Innerhalb von drei Monaten seien zwei Millionen neue Abonnenten gewonnen worden, teilte der Anbieter von nach Hause gelieferten Kochboxen am Dienstag mit. Ende März zählte Hellofresh 7,3 Millionen Kunden, ein Plus von 37 Prozent im Vergleich zu Ende Dezember. "Wir treffen den Nerv der Kunden", sagte Firmenchef Dominik Richter der Nachrichtenagentur Reuters. In der Corona-Krise mit geschlossenen Restaurants seien die Menschen auf den Geschmack gekommen. Vor den ersten Lockdowns im März vorigen Jahres hatte Hellofresh noch deutlich weniger als die Hälfte an Kunden beliefert. Die hohe Nachfrage hatte in den USA sogar zu Kapazitätsengpässen geführt, sodass Interessenten vertröstet werden mussten. Hier hat das Unternehmen inzwischen zwei neue Lieferzentren eröffnet.

Der Umsatz kletterte im ersten Quartal um 116 Prozent auf 1,44 Milliarden Euro und lag damit im Rahmen der Mitte April veröffentlichten vorläufigen Zahlen. Das bereinigte Betriebsergebnis kletterte um 152 Prozent auf 159 Millionen Euro. Am Aktienmarkt konnte das 2011 gegründete Berliner Unternehmen damit nicht überzeugen. Die im MDax notierte Aktie fiel zwischenzeitlich mehr als fünf Prozent. Händler begründeten die Entwicklung mit Gewinnmitnahmen. Richter sprach von "Stimmungsschwankungen" und betonte, HelloFresh habe noch nie "so gut dagestanden".

Der Anbieter von Lebensmitteln in sogenannten Kochboxen, die im Abo-Modell mit Rezepten und abgemessenen Zutaten direkt an die Haustür geliefert werden, profitiert von der Corona-Pandemie mit geschlossenen Restaurants, Ausgangsbeschränkungen und dem Trend zum Homeoffice. Richter ist auch für die Zeit nach der Krise zuversichtlich: "Menschen haben sich daran gewöhnt, mehr online zu kaufen." Die Bestellungen in Australien und Neuseeland, wo sich die Corona-Lage schon normalisiert habe, seien vielversprechend.

Um weiterhin Kunden zu gewinnen, will HelloFresh mehr Mahlzeiten einführen, Dienstleistungen ausbauen und neue Länder eröffnen. "Für dieses Jahr stehen Japan, Norwegen und Italien in den Startlöchern", sagte Richter. Aktuell ist HelloFresh in 14 Ländern aktiv und macht mehr als die Hälfte des Umsatzes in den USA, wo es BlueApron als Branchenprimus verdrängt hat. Dort stemmte HelloFresh im vergangenen Jahr auch die Übernahme des Fertiggerichte-Anbieters Factor.

In den Benelux-Staaten testet HelloFresh die Expansion zu einem Lebensmittelunternehmen und verkauft über seine Online-Plattform inzwischen 150 verschiedene Produkte wie Desserts, Suppen, Pizzen und Backwaren. "Es geht immer um punktgenaue Lösungen für bestimmte Mahlzeiten", sagte Richter mit Blick auf Frühstück, Mittagessen und Snacks. "Der klassische Großeinkauf im Supermarkt hat sich überholt". Ziel sei es, einen größeren Teil vom Essensbudget der Kunden einzunehmen. Laufe der Test gut, werde das Angebot auf weitere Länder ausgedehnt.

Geld gibt HelloFresh derzeit auch für den Ausbau eines eigenen Liefernetzwerkes in Deutschland, Österreich und den USA aus. Das ermögliche dem Unternehmen bei den Lieferungen kleinere Zeitfenster anzubieten und Verpackungen einzusparen, sagte Richter.