Frankfurt (Reuters) - Die beiden weltweit größten Zementproduzenten LafargeHolcim und HeidelbergCement liefern sich unter dem Druck von Klimapolitik und Investoren einen Wettstreit beim Abbau von Treibhausgas.

"Wir haben uns zum Ziel gesetzt, Branchenführer auf dem Weg zur CO2-Neutralität zu sein", heißt es im Geschäftsbericht des Dax-Konzerns HeidelbergCement, dem zweitgrößten Hersteller des sehr energieintensiv produzierten Baustoffs Zement nach LafargeHolcim. Doch auch der Weltmarktführer aus der Schweiz reklamiert für sich das branchenweit ehrgeizigste CO2-Reduktionsziel. Das Thema CO2 stehe jetzt im Mittelpunkt der Konzernstrategie, betonte HeidelCement-Chef Dominik von Achten am Donnerstag. "Es ist wichtig, dass wir das nicht zu einer Marketingveranstaltung machen, sondern dass es die DNA von HeidelbergCement wird." Deshalb knüpfe das Unternehmen als erstes der Branche Manager-Boni an den CO2-Abbau.

Bemessen am Stand des vergangenen Jahres und den Zielen für 2030 liegen die Schweizer allerdings vorne: LafargeHolcim blies 555 Kilogramm CO2 pro Tonne zementartigen Materials 2020 in die Luft, gut ein Prozent weniger als im Jahr zuvor. HeidelCement drückte die Emissionen um 2,3 Prozent auf 576 Kilogramm. Für 2030 strebt LafargeHolcim 475 Kilogramm an, ein Minus von 38 Prozent gegenüber 1990. HeidelCement hat sich "unter 500 Kilogramm" oder eine Reduktion um ein Drittel im selben Zeitraum vorgenommen.

Doch es gehe nicht um einen Überbietungswettbewerb, erklärte von Achten. Die Kurpfälzer sehen sich als Vorreiter bei industriellen Lösungen zur Abscheidung, Lagerung und Nutzung von CO2. Diese Verwertung ist neben einer Reduktion des Anteils von Klinker im Zement, der mit hohem Energieeinsatz gebrannt werden muss, und dem Einsatz regenerativer Energien der wichtigste Hebel zu weniger Treibhausgas. Die Zementproduktion verursacht fünf bis sieben Prozent der weltweiten CO2-Emissionen.

INDUSTRIEANLAGE FÄNGT UND LAGERT CO2

Für den Klimaschutz will HeidelCement in den nächsten zehn Jahren 500 Millionen Euro ausgeben. Denn Nachhaltigkeit werde am Kapitalmarkt angesichts der Klimaschutzvorgaben der Politik immer wichtiger, erklärte von Achten. Die Heidelberger sehen sich hier mit dem für 2024 geplanten Start einer Anlage bei ihrem Zementwerk Brevik in Norwegen als Speerspitze. Der CO2-Ausstoß soll dabei halbiert werden. Es ist eines von gut einem halben Dutzend Projekten. LafargeHolcim erklärte, 20 Pilotprojekte in der Pipeline zu haben. Die Baustoffkonzerne wollen beweisen, dass CO2 durch das Einlagern in entleerte Öl- und Gasfelder unter dem Meer sicher aus der Atmosphäre geschafft werden kann. Umweltschützer haben Bedenken, dass Lagerstätten lecken oder Grundwasser verschmutzt wird.

Über das laufende Geschäftsjahr äußerte sich der HeidelbergCement-Konzernchef zuversichtlich. "Der gute Jahresbeginn bestätigt unsere optimistische Sicht auf 2021." Der Umsatz und der bereinigte Betriebsgewinn sollen leicht, also um einen niedrigen bis mittleren Prozentsatz, steigen. Vorausgesetzt ist allerdings, dass die Corona-Pandemie der Baukonjunktur weiter nichts anhaben kann. Im vergangenen Jahr war der operative Gewinn dank kräftiger Ausgabensenkungen um sechs Prozent gestiegen auf ein Rekordhoch von 3,7 Milliarden Euro. Der Umsatz schrumpfte bei geringerem Absatz von Zement, Zuschlagstoffen und Transportbeton um sieben Prozent auf 17,6 Milliarden Euro. Da das Konzernergebnis um acht Prozent auf 1,36 Milliarden Euro kletterte, sollen die Aktionäre für das abgelaufene Jahr eine Dividende von 2,20 Euro je Aktie erhalten.