(neu: Aussagen aus der Telefonkonferenz, Aktienkurs und Analystenstimmen)

HEIDELBERG (dpa-AFX) - Beim Baustoffkonzern HeidelbergCement laufen die Geschäfte trotz der Corona-Pandemie wieder besser. Für das laufende Jahr gibt der Dax-Konzern wieder ein Gewinnziel aus. "Das dritte Quartal war gut, der Oktober war ordentlich und wir gehen davon aus, dass das ganze Jahr ordentlich wird", sagte Unternehmenschef Dominik von Achten am Donnerstag im Rahmen einer Telefonkonferenz. Das Unternehmen sei agil und flott genug, um auf alles vernünftig zu reagieren, was da komme, auch im Jahr 2021. Die erneuten Beschränkungen zur Bekämpfung der steigenden Zahl von Coronavirus-Infizierten dürften die Baustoffbranche weniger stark belasten als im Frühjahr. Er sei optimistisch, dass es keine zweiten Delle wie im Frühjahr geben werde, sagte von Achten.

Für das laufende Jahr erwartet er einen um Sondereffekte bereinigten Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen über dem Vorjahreswert von knapp 3,6 Milliarden Euro. Die Jahresziele 2020 hatte der Konkurrent der Schweizer LafargeHolcim Mitte März wegen der Corona-Pandemie zurückgezogen.

Die Unsicherheit über die Nachhaltigkeit der starken Geschäftsentwicklung von HeidelbergCement belastete die Aktie des Baustoffherstellers. Nach anfänglichen Gewinnen von bis zu 2 Prozent drehte sie in die Verlustzone. Am Nachmittag büßte das Papier rund 2,2 Prozent ein und gehörte damit zu den schwächsten Werten im Leitindex Dax.

"Die breite regionale Aufstellung und der starke Zusammenhalt in unserem Unternehmen zahlen sich aus", sagte von Achten. Die im Februar eingeleiteten Maßnahmen im Rahmen des Sparprogramms COPE zahlten sich aus. Von Juli bis September legte der bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen im Jahresvergleich um 13,1 Prozent auf gut 1,3 Milliarde Euro zu, wie HeidelbergCement mitteilte. Im Tagesgeschäft lief es in allen Regionen besser. Neben Einsparungen trugen auch höhere Preise und niedrigere Energiekosten dazu bei.

Um gut durch die Corona-Krise zu kommen, hatte HeidelbergCement bereits Ende Februar ein neues Sparprogramm aufgesetzt. "Konzernweit haben wir seit dem Start des Programms über 700 Millionen Euro an Ausgaben eingespart. Wir liegen damit exakt im Plan", sagte von Achten. Insgesamt will das Unternehmen im laufenden Jahr die Kosten um eine Milliarde Euro reduzieren. Dazu beitragen sollen etwa niedrigere Personalaufwendungen, freiwillige Kürzungen der Management-Gehälter, die Beschränkung von Investitionen sowie geringere Steuerzahlungen.

Der Umsatz schrumpfte hingegen im dritten Quartal um 3,5 Prozent auf knapp 4,9 Milliarden Euro. Zum Ergebnis unterm Strich machte das Unternehmen zunächst keine Angaben. Gut voran kommt HeidelbergCement auch beim Abbau seiner Schulden. Die Nettofinanzschulden betrugen Ende September 7,9 Milliarden Euro und lagen damit eine halbe Milliarde Euro unter dem Wert von Ende 2019.

Unisono lobten Analysten das überraschend starke dritte Quartal des Zementherstellers. Das operative Ergebnis (Ebitda) habe seine Schätzung leicht übertroffen und die am Markt noch etwas deutlicher, hob etwa der Commerzbank-Experte Norbert Kretlow hervor. Die Treiber hinter der positiven Überraschung seien die Geschäftsentwicklung in West- und Südeuropa und im asiatisch-pazifischen Raum gewesen, konkretisierte er. Nabil Ahmed von der Barclays Bank verwies hingegen darauf, dass ein stärkeres Quartal letztlich erwartet worden sei, nachdem Wettbewerber bereits positiv überrascht hätten. Zwar sieht auch er Aufwärtspotenzial für die Marktschätzungen 2020 für das Ebitda und die Barmittel, der Fokus liege aber nun auf 2021.

"HeidelbergCement ist auch für schwierige Zeiten sehr gut aufgestellt", sagte von Achten. "Wenn die Konjunktur wieder anfährt und sich die Bautätigkeit in unseren Märkten wieder normalisiert, haben wir sehr gute Aussichten, nachhaltig und profitabel zu wachsen. Wir werden die Wachstumschancen, die sich uns bieten, wahrnehmen."

Mittelfristig rechnet der HeidelbergCement-Chef unabhängig vom US-Wahlausgang mit Infrastrukturprogrammen in dem Land. "Wir arbeiten mit jeder Regierung zusammen", sagte von Achten. "Wir gehen davon aus, dass beide Präsidentschaftskandidaten am Ende des Tages zu Infrastrukturprogrammen kommen werden." Umfang und Zeitpunkt könnten sich aber unterscheiden.Von Achten zeigte sich aber sicher, dass etwas kommen wird. Aber nicht nur in den USA rechnet von Achten mit staatlichen Investitionen in die Infrastruktur, sondern auch etwa in Italien, Frankreich, England und Australien. "Deshalb sind wir mittelfristig insgesamt optimistisch", fügte er hinzu.

Bis 2025 will das Management die operative Marge (bereinigtes Ebitda zum Umsatz) um drei Prozentpunkte auf 22 Prozent verbessern. So plant HeidelbergCement, Prozesse und Strukturen in Vertrieb, Produktion und Verwaltung zu optimieren. Besser werden will das Unternehmen vor allem in Nordamerika, sagte der Konzernchef jüngst. Dort soll die Marge über alle Geschäftsbereiche hinweg um vier bis fünf Prozentpunkte steigen.

Auch will sich das Unternehmen, das etwa mit LafargeHolcim und der mexikanischen Cemex konkurriert, auf die stärksten Märkte konzentrieren - also Geschäfte verkaufen, die mittelfristig nicht die Renditeerwartungen erfüllen. HeidelbergCement plant aber auch selektive Zukäufe in bestehenden Märkten und will die Digitalisierung vorantreiben. Davon verspricht sich das Management erhebliche Effizienzgewinne und geringere Kosten in der Produktion und Verwaltung.

Sein ursprüngliches Ziel, die CO2-Emissionen auf unter 525 Kilogramm pro Tonne von zementartigem Material zu verringern, will das Unternehmen bereits bis 2025 erreichen und damit fünf Jahre früher als ursprünglich geplant. Damit werde die CO2-Emissionen im Vergleich zum Jahr 1990 um 30 Prozent reduziert, hieß es. Bis 2030 sollen die Emissionen pro Tonne von zementartigem Material auf unter 500 Kilogramm sinken./mne/eas/fba