HANNOVER (awp international) - Der weltweit drittgrösste Rückversicherer Hannover Rück hat trotz hoher Katastrophenschäden im vergangenen Jahr einen Rekordgewinn erzielt. Mit gut 1,4 Milliarden Euro lag der Überschuss auf Basis vorläufiger Zahlen auch gerade noch innerhalb der Zielspanne des Vorstands. Für 2023 nimmt sich Vorstandschef Jean-Jacques Henchoz eine Steigerung auf mindestens 1,7 Milliarden Euro vor - allerdings unter der veränderten Rechnungslegung nach dem neuen Standard IFRS 17. Analysten hatten sich hier mehr ausgerechnet. Für die Hannover-Rück-Aktie ging es nach den Neuigkeiten vom Dienstagabend und Mittwochmorgen deutlich abwärts.

Am Vormittag verlor das Papier zuletzt mehr als vier Prozent auf 178,35 Euro und war damit klares Schlusslicht im Dax . Zu Jahresbeginn hatte der Kurs noch ein Rekordhoch von 193,20 Euro erreicht und sich anschliessend um die Marke von 185 Euro bewegt. Auch für die Aktien anderer Rückversicherer wie Munich Re , Swiss Re und Scor ging es am Mittwoch abwärts. Die Aktie der Hannover-Rück-Mutter Talanx büsste rund zweieinhalb Prozent ein.

Die Branchenexperten Kamran Hossain und Philip Kett von JPMorgan und Jefferies erwarten von der Hannover Rück im neuen Jahr deutlich mehr Gewinn, als der Vorstand nun in Aussicht stellt. Allerdings setze sich die Hannover Rück gewöhnlich recht vorsichtige Ziele, schrieb Hossain. Ihm und Kett erscheint vor allem die Prognose für den Umsatz sehr niedrig gegriffen - schon wegen des zuletzt deutlichen Preisanstiegs in der Branche.

Nach den Plänen der Hannover Rück soll der Rückversicherungsumsatz im laufenden Jahr währungsbereinigt um mindestens fünf Prozent steigen. Dabei handelt es sich um eine Kennzahl aus der neuen Rechnungslegung. Für 2022 wies die Hannover Rück ihr Geschäftsvolumen wie in der Vergangenheit noch auf Basis der Bruttoprämieneinnahmen aus. Diese stiegen den Angaben zufolge währungsbereinigt um fast 13 Prozent auf 33,3 Milliarden Euro.

Während Naturkatastrophen wie Hurrikan "Ian" in den USA und die Überschwemmungen in Australien die Schaden-Rückversicherung schwer belasteten, verdiente der Konzern in der Personen-Rückversicherung mehr als im Vorjahr und mehr als vom Vorstand erwartet. In der Kapitalanlage erzielte die Hannover Rück eine Rendite von 3,2 Prozent und übertraf ihr Jahresziel von 2,5 Prozent damit deutlich. Für 2023 peilt der Vorstand lediglich mindestens 2,4 Prozent an.

Zudem rüstet sich der Rückversicherer für höhere Katastrophenschäden. Der Gewinnprognose für 2023 legt er ein Netto-Grossschadenbudget von 1,725 Milliarden Euro zugrunde. Denn im vergangenen Jahr hatten die Grossschäden das veranschlagte Jahresbudget von 1,4 Milliarden Euro bereits nach drei Quartalen überschritten.

Das Gewinnziel von 1,7 Milliarden Euro für das neue Jahr ist nicht ohne Weiteres mit dem Vorjahr vergleichbar, weil die Hannover Rück wie andere grosse Versicherer ab 2023 unter dem neuen Rechnungslegungsstandard IFRS 17 bilanziert.

Seinen geprüften Jahresabschluss für 2022 will der Rückversicherer wie geplant am 9. März veröffentlichen. Bereits am 8. Februar will er die Ergebnisse der Vertragserneuerung im Schaden- und Unfallgeschäft bekannt geben.

Gespannt sein dürfen die Aktionäre weiter auf die Dividende. Die Hannover Rück will die Basisdividende mindestens auf dem Vorjahresniveau von 4,50 Euro halten. Ausserdem könnte es erneut eine Sonderdividende geben. Für das Jahr 2021 hatte der Konzern hier 1,25 Euro ausgeschüttet. Hauptnutzniesser der Dividende ist der Versicherungskonzern Talanx (HDI), dem gut die Hälfte der Hannover-Rück-Aktien gehören./stw/knd/mis