Frankfurt (Reuters) - Der baden-württembergische Leasinganbieter Grenke sieht sich durch Sonderprüfungen von wesentlichen Vorwürfen des britischen Investors Fraser Perring entlastet.

Zum derzeitigen Stand seien "keine wesentlichen Auffälligkeiten" im Geschäftsmodell und der Geschäftsorganisation erkennbar, teilte Grenke am Dienstag mit. Auch die Übernahmen der bisher geprüften Franchiseunternehmen könnten als positiv bezeichnet werden. Grenke-Aktien drehten in die Gewinnzone und waren mit einem Plus von mehr als neun Prozent auf 37 Euro Spitzenreiter im Nebenwerteindex MDax.

Die Prüfungen seien noch nicht final abgeschlossen und es lägen bislang keine Zwischenberichte der Prüfungsgesellschaften Warth & Klein Grant Thornton sowie KPMG vor, erklärte Grenke-Chefin Antje Leminsky. Sie sei aber zuversichtlich, dass die Untersuchung bald beendet sei. "Wir nutzen diese Situation auch als Chance und arbeiten an einem Zukunftsbild, das vor allem den gestiegenen Erwartungen an Governance und Transparenz unseres stark gewachsenen Unternehmens gerecht wird." So prüfe Grenke etwa eine Umstrukturierung des Franchisemodells.

Der Investor Fraser Perring, einer der ersten Kritiker des im Juni in einem Bilanzbetrugs-Skandal zusammengebrochenen Zahlungsabwicklers Wirecard, warf Grenke Mitte September in einem 64-seitigen Report Betrug, Bilanzfälschung und Geldwäsche vor. Unter anderem behauptete er, das Franchisegeschäft wäre nicht werthaltig und ein wesentlicher Teil der liquiden Mittel in der Bilanz existiere nicht. Dieser Vorwurf sei durch die KPMG-Prüfer aus der Welt geräumt, erklärte Grenke. KPMG habe Grenke gegenüber bestätigt, dass die Prüfer für mehr als 99 Prozent der Guthaben bei Geschäftsbanken und Zentralbanken Belege der Banken erhalten hätten.

KPMG analysiert darüber hinaus die Zahlungseingänge von Leasingnehmern sowie die Existenz von Leasingverträgen. Die Prüfer von Warth & Klein Grant Thornton schauen sich derzeit Grenke zufolge vier ausgewählte, bedeutende Franchisegeschäfte zwischen 2008 und 2018 detailliert an. Die Prüfung habe ergeben, dass die seit 2008 übernommenen Unternehmen zusammengenommen für den Konzern Ergebnisbeiträge erzielten. Investitionen in Beteiligungen seien dadurch gerechtfertigt.

Grenke verdient sein Geld vor allem mit dem Verleih von IT und anderen Technologie-Produkten an kleine und mittlere Firmen sowie mit verwandten Dienstleistungen und betreibt sein Geschäft unter anderem über Franchiseunternehmen. Der Baden-Badener Konzern wehrt sich gegen die Attacke des Investors, der mit Leerverkäufen auf einen Kurssturz der Grenke-Aktie setzte. Auch die Finanzaufsicht BaFin und die Geldwäsche-Spezialeinheit des Zolls (FIU) durchleuchten Grenke. Den Behörden wird vorgeworfen, im Fall Wirecard versagt zu haben und die Vorgänge dort nicht entdeckt zu haben.