München (Reuters) - Talanx will im Erstversicherungs-Geschäft profitabler werden und damit zur Tochter Hannover Rück aufschließen.

Deutschlands drittgrößter Versicherungskonzern peilt für die Industrieversicherung sowie das Geschäft mit Privat- und Firmenkunden in Deutschland und im Ausland bis 2025 jeweils eine Eigenkapitalrendite von zehn Prozent an. Ob das reichen wird, um in der Erstversicherung so viel Gewinn zu erwirtschaften wie in der Rückversicherung, ließ Vorstandschef Torsten Leue am Mittwoch offen: "Inwieweit wir an die 50 Prozent heranrücken, muss man sehen." Von 2018 bis 2020 ist der Anteil der Erstversicherung am Gewinn auf 42 von 31 Prozent gestiegen, den Löwenanteil steuert aber immer noch die Hannover Rück bei. An dem Rückversicherer hält Talanx gut 50 Prozent.

Hannover Rück steht nach den ersten neun Monaten 2021 schon bei einer Rendite von 10,2 Prozent. In der Industrieversicherung (HDI), in der sich Talanx in Deutschland als Marktführer sieht, rechnet Leue in diesem Jahr mit sechs Prozent. Die Sparte soll ihre Größenvorteile ausspielen und die Schaden-Kosten-Quote auf 95 (2020: 99,9) Prozent drücken. Zusätzlichen Schub soll ihr die Komplettübernahme des Spezialversicherers HDI Global Specialty geben. Für die restlichen 49,8 Prozent zahlt Talanx nach Angaben von Vorstand Edgar Puls einen niedrigen dreistelligen Millionenbetrag an die Hannover Rück.

Im ausländischen Privat- und Firmen-Geschäft peilt Leue 2021 sieben Prozent Rendite an, ebenso wie in der deutschen Privat- und Firmenkunden-Sparte, die eine harte Sanierung hinter sich hat. "Wir sind auf einem sehr guten Weg, unsere 2018 definierten Ziele zu erreichen. Die Optimierungsprogramme haben gegriffen", zog Leue Bilanz. "Gleichzeitig ist die Gruppe widerstandsfähiger gegen volatile Einflüsse geworden. Das gibt uns Zuversicht, uns höhere Ambitionen für 2025 zu setzen."

Im Auslandsgeschäft will Talanx in seinen fünf wichtigsten Märkten Polen, Brasilien, Chile, Mexiko und der Türkei nicht nur im Kfz-Geschäft, sondern auch in den übrigen Sach-Sparten zu den größten fünf Versicherern des Landes gehören. Der Konzern hält dabei auch nach Zukäufen Ausschau. "Zurzeit ist aber nichts Großes in der Pipeline", sagte Leue. Vorstandsmitglied Wilm Langenbach will eine stärkere Expansion nach Südostasien prüfen. Auch in Deutschland steht das Sach-Geschäft mit dem Mittelstand und im Bankvertrieb im Vordergrund. In der Lebensversicherung werde man sich auf profitables Neugeschäft konzentrieren, hieß es. Ein Verkauf von Altbeständen sei aber nicht geplant.

Im kommenden Jahr strebt Talanx mit 1,05 bis 1,15 Milliarden Euro erstmals einen Milliardengewinn an; konzernweit soll die Eigenkapitalrendite damit bereits auf zehn (2021: neun) Prozent steigen. Die Dividende für das laufende Jahr will Talanx um zehn Cent auf 1,60 Euro je Aktie erhöhen.