Bern (awp/sda) - Hagel und Gewitter im Juni, Hochwasser und Überschwemmungen Juli: Die Wetterlage in den ersten zwei Sommermonaten hat in der Schweiz Schäden in Höhe von hunderten Millionen Franken verursacht. Dabei fielen die Hagelschäden weit schlimmer aus als die Schäden aus den Hochwassern. Und der nächste Hagelschauer ist bereits angekündigt.

In Luzern etwa richtete der Hagel das "grösste Elementarereignis seit 2005" an, wie Markus Clerc von der Gebäudeversicherung des Kantons Luzern (GVL) am Freitag auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA sagte. In Erinnerung bleibt etwa das Bild von einem Parkplatz in Wohlhusen LU, wo zahlreiche Autos auf einem Parkplatz stehen - alle mit von Hagel zerschlagenen Frontscheiben.

Dieser Hagelniedergang vom 28. Juni 2021 sei im Kanton Luzern viel einschneidender gewesen als die Hochwasserlage der vergangenen Woche. Die GVL geht von 12'000 Schadenfällen und einer Schadenhöhe von 150 bis 200 Millionen aus. Zu den Hochwasserschäden lagen an Freitagmittag noch keine konkreten Zahlen vor.

Kurzer Hagelzug - grosse Schäden

In Zürich machten die Schäden aus dem Hagel rund 70 Prozent der 15'000 Schadenmeldungen aus, wie Barbara Greuter von der Zürcher Gebäudeversicherung (GVZ) sagte. Sturmschäden machten demnach rund 22 und Überschwemmung rund 8 Prozent aus. Die GVZ geht in einer Hochrechnung von insgesamt 50 Millionen Franken aus.

Das ist eine weit geringere Schadensumme als im Kanton Bern, wo ähnlich viele Schadenmeldungen eingingen (17'000), die Schadensumme aber bei 110 Millionen Franken liegt.

Anders als in Zürich und Luzern machten aber im Kanton Bern die Hochwasser- und Überschwemmungsschäden mit rund 65 Millionen Franken den grösseren Teil aus als die Hagel-, Sturm- und Erdrutschschäden im Juni (rund 45 Millionen Franken). Nur im Seeland, wo viele Gemüse- und Obstkulturen liegen, sind die Schäden aus dem Hagel höher als die Wasserschäden (14 Millionen der insgesamt 20 Millionen Franken).

Auch die Westschweiz wurde von den Unwettern getroffen, etwa im Kanton Neuenburg. Dort schlägt die Seeüberschwemmung mit "nur" rund einer halben Million Franken zu Buche. Auf den Hagel und allgemeine Überschwemmungen kommen rund 27 Millionen Franken. Stark getroffen wurde die Ortschaft Cressier mit etwa 350 Schadenmeldungen. Die Schäden belaufen sich auf etwa 12 Millionen Franken.

Zeitlich kumulierte Schäden

Aussergewöhnlich an diesem Jahr sei, dass sich die Unwetter und die damit verbundenen Schäden innerhalb weniger Wochen so stark summiert haben, schreibt die Versicherung Axa. Für das ganze Jahr bis Ende Juni rechnen deren Schadenexperten mit einer Gesamtschadensumme aus Hagelzügen und Unwettern von insgesamt rund 143 Millionen Franken aus über 33'000 Schadenfällen, wobei der Hagelzug vom 28. Juni alleine zu rund 15'500 Schadenfällen mit einer Schadensumme von fast 75 Millionen Franken führte.

Die Mobiliar geht in einer Hochrechnung von versicherten Schäden in der Höhe von knapp 300 Millionen Franken bei 60'000 Schadenfällen ausgeht, wobei über 280 Millionen davon auf die Unwetterserie vom 20. Juni und 13. Juli entfallen. Der Hagelzug alleine verursachte Schäden in der Höhe von 90 Millionen Franken.

Die Helvetia geht bei ihren Versicherten wiederum für diesen Zeitraum "nur" mit einer Schadenbelastung im mittleren zweistelligen Millionenbereich aus.

Kein Rekord - aber nächster Hagel steht bevor

Auch wenn die Schäden insgesamt hoch sind: Das "Rekordjahr" 2005 toppte 2021 bislang nicht. Bei der Mobiliar sorgte das Hochwasser von 2005 für einen Schadenaufwand von insgesamt 450 Millionen Franken. Auch im stark betroffenen Kanton Luzern wurde der Rekord nicht erreicht. Damals war gemäss der Luzerner Gebäudeversicherung eine Schadenhöhe von 235 Millionen Franken entstanden - gegenüber den diesjährigen 150 bis 200 Millionen Franken.

Allerdings könnte es am Wochenende wieder zu Schäden kommen. So werden ab Samstagnachmittag Hagel, Gewitter und Schauer erwartet. Im Gegensatz zum Sturm "Berndt" seien in den nächsten Tagen aber keine grossflächigen Niederschläge zu erwarten, sondern einzelne "Gewitterstrassen" mit intensiven Niederschlägen, sagte Michèle Oberhänsli, Hydrologin beim Bundesamt für Umwelt (Bafu), gegenüber Keystone-SDA. Dadurch könne der Abfluss von kleinen und mittleren Flüsse kurzfristig wieder stark zunehmen.

In welchen Einzugsgebieten der Niederschlag fallen werde und wie hoch die Niederschlagsintensitäten ausfallen werden, sei noch unklar. Das Bafu beobachte die aktuelle Lage genau.

mk/