Grenke Bank und die Compliance-Organisation, in der das Unternehmen selbst zuletzt schon Mängel feststellte.

Die Optimisten am Markt dürften den teils positiven Ton in der Grenke-Mitteilung goutieren, bemerkte ein Händler. Die Pessimisten dürften hingegen weiter befürchten, dass nach wie vor böse Überraschungen lauern könnten. Noch sei nichts klar, so der Börsianer. Er sieht daher bei Kursstärken eine Möglichkeit für einen Ausstieg. Auch der Pareto-Experte Häßler betonte bleibende Unsicherheiten rund um das finale Untersuchungsergebnis. Er bleibt mit seinem Votum auf "Hold" und sieht mit einem Ziel von 36 Euro nur wenig Kurspotenzial.

Die Grenke-Aktie hatte 2020 deutlich Federn gelassen, sodass die Erholung an diesem Freitag eigentlich nur einem Tropfen auf den heißen Stein gleicht. Erst hatten sie sich im Frühjahr 2020 im Zuge des Corona-Crashs von den 100 Euro ausgehend mehr als halbiert. Ein Stück weit davon erholt erlitten sie dann im September den nächsten Schock, als die Vorwürfe aufgekommen waren. Mit rund 24 Euro folgte schnell der Einbruch auf ein Tief seit 2014. Diesem Niveau waren sie vor gut drei Wochen nochmals nahe gekommen, als von Mängeln in der Compliance-Struktur berichtet wurde./tih/stk/nas