LIPPSTADT (dpa-AFX) - Die maue Autokonjunktur hat mittlerweile auch den westfälischen Licht- und Elektronikspezialisten Hella erfasst. Der MDax-Konzern gibt sich dennoch kämpferisch und sieht sich für die Zukunft gut aufgestellt. Auch wenn Konzernchef Rolf Breidenbach um die zahlreichen Herausforderungen weiß, die auf das Traditionsunternehmen aus Lippstadt warten. Was momentan bei Hella los ist, wie Analysten die Perspektiven sehen und was die Aktie macht.

DAS IST LOS IM UNTERNEHMEN:

Während die Zulieferbranche schon seit geraumer Zeit unter der Schwäche der Automärkte ächzt, gehörte Hella lange zu den wenigen Konzernen, die dem Markttrend weitgehend trotzen konnten. Doch das ist vorbei. Hella-Chef Breidenbach ist sich der schwierigen Situation bewusst. Er macht keinen Hehl daraus, dass das bereits seit Juni laufende neue Geschäftsjahr zäh werden dürfte. Zumal er auf Sicht kein Licht am Ende des Tunnels erkennen kann und davon ausgeht, dass die Unsicherheiten weiter zunehmen werden. Die Marktschwäche in China, der anhaltende globale Handelskonflikt oder auch die Auswirkungen des Brexit machen Hella zu schaffen.

Bereits die zweite Hälfte des vergangenen Geschäftsjahrs offenbarte, dass sich die Rahmenbedingungen für den Scheinwerferhersteller merklich verschlechtert haben. Das Wachstum wurde stark gebremst. Im ersten Quartal bekam Hella diese negative Tendenz dann noch stärker zu spüren. Umsatz und Ergebnis waren im Vergleich zum Vorjahreszeitraum rückläufig.

Obwohl die Autozuliefer-Sparte, mit der die Lippstädter den Hauptteil ihres Geschäfts machen, einen Erlösrückgang von knapp vier Prozent zu verkraften hatte, verwies Breidenbach aber ausdrücklich darauf, dass sich das Geschäft besser als der Markt entwickelt habe. Er machte den Investoren Mut und betonte, dass Hella immer noch auf Kurs sei, seine gesteckten Jahresziele zu erreichen.

Der Manager setzt konsequent auf Elektromobilität sowie auf das autonome und assistierte Fahren - Bereiche, in denen das Unternehmen bereits gut aufgestellt sei und sich kontinuierlich weiterentwickle. Breidenbach geht davon aus, dass sich die Fokussierung der Lippstädter auf die genannten Zukunftsfelder Schritt für Schritt auszahlen wird.

Trotz der komplizierten Lage in China will Hella dort in Zukunft einen noch stärkeren Fußabdruck hinterlassen. Für Breidenbach ist das Land der wichtigste und dynamische Markt. Mit speziellen Produktlösungen, einem breiten Netzwerk und durch die Zusammenarbeit mit Industriepartnern soll es gelingen, sich in dem stark umkämpften Wettbewerb im Reich der Mitte zu behaupten und die Geschäfte weiter auszubauen.

DAS SAGEN DIE ANALYSTEN:

Marktexperten sind sich überwiegend uneins über das weitere Potenzial von Hella. So empfehlen von den insgesamt 18 im dpa-AFX-Analyser erfassten Analysten lediglich drei den Kauf der Anteilsscheine, während vier Experten dazu raten, die Papiere zu verkaufen. Gleich elf Mal lautet dagegen der Rat, die Aktie im Depot zu behalten und die weiteren Entwicklungen genau im Auge zu behalten.

Am Optimistischsten gibt sich Sabrina Reeh von der Schweizer Großbank UBS. Sie hat ein Kursziel von 55 Euro auf dem Zettel und sprach von guten Zahlen, die Hella beim jüngsten Quartalsbericht vorgelegt habe. Positiv sei zudem, dass die Lippstädter ihre Prognose bestätigt hätten.

Dagegen hat die US-Investmentbank Bank of America den Zulieferer von "Neutral" auf "Underperform" abgestuft und das Kursziel auf nur noch 34 Euro gesenkt. Aus Sicht von Analyst Kai Müller sind die europäischen Autowerte in Anbetracht zahlreicher Risiken sowohl im laufenden als auch im kommenden Jahr weiter mit Vorsicht zu genießen. Hinzu kämen unter anderem mögliche Strafzölle auf EU-Fahrzeuge sowie der anstehende Brexit.

Während Sascha Gommel vom Analysehaus Jefferies das Risiko für weitere Gewinnwarnungen im Autosektor inzwischen für gering hält und Hella daher auf "Hold" belassen hat, stufte die Privatbank Hauck & Aufhäuser die Westfalen von "Buy" auf "Hold" ab. Nach Ansicht von Analyst Christian Glowa erscheine die Hella-Aktie nach ihrem jüngsten Kursanstieg nun fair bewertet.

DAS MACHT DIE AKTIE:

Für Anleger gleicht die Entwicklung der Hella-Aktie einem Zickzack-Kurs. Abhängig vom Ein- und Ausstieg haben Investoren teils beträchtliche Gewinne machen können oder herbe Verluste eingefahren.

Nach dem Hella-Börsengang im November 2014 entwickelte sich die Aktie zunächst prächtig und der Kurs stieg bis zum März 2015 auf fast 50 Euro an. Danach setzte allerdings ein Sinkflug ein und es ging bis Sommer 2016 herunter auf fast 27 Euro.

Bis Anfang 2018 kannten die Papiere dann wieder nur eine Richtung: Es ging bis auf das Hoch von 59,10 Euro hinauf, ehe die einsetzende Abwärtsspirale der globalen Automärkte auch die Hella-Aktie erfasste und den Kurs auf unter 33 Euro drückte. Es folgte im April dieses Jahres zunächst nochmal ein Zwischenhoch von rund 50 Euro, ehe sich die Aktie nach weiteren Schwankungen in der Mitte der Spanne zwischen 40 und 50 Euro einpegelte.

Seit Jahresbeginn haben die Hella-Anteile damit immerhin rund ein Viertel an Wert gewonnen, in den zurückliegenden zwölf Monaten steht dagegen ein leichtes Plus von rund 5 Prozent zu Buche. Damit schneidet die Hella-Aktie etwas schlechter ab als der MDax. Der Index der mittelgroßen Unternehmen hat im selben Zeitraum rund 8 Prozent gewonnen.

Hella hatte angesichts der Turbulenzen an den Aktienmärkten im Herbst 2014 einen sicheren Weg gewählt und einen Großteil der Aktien schon vor der offiziellen Erstnotiz an der Börse bei ausgewählten Investoren platziert. Derzeit kommen die Westfalen an der Börse auf eine Marktkapitalisierung von rund 4,9 Milliarden Euro./eas/men/fba