Wattwil (awp) - Die vor allem auf den Windenergiemarkt ausgerichtete Gurit kommt nicht vom Fleck. Darum will der Hersteller von Spezialkunststoffen die Unternehmensstrategie neu aufsetzen und das Portfolio neu ausrichten. Der Konzernchef verlässt das Unternehmen und es soll offenbar auch zu einem Stellenabbau kommen.
Die Windenergiemärkte entsprechen derzeit nicht den Erwartungen, erklärte Gurit am Mittwoch in einem Communiqué. Das Management leite daher nun Massnahmen ein, um das Windsegment zu verkleinern und auf die attraktiven Bereiche zu konzentrieren. Zudem wolle man die organisatorische Effizienz im Unternehmen sowie die indirekten Kosten senken.
Dabei wird es offensichtlich auch zu einem Stellenabbau bei Gurit kommen: Die Massnahmen würden voraussichtlich bereits im laufenden Jahr zu Restrukturierungsaufwendungen führen. Sie würden "in den kommenden Monaten" umgesetzt und unterliegen laut Gurit dem Konsultationsprozess mit den Sozialpartnern.
Auf jeden Fall von Bord geht Konzernchef Mitja Schulz, der das Unternehmen in gegenseitigem Einvernehmen verlässt. Ein Nachfolger wird gesucht. Bis auf weiteres und mit sofortiger Wirkung übernimmt Finanzchef Javier Perez-Freije die Position des Chief Executive Officers ad interim.
Der Nettoumsatz von Gurit belief sich in den ersten neun Monaten des Jahres auf 315,1 Millionen Franken, was einem Rückgang von 10,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entsprach. Die Marine- und Industriemärkte entwickelten sich laut Gurit wie erwartet und das Unternehmen rechne hier kurzfristig mit einer Beschleunigung des Wachstumskurses.
Den Ausblick für das laufende Jahr bestätigt Gurit wie folgt: Man rechne mit einem Umsatz von 435 Millionen Franken sowie einer adjustierten Betriebsgewinnmarge von 5 bis 8 Prozent.
Verschiedene Szenarien werden geprüft
Nach dem Entschluss zur Verkleinerung des Windgeschäfts werden laut Interims-Chef Perez-Freije aktuell "verschiedene Szenarien" geprüft. Bei der künftigen Neuausrichtung "schauen wir uns sowohl unser PET- als auch unser Kohlefaser-Geschäft (ehemals Fiberline) an", teilte er auf Anfrage der Nachrichtenagentur AWP mit. Auch 2025 soll das Windgeschäft immer noch dominant bleiben.
Bei der Zukunft der künftig nicht mehr zum Kerngeschäft gehöhrenden Bereiche sei sowohl eine Abwicklung wie auch ein Verkauf möglich, so Perez-Freije weiter. Zu den Auswirkungen des Stellenabbaus konnte er zum jetzigen Zeitpunkt noch nichts sagen. Dies hänge noch vom finalen Entscheid hinsichtlich der möglichen Zukunftsszenarien ab.
Weltweit beschäftigt das Unternehmen laut Perez-Freije aktuell rund 2800 Mitarbeitende, inklusive temporäre Beschäftigte. In der Schweiz sind davon nur etwa 20 tätig.
ra/rw