LIPPSTADT (dpa-AFX) - Beim Licht- und Elektronikspezialist Hella wächst trotz der Folgen der Corona-Krise wieder die Zuversicht. Nach einem besser als erwartet ausgefallenen Quartal hob der MDax-Konzern aus dem westfälischen Lippstadt am Montagabend die Prognosen für das laufende Geschäftsjahr 2020/2021 (bis Ende Mai) an. Konzernchef Rolf Breidenbach warnte aber, dass die Marktbedingungen weiter schwierig bleiben dürften.

An der Börse kamen die Nachrichten gut an. Der Kurs der Hella-Aktie legte kurz nach Handelsbeginn um mehr als fünf Prozent zu und erreichte damit den höchsten Stand seit September 2018.

Für das laufende Geschäftsjahr zeigte sich der Autozulieferer optimistischer als zuvor. So geht der Vorstand jetzt von einem währungs- und portfoliobereinigten Umsatz von rund 6,1 bis 6,6 Milliarden Euro aus. Bislang hatte das Unternehmen 5,6 bis 6,1 Milliarden in Aussicht gestellt. Die bereinigte operative Marge (Ebit) soll bei rund 6 bis 8 Prozent (bisher: 4 bis 6) liegen. Hinzu komme der erwartete Ertrag von in etwa 100 Millionen Euro vor Steuern aus dem im September eingeleiteten Verkauf des Kamerasoftware-Geschäfts an die Softwaresparte von Volkswagen, hieß es.

Hella zufolge setzen die angepassten Prognosen jedoch voraus, dass es zu keinen weiteren Lockdowns durch die Corona-Pandemie kommt, die sich wesentlich auf das Geschäft auswirken.

Im zweiten Geschäftsquartal bis Ende November stieg der währungs- und portfoliobereinigte Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um 4,4 Prozent auf rund 1,8 Milliarden Euro. Eine gute Marktentwicklung und Einsparungen ließen die bereinigte Ebit-Marge den Angaben zufolge auf 12,1 Prozent steigen. Die Zahlen lagen über den Erwartungen der von der Nachrichtenagentur Bloomberg befragten Analysten. Auch für das Gesamtjahr hatten die Experten zuletzt weniger auf dem Zettel.

Sowohl die US-Bank JPMorgan als auch das Analysehaus Jefferies lobten den Autozulieferer denn auch. Die vorläufigen Kennziffern seien erheblich besser ausgefallen als seine ohnehin sehr optimistischen Annahmen, hob JPMorgan-Experte Jose Asumendi hervor. Die aufgestockte Umsatzprognose sieht er zudem als Beleg dafür, dass die Geschäfte mit Blick auf die zweite Hälfte des aktuellen Geschäftsjahres deutlich anzögen.

Entsprechend zufrieden zeigte sich Hella-Chef Breidenbach. Er verwies auf "deutlich mehr Rückenwind vom Markt" in den zurückliegenden Monaten, als dies noch zu Beginn des Geschäftsjahres angenommen worden sei. Nicht nur die Umsatzentwicklung sei positiv, sondern auch die Entwicklung des Ergebnisses. Hella sei auf dem richtigen Weg. Allerdings seien die Zahlen angesichts der nach wie vor hohen Unsicherheiten und des zunehmenden Wettbewerbs der Branche "nur eine Momentaufnahme".

An dem eingeleiteten Sparkurs und dem Abbau Hunderter Stellen will Breidenbach festhalten. Diese Maßnahmen seien aufgrund des "zunehmenden Wettbewerbs- und Kostendrucks" äußerst wichtig.

Angaben zum Nettogewinn im zweiten Geschäftsquartal machte Hella zunächst nicht. Im ersten Quartal stand unter dem Strich wegen hoher Rückstellungen für Umbaumaßnahmen in Deutschland ein Verlust von 87 Millionen Euro. Bereits im zurückliegenden Geschäftsjahr 2019/2020 war Hella wegen hoher Abschreibungen infolge der Corona-Krise und der anhaltenden Marktschwäche tief in die roten Zahlen gerutscht. Schon vor Beginn der Pandemie hatte Hella die Auswirkungen der mauen Autokonjunktur gespürt.

Die endgültigen Zahlen will der Konzern wie geplant am 14. Januar vorlegen. Hella ist vor allem für seine Scheinwerfer bekannt. Produkte der Lippstädter sind in vielen Wagen verbaut. Die Autoindustrie setzt aber nicht nur in großem Stil auf die Scheinwerfer, sondern etwa auch auf Heckleuchten, Innenraum-Lampen, Kamerasoftware und Radarsensoren des Konzerns./eas/stw/jha/