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GRENKE AG: Brief des Aufsichtsratsvorsitzenden an Investoren
09.02.2021 / 19:10
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Sehr geehrte GRENKE-Investoren,
wir haben Ihren Ruf nach mehr Transparenz hinsichtlich der Amtsniederlegung
unseres Vorstandsmitglieds Mark Kindermann laut und deutlich vernommen und
möchten dem hiermit umfassend nachkommen.
Im Rahmen der laufenden Prüfungen durch KPMG und Mazars hatte es bereits einige
qualitative Hinweise und Feststellungen bezüglich der Internen Revision und
Compliance-Organisation gegeben. Unmittelbarer Anlass für die Niederlegung von
Mark Kindermann waren Kritikpunkte der BaFin an Prozessen der Internen Revision
und der Compliance im Rahmen der laufenden Prüfungen durch Mazars.
Wichtig ist mir zu betonen: Keiner dieser Kritikpunkte der BaFin lässt auf
unmittelbare Auswirkungen auf die Bilanz oder die GuV des Unternehmens
schließen. Auch stellen die Aussagen der BaFin in keinem Punkt die am
16.12.2020 veröffentlichten Informationen über die gutachtliche Stellungnahme
durch Warth & Klein Grant Thornton und die gesonderte Prüfung durch KPMG in
Frage.
Im Bereich der Internen Revision betraf die Kritik der BaFin die Qualität von
Arbeitspapieren, die Möglichkeit des Vorstandes, festgestellte Mängel verwerfen
zu können, die Tatsache, dass die Innenrevision keine eigene Untersuchung der
Viceroy-Vorwürfe initiierte, die quantitative personelle Ausstattung der
Internen Revision und den bis Anfang des letzten Jahres (2020) eingeschränkten
Zugang der Internen Revision zu bestimmten Firmengeheimnissen.
Die Kritikpunkte am Bereich Compliance bezogen sich auf prozessuale Schwächen
bei der Dokumentation von Related Parties, mangelnde Nachvollziehbarkeit von
Aktualisierungen des Compliance-Handbuchs, Infragestellung der Messgrößen für
die Bewertung der Compliance-Risiken, unzureichende Dokumentation der
schriftlichen Jahresberichte der Compliance-Funktion sowie auch hier eine nicht
angemessene personelle Ausstattung der Compliance-Funktion.
Auf Basis dieser Punkte stellte die BaFin der Gesellschaft ein
Anhörungsschreiben zu und kündigte an, nach Ablauf einer Frist zur
Stellungnahme über eine Abberufung von Mark Kindermann als Vorstand zu
entscheiden.
Der Aufsichtsrat hat mit Mark Kindermann über die Kritikpunkte und mögliche
Konsequenzen diskutiert. Im Ergebnis hat Mark Kindermann den Aufsichtsrat am
8.2.2021 darüber informiert, sein Vorstandsamt sowie alle weiteren
Konzernmandate niederzulegen. Diesem Wunsch haben wir entsprochen. Gleichzeitig
haben wir vereinbart, dass er dem Unternehmen für eine Übergangszeit außerhalb
des Vorstands zur Verfügung steht, um eine reibungslose Übergabe zu
gewährleisten.
Die seit September bestehende Unsicherheit lastet schwer auf unserer Aktie und
unseren Anleihen. Die Prüfungen erfordern zudem erhebliche Management- und
Personalkapazitäten vom Unternehmen. Für die Gesellschaft hat es höchste
Priorität, dass wir die laufenden Prüfungen zügig fortsetzen und abschließen.
Selbstverständlich greifen wir die Ergebnisse aus diesen Prüfungen konsequent
auf und entwickeln die Prozesse weiter.
Das haben wir auch in den vergangenen Monaten bereits getan: So haben wir im
vergangenen Oktober die Interne Revision von Mark Kindermann an die
Vorstandsvorsitzende Antje Leminsky und zu Jahresbeginn 2021 die
Compliance-Funktion an Isabel Rösler als neuen Chief Risk Officer (CRO)
übertragen. Zudem wird sowohl für die Interne Revision und auch für Compliance
entsprechend qualifiziertes Personal gesucht, weil wir die Personalausstattung
kurzfristig ausweiten wollen. Mit einer unabhängigen Beratungsfirma untersuchen
wir seit Dezember die Prozesse für Interne Revision und Compliance und
entwickeln beide Bereiche weiter.
Der Aufsichtsrat hat inzwischen entschieden, wie die verbleibenden Aufgaben von
Mark Kindermann neu verteilt werden: Die Vorstandsvorsitzende Antje Leminsky
wird das Personalressort übernehmen.
Isabel Rösler übernimmt ab sofort auch wesentliche administrative Funktionen
der Marktfolge. Sebastian Hirsch, der im Oktober 2020 zum Chief Financial
Officer (CFO) ernannt wurde, erhält zusätzlich die Verantwortung für das
Konzernrechnungswesen. Dieser Schritt hätte nach der Veröffentlichung des
Jahresabschlusses ohnehin angestanden und wurde jetzt vorgezogen.
Wir hoffen, mit diesem Schreiben Ihre offenen Fragen zu diesem Thema
beantwortet zu haben.
Wir verstehen auch, dass Sie darüber hinaus weitere Fragen haben und
insbesondere wissen möchten, wann die Prüfungen abgeschlossen sind. Da der
Zeitplan maßgeblich von den Prüfern bestimmt wird, können wir dazu aktuell
keine verbindlichen Aussagen treffen.
Seien Sie versichert: Wir werden alles daran setzen, die Prüfungen so schnell
wie möglich abzuschließen und als Unternehmen gestärkt aus dieser
Krisensituation hervorzugehen.
Mit freundlichen Grüßen
Prof. Dr. Ernst-Moritz Lipp
Vorsitzender des Aufsichtsrats
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