München (Reuters) - Die Münchener Rück kann die vom Wirbelsturm "Ian" verursachten Milliardenschäden in der Bilanz 2022 mit Sondererträgen der Tochter Ergo und den eigenen Kapitalanlagen abpuffern.

Das Ziel eines Nettogewinns von 3,3 (2021: 2,9) Milliarden Euro sei daher 2022 weiterhin realistisch, sagte Finanzvorstand Christoph Jurecka am Dienstag in München. "Auch wenn Hurrikan Ian und das wirtschaftliche Umfeld es deutlich schwerer machen, halten wir unser Jahresziel von 3,3 Milliarden Euro weiter fest im Blick." Das Kerngeschäft, die Rückversicherung, soll dazu 2,5 Milliarden Euro beisteuern, 200 Millionen weniger als bisher geplant. Ergo soll das ausgleichen.

Der große Rivale Swiss Re dagegen hatte nach dem Hurrikan, der Ende September den US-Bundesstaat Florida heimgesucht hatte, seine Prognose gekippt. Von den geschätzten rund 60 Milliarden Dollar Schaden, für die die Versicherer geradestehen müssen, entfallen 1,6 Milliarden Euro auf den Weltmarktführer Münchener Rück.

Der Konzern kann aber auf ausgleichende Effekte bei der Erstversicherungs-Tochter Ergo und auf Reserven in den eigenen Kapitalanlagen bauen. Diese warfen im Sommer zwar eine satte Negativrendite von 15 Prozent ab. "Es gibt keine Assetklasse, die im dritten Quartal nicht an Wert verloren hat", sagte der Finanzvorstand. Allein durch Währungsgewinne, die nicht in den Kapitalanlagen verbucht werden, verbuchte er aber einen Gewinn von fast 850 Millionen Euro und machte die Verluste mit Aktien oder Anleihen wett. Und die auf 3,0 Prozent gestiegene Rendite bei Neuanlagen verheiße für die Zukunft höhere Erträge, sagte Jurecka.

Rund 200 Millionen Euro brachte ein Bilanzierungseffekt in der Lebensversicherungs-Sparte von Ergo, die wegen steigender Zinsen künftig wieder mehr Gewinn abliefern dürfte. Aber auch das normale Geschäft von Ergo entwickle sich sehr gut, sagte Jurecka. Die Düsseldorfer Tochter soll in diesem Jahr rund 800 Millionen Euro zum Gewinn beisteuern, so viel wie lange nicht.

Im dritten Quartal lag das Ergebnis im Konzern daher mit 527 (2021: 366) Millionen Euro sogar über Vorjahr, auf neun Monate gesehen hinkt die Münchener Rück mit 1,9 (2,1) Milliarden Euro noch hinterher. Im vierten Quartal winkten aber Sondererträge, die das Ergebnis aufbessern sollen, sagte der Finanzchef. Darunter ist die Gründung eines Gemeinschaftsunternehmens für Private-Equity-Beteiligungen mit der Hannover Rück, das Ende des Jahres starten soll. Zusammen seien die beiden Rückversicherer damit schlagkräftiger, sagte Jurecka.

UKRAINE-KRIEG KOSTET MÜNCHENER RÜCK BISHER 260 MIO EURO

Trotz der milliardenschweren Naturkatastrophenschäden rechnet die Münchener Rück auch in diesem Jahr in der Schaden- und Unfall-Rückversicherung operativ mit schwarzen Zahlen. Die Schaden-Kosten-Quote werde mit 97 Prozent allerdings schlechter ausfallen als bisher geplant (94 Prozent). Für den Krieg in der Ukraine hat der Münchner Rückversicherer bisher 260 Millionen Euro reserviert, zum Teil für Ansprüche wegen Flugzeugen, die infolge der Sanktionen in Russland festsitzen.

Die Häufung von Wirbelstürmen und Überschwemmungen führt dazu, dass Rückversicherer deutlich höhere Preise verlangen können. Die Beitragseinnahmen in der Schaden-Sparte sind in den ersten neun Monaten um 22 Prozent gestiegen. Für das Gesamtjahr rechnet die Münchener Rück in der Rückversicherung nun mit 48 Milliarden Euro an Beitragseinnahmen. Das sind drei Milliarden mehr als bisher erwartet und gut 6,5 Milliarden mehr als 2021. Im Konzern wird mit einem Rekordwert von 67 (59,6) Milliarden gerechnet.

(Bericht von Alexander Hübner. Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)