HAMBURG (dpa-AFX) - Der Hamburger Hafen ist besser durch das Corona-Krisenjahr 2020 gekommen als erwartet. Statt wie befürchtet zweistellig sei der Seegüterumschlag im vergangenen Jahr nur um 7,6 Prozent auf 126,3 Millionen Tonnen gefallen, sagte Hafen-Hamburg-Marketing-Vorstand Axel Mattern am Donnerstag. "Das heißt, wir können uns (...) freuen, denn wir haben durchaus mit schlechteren Zahlen gerechnet."

Insgesamt gingen im vergangenen Jahr 8,5 Millionen Standardcontainer (TEU) über die Kaikante - 800 000 oder 7,9 Prozent weniger als 2019. Ursache hierfür seien vor allem die stark rückläufigen Importe aus Asien in der ersten Jahreshälfte 2020 gewesen. Für das laufende Jahr rechnet die Marketingorganisation des Hamburger Hafens bei einem stabileren Verlauf mit einem Umschlagergebnis von bis zu 130 Millionen Tonnen und 8,7 Millionen TEU.

Der Massengutumschlag, also etwa Erze, Kohle, Flüssigkeiten oder Düngemittel, reduzierte sich von 41,3 Millionen um 6,7 Prozent auf 38,5 Millionen Tonnen. Innerhalb dieses Bereichs gab es laut Mattern aber auch positive Entwicklungen. So stieg der Export von Getreide um fast 200 Prozent auf 2,2 Millionen Tonnen. Beim Import wiederum sei die Einfuhr von Ölfrüchten um 6,8 Prozent auf 3,2 Millionen Tonnen gestiegen. Der Stückgutumschlag sank um 7,9 Prozent auf 87,8 Millionen Tonnen.

Besonders schmerzlich für den Hafen waren die Mengenrückgänge von 8,2 Prozent beim mit Abstand wichtigsten Handelspartner China. Aber auch Russland, Schweden, Südkorea, Brasilien und Polen wiesen teils zweistellige Rückgänge im seeseitigen Containerumschlag auf. Das konnten auch nicht die Zuwächse (plus 1,8 Prozent) bei Hamburgs zweitwichtigstem Handelspartner USA wettmachen.

Ebenfalls Zuwächse beim Containerumschlag gab es etwa mit Singapur, Malaysia, der Türkei und vor allem Großbritannien mit gut 28 Prozent. Das habe zum einen damit zu tun, dass die Briten vor dem Brexit noch einmal die Lager gefüllt hätten, und zum anderen, dass viele Leercontainer nach Europa geschafft worden seien, sagte Hafen-Hamburg-Marketing-Vorstand Ingo Egloff.

Unter den größten Nordrange-Häfen musste Hamburg beim Containerumschlag den höchsten Rückgang hinnehmen. Während Rotterdam ein Minus von 3,2 Prozent und Antwerpen sogar ein Plus von 1,2 Prozent verzeichnen, stehe Hamburg mit seinem Minus von 7,9 Prozent deutlich schlechter da. Bremen liege geschätzt bei einem Minus von 3,7 Prozent, sagte Mattern: "Wilhelmshaven, leider, minus 33,8 Prozent."

Entsprechend reduzierte sich der Marktanteil des Hamburger Hafens am Gesamtgeschäft in der Nordrange um 1,2 Prozent auf 21,5 Prozent. Damit bleibt er zwar mit Abstand drittgrößter Player bei den kontinentaleuropäischen Häfen an der Nordsee, liegt aber deutlich hinter Rotterdam mit einem Marktanteil von 36,3 und Antwerpen mit 30,4 Prozent. Bremen habe einen Marktanteil von 11,8 Prozent.

Mattern zeigte sich dennoch zuversichtlich, gerade mit Blick auf den Umschlag von Waren, die tatsächlich in Hamburg bleiben oder explizit über die Hansestadt und seinen Hinterlandverkehr bis in die Nachbarländer verteilt werden sollen. "Das ist das, was der Gradmesser ist, was Hamburg eigentlich ausmacht", sagte Mattern. In Zahlen seien das 5,5 Millionen TEU. Nach 5,8 Millionen im Jahr 2019 sei dies ein Rückgang von nur 5,8 Prozent. "Das zeigt, dass Hamburg an der Stelle auf einem guten Weg ist."

Abzulesen ist das auch beim Hinterlandverkehr selbst. So sei der Anteil des Schienenverkehrs beim Containertransport von 46 auf 47 Prozent gestiegen und habe mit 2,6 Millionen TEU nur 4,4 Prozent verloren. Insgesamt seien 46,6 Millionen Tonnen Waren auf der Schiene transportiert worden, was einem Rückgang von 3,3 Prozent entspreche. Gleichzeitig habe der Bahnverkehr beim Gesamtumschlag erstmals mit 50,7 Prozent die 50-Prozent-Marke überschritten./klm/DP/fba