FRANKFURT (AFP)--Eine Reihe deutscher Top-Manager hat angesichts der Debatte um die Wirtschaftsbeziehungen mit China vor einem Rückzug aus dem Land gewarnt. China sei und bleibe der weltweit zweitwichtigste Markt, betonten die Vorstandschefs und -chefinnen von BASF, Siemens, Merck, Bosch, Trumpf, Heraeus, Schaeffler und des Hamburger Hafens in einem Gastbeitrag in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ). "Deswegen ist unsere Präsenz dort im eigenen Interesse der deutschen Wirtschaft besonders wichtig."

"Wir sichern damit Arbeitsplätze und Lebensunterhalt vieler Menschen in Deutschland", heißt es in dem Beitrag weiter. "Ein Rückzug aus China würde uns von diesen Chancen abschneiden."

Es sei zwar richtig, dass die politischen Spannungen im Verhältnis zu China etwa wegen Taiwan oder der Menschenrechtssituation in der Provinz Xinjiang zu Veränderungen führten. Die Debatte werde derzeit jedoch zu einseitig geführt, beklagen die Wirtschaftsvertreter. Der Fokus liege "fast ausschließlich" auf der Rivalität der Systeme, es brauche jedoch mehr Differenzierung.

Die Debatte hatte insbesondere im Zusammenhang mit dem geplanten Einstieg des chinesischen Staatskonzerns Cosco beim Hamburger Hafen Fahrt aufgenommen. Trotz Warnungen und scharfer Kritik gab die Bundesregierung grünes Licht für eine Minderheitsbeteiligung von weniger als 25 Prozent an einem Hamburger Terminal. Am Mittwoch wiederum untersagte Berlin die Beteiligung chinesischer Investoren an zwei deutschen Herstellern von Mikrochips.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) warnte nach dem Kabinettsbeschluss vor Naivität gegenüber China, das seine Wirtschaftskraft zunehmend "machtpolitisch" und "möglicherweise gegen die Interessen der Bundesrepublik" einsetze. Er stellte auch weitere Gesetzesverschärfungen in Aussicht, um auf die wirtschaftlichen Verpflechtungen mit China Einfluss zu nehmen. Auch die Unternehmenschefs und -chefinnen sprachen sich in ihrem Beitrag in der FAZ für einen "gezielten und kontinuierlichen Abbau von Abhängigkeiten" aus.

Kontakt zum Autor: konjunktur.de@dowjones.com

DJG/apo

(END) Dow Jones Newswires

November 10, 2022 03:00 ET (08:00 GMT)