FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Kochboxenversender Hellofresh zieht gerade die Blicke auf sich. Nach dem Sprung in die Profitabilität überrascht das Start-up erneut mit erhöhten Umsatzprognosen. Das stimmt die Anleger positiv. Was bei dem Unternehmen los ist, was Analysten sagen und was die Aktie macht.

DAS IST LOS BEI HELLOFRESH:

Grund zur Freude bei Hellofresh: Das dritte Quartal ist bislang deutlich besser ausgefallen als erwartet. Das SDax-Unternehmen erhöhte daraufhin Mitte Oktober seine Prognose. Die Berliner bieten Koch-Pakete mit vorbereiteten Zutaten und Rezepten an, die Nachfrage dafür steigt: Hellofresh rechnet in diesem Quartal mit mindestens 438 Millionen Euro Umsatz. Verglichen mit dem Vorjahreszeitraum ist das eine Steigerung von gut 45 Prozent. Der um Sondereffekte bereinigte Gewinn soll laut Hellofresh im aktuellen Quartal 13,5 bis 15,5 Millionen Euro betragen.

Auch außerhalb Deutschlands schaut es gut aus. International und auf dem US-Markt steht im dritten Quartal ein positives bereinigtes operatives Ergebnis (Ebitda) auf dem Papier. Die Bestellungen haben zuletzt zugenommen. Die Aktie kennt bei diesen Nachrichten nur einen Weg nach oben: Sie sprang Mitte Oktober auf 17,82 Euro und damit auf einen Rekordwert.

Das Unternehmen ist noch nicht lange im SDax zuhause. Erst 2017 hatte der MDax-Konzern Rocket Internet Hellofresh an die Börse gebracht. Der Start-up-Investor reduzierte seine Beteiligung Stück für Stück, bis zum kompletten Ausstieg im Mai dieses Jahres.

Anleger dürften gespannt verfolgen, wie es mit dem jungen Unternehmen weitergeht. Schließlich ist dessen Sprung in die Profitabilität noch nicht lange her: Das zweite Quartal 2019 hatte Hellofresh erstmals mit einem bereinigten operativen Gewinn (Ebitda) abgeschlossen. Aufschlussreich könnten die nächsten Quartalszahlen sein. Die wollen die Berliner am fünften November vorlegen.

DAS SAGEN ANALYSTEN:

Die im dpa-AFX-Analyser erfassten Analysten sind überwiegend positiv gestimmt. Vier der fünf Experten empfehlen das Papier zum Kauf. Im Schnitt sehen sie das Kursziel bei 17,86 Euro - ein kleiner Aufschlag auf das aktuelle Kursniveau.

Nizla Naizer von der Deutschen Bank und Alvira Rao von der britischen Investmentbank Barclays empfehlen die Aktie unverändert zum Kauf. Nach den neuen Jahreszielen blicken die Experten besonders auf das erste profitable Jahr, auf das sich Hellofresh zubewege. Naizer beließ das Kursziel in einer aktuellen Studie daher auf 18 Euro. Noch optimistischer ist Rao: Sie ließ die Zahlen auf "Overweight" und erhöhte das Kursziel um mehr als ein Drittel von 14 auf 19 Euro. Obwohl der Wert bereits über dem aktuellen Kursniveau liegt, sieht sie für das Papier noch deutlich Potenzial nach oben. Einen bereinigten operativen Gewinn auf Jahressicht (Ebit) erwartet die Analystin erstmalig im Jahr 2020.

Doch es gibt auch kritische Stimmen. Fabienne Caron vom Analysehaus Kepler Cheuvreux rechnet mittelfristig mit langsamerem Wachstum bei Kochboxenversendern. Die Zahl neuer Zielmärkte für die Expansion werde geringer und auch die Bindung von Neukunden nehme in der Branche ab, so die Expertin. Das Anlaysehaus nahm das Hellofresh-Papier zuletzt mit einem Kursziel von 16,30 Euro mit "Reduce" in ihr Portfolio auf.

DAS MACHT DIE AKTIE:

Die aktuelle Jahresbilanz könnte besser nicht aussehen: Bis jetzt hat die Hellofresh-Aktie um mehr als 150 Prozent zugelegt, auf einen Wert von zuletzt knapp 16 Euro. Sie gehört damit zu den Spitzenreitern im SDax, der im gleichen Zeitraum rund 21 Prozent zugelegt.

Dabei schien es letztes Jahr, als würde die Aktie des Kochboxenversenders noch auf ihr Erfolgsrezept warten: Nach einem Wertverlust in der zweiten Hälfte des letzten Jahres erreichte sie Ende 2018 mit einem Wert von 5,97 Euro ihren absoluten Tiefpunkt.

Auch 2019 war der Aufstieg zunächst mühselig. Nach einem kleinen Sprung Anfang des Jahres notierte das Papier länger in einem Bereich von rund 8 bis 9 Euro. Doch die guten Prognosen haben Mitte August für Wind in den Segeln gesorgt: Der Wert der Aktie konnte sich bis Mitte Oktober mehr als verdoppeln. Auch der Übernahmekampf um den britischen Konkurrenten Just Eat hatte das Hellofresh-Papier zuletzt noch leicht angetrieben.

Der Höhenflug wurde schließlich aber etwas gedämpft: Die Hellofresh-Aktie gab jüngst wieder ein paar Prozentpunkte ab. Im Vergleich zum Börsengang 2017 hat sie rund zwei Drittel an Wert zugelegt./hossko/nas/fba/zb

--- Von Oktavia Skorupa, dpa-AFX ---