BADEN-BADEN (dpa-AFX) - Der wegen seiner Bilanzierung kritisierte Leasingspezialist Grenke hat auch wegen der Corona-Pandemie Anfang 2021 einen deutlichen Rückgang im Neugeschäft verbucht. Im ersten Quartal sank das Leasing-Neugeschäft im Jahresvergleich um gut 46 Prozent auf rund 366 Millionen Euro, wie das Unternehmen am Mittwoch in Baden-Baden mitteilte. Die Marge gemessen am Deckungsbeitrag stieg hingegen um 1,3 Prozentpunkte auf 19,5 Prozent. Dies sei auf den Fokus auf das profitable Small-Geschäft mit kleineren Leasingverträgen zurückzuführen.

Am Kapitalmarkt wurden die Nachrichten negativ aufgenommen. Die Grenke-Aktie verlor kurz nach Handelsstart rund drei Prozent an Wert und gehörte damit zu den schwächsten Titeln im Nebenwerte-Index SDax. Seit dem Jahreswechsel hat das Papier rund elf Prozent eingebüßt. Ein Händler wertete den höheren Deckungsbeitrag jedoch positiv.

Grenke sei aufgrund der Pandemie im ersten Quartal noch nicht wieder auf dem Vor-Corona-Niveau angekommen, sagte Vorstandschefin Antje Leminsky. Doch in den letzten Tagen habe das Unternehmen "steigende Anfragen im Leasing-Neugeschäft" verzeichnet. "Damit liegen wir sogar über dem Niveau der letzten Märztage des Geschäftsjahres 2020."

Dennoch ging das Neugeschäft im Kernsegment Leasing im ersten Jahresviertel in allen Regionen deutlich zurück. Das Unternehmen begründete dies mit seinem strategischen Fokus im Neugeschäft auf höhere Margen und einer konjunkturell bedingt niedrigeren Nachfrage in den Zielmärkten.

Im kleineren Geschäftsbereich Factoring, dem Forderungsmanagement, sank das Neugeschäft um 9,5 Prozent auf ein angekauftes Volumen von 155,4 Millionen Euro. Während das internationale Neugeschäft schrumpfte, verzeichnete Grenke in Deutschland ein leichtes Plus.

Unterdessen lag das Neugeschäft der Grenke Bank knapp ein Fünftel unter Vorjahresniveau. Dies lag den Angaben zufolge am Mikrokreditgeschäft, bei dem Kredite des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales vergeben werden, die von der Bundesregierung abgesichert sind. Die Kredite an kleinere und mittlere Unternehmen wurden im ersten Quartal eingestellt. Grenke bietet Finanzierungslösungen für mittelgroße und kleine Unternehmen an.

Bei den Untersuchungen anlässlich der Kritik an seiner Bilanzierung rechnet Grenke bald mit Neuigkeiten. Derzeit laufen die Prüfungen durch die von der Finanzaufsicht Bafin mandatierte Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Mazars sowie die Jahresabschlussprüfung durch KPMG noch. Grenke erwarte den Abschluss der Prüfungen sowie das Testat des Konzernjahresabschlusses in den kommenden Wochen, hieß es. Die Zahlen zum Geschäftsjahr 2020 will Grenke am 30. April veröffentlichen - gegebenenfalls auch vor Erteilung des Testats.

Der Leerverkäufer Viceroy hatte Grenke Mitte September schwere Vorwürfe gemacht. Hinter dem Investor steht der Brite Fraser Perring, der sich bereits mit dem inzwischen insolventen Zahlungsabwickler Wirecard angelegt hatte. Viceroy warf dem Unternehmen unter anderem Manipulation und ein undurchsichtiges Geschäftsmodell vor. Der Aktienkurs stürzte daraufhin ab.

Nach der Kritik an Geschäftspraktiken und Bilanzierung gab Grenke eigene Untersuchungen in Auftrag und sah sich zuletzt zudem von einer Sonderprüfung der Bafin zumindest teilweise entlastet. So habe sich der Vorwurf der Geldwäsche nicht bestätigt, hieß es im Februar. Zudem gebe es keine Zweifel an der Existenz der Leasingforderungen.

Die Prüfer waren aber auch auf Mängel im Haus gestoßen. So hatten sie auch Prozesse in der Grenke Bank und in der Compliance-Organisation beanstandet und bemängelt, dass die Franchise-Unternehmen nicht voll konsolidiert wurden.

Seit dem Herbst hat Grenke auch mit einem Managementumbau versucht, verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen. Unter anderem hat sich Firmengründer Wolfgang Grenke aus dem Aufsichtsrat zurückgezogen. Zudem wurde das Management um Risikochefin Isabel Rösler erweitert./eas/stw/jha/