Zürich (Reuters) - Ungeachtet des Ausgangs der US-Präsidentschaftswahl rechnet der Baustoffkonzern HeidelbergCement mittelfristig mit Rückenwind durch staatliche Investitionen in die Infrastruktur des Landes.

"Wir gehen davon aus, dass beide Kandidaten am Ende des Tages zu Infrastrukturprogrammen kommen werden", sagte Konzerchef Dominik von Achten am Donnerstag in einer Telefonkonferenz. Möglicherweise unterschieden sich die beiden Seiten bezüglich Umfang und Zeitpunkt. "Dass was kommt, da sind wir relativ sicher," erklärte der Chef der weltweiten Nummer zwei. "Und davon werden wir dann profitieren." Infrastrukturprojekte machten rund ein Drittel des Geschäfts aus. Vergangene Woche hatte sich bereits Weltmarktführer LafargeHolcim aus der Schweiz ähnlich geäußert.

Im dritten Quartal fuhren die Kurpfälzer in der Region Nordamerika zwar weniger Umsatz ein, konnten dank erster Erfolge eines Effizienzprogramms aber das Ergebnis verbessern. Konzernweit kletterte der operative Gewinn in den Sommermonaten um 16,5 Prozent auf 1,33 Milliarden Euro, obwohl der Umsatz auf 4,89 Milliarden Euro leicht schrumpfte. Preiserhöhungen, Sparbemühungen und die niedrigeren Energiekosten hätten für steigende Margen gesorgt. Das Ergebnis liege über den Erwartungen, erklärten die Analysten von Davy Research. Wegen des jüngsten Kursanstiegs nahmen die Anleger Händlern zufolge nun aber Gewinne mit, sodass die Aktie zwei Prozent sank.

KEINE ZWEITE DELLE

"Das dritte Quartal war gut, der Oktober war ordentlich und wir gehen davon aus, dass das ganze Jahr ordentlich wird", sagte von Achten und stellte ein Ergebnis 2020 über dem Vorjahr in Aussicht. "Und dann sind wir agil und flott genug, um auf alles was da kommt, auch in 2021 vernünftig zu reagieren."

Die erneuten Einschränkungen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie dürfte die Branche weniger in Mitleidenschaft ziehen als im Frühjahr. "Die Regierungen weltweit haben in der ersten Welle gemerkt, dass das Aufhalten von Baustellen durchaus sicher ist." Zudem hätten sie sich darauf verständigt, die Grenzen weitgehend offen zu lassen, sodass es nicht zu einem Arbeitskräftemangel komme und die Lieferketten nicht beeinträchtigt würden. "Wenn Sie das alles zusammen nehmen, bin ich optimistisch, dass wir eine zweite Delle in der Form der ersten so nicht mehr erleben."

Mittelfristig dürfte HeidelCement weltweit von Infrastrukturprogrammen profitieren, sagte von Achten, der in diesem Jahr den langjährigen Chef Bernd Scheifele an der Spitze des Konzerns abgelöst hatte. Das gelte nicht nur für die USA, sondern auch für europäische Länder wie Italien, Frankreich und England, aber auch für Australien. Während Bürobauten unter Druck kommen dürften, boome der Wohnungsbau. "Deshalb sind wir mittelfristig insgesamt optimistisch."