Kommentare, Einschätzungen und Entwicklungen zur Energieversorgung und -sicherheit in Deutschland:


Henkel-Chef Knobel fordert Strompreisbremse 

Der Vorstandsvorsitzende des Konsumgüterherstellers Henkel, Carsten Knobel, hat an die Bundesregierung appelliert, die deutsche Wirtschaft mit weiteren Maßnahmen von den horrenden Energiekosten zu entlasten. Es sei "wichtig und richtig, dass man bei der Gasumlage einen Wandel vorgenommen hat", sagte Knobel der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ). "Der Gaspreisdeckel ist besser geeignet, die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten - denn die ist bedroht." Die Entlastung beim Gas reiche aber angesichts des ebenfalls vervielfachten Strompreises nicht aus, und man könne nach jetzigem Stand nicht davon ausgehen, dass sich die Lage beim Strom von alleine regele. "Wir können uns bei der Energiefrage also nicht nur auf das Thema Gas fokussieren", antwortete Knobel auf die Frage nach der Notwendigkeit eines Strompreisdeckels. Bedroht seien vor allem mittelständische Unternehmen, von denen auch Henkel seine Vorprodukte beziehe. Für viele von ihnen könnte sich eine Produktion schon bald nicht mehr lohnen. "Wenn die Lieferkette in Deutschland erst mal reißt, dann stehen wir alle vor einem Desaster", warnte der Henkel-Chef.


Regling: Deutschland kann sich Gasbremse "leisten" 

Der scheidende Chef des Europäischen Rettungsfonds ESM, Klaus Regling, hält das neue Entlastungspaket der Regierung für finanziell verkraftbar. "Deutschland kann sich das leisten", sagte Regling der Wochenzeitung Die Zeit. Die Bundesregierung will 200 Milliarden Euro an neuen Krediten aufnehmen und damit unter anderem Zuschüsse für Gasverbraucher finanzieren. Regling sagt, eine ökonomische Bewertung der Maßnahmen sei erst möglich, wenn die Einzelheiten der Umsetzung festgelegt worden sind. "Diese Zeit sollte man auch nutzen, um sich mit den europäischen Partnern abzustimmen." Weil weniger Gas zur Verfügung stehe, sei trotz der Hilfen mit Wohlstandseinbußen zu rechnen. "Der Staat kann die Verluste nicht komplett ausgleichen, er kann aber dafür sorgen, dass die Lasten gerecht verteilt werden."


Gazprom liefert wieder Gas nach Italien 

Der russische Energieriese Gazprom hat seine Gaslieferungen nach Italien nach einer mehrtägigen Unterbrechung wieder aufgenommen. Das Problem des Transports über Österreich sei gelöst, teilte Gazprom in Moskau mit. Der Konzern hatte die Lieferung am Samstag eingestellt und als Grund dafür Änderungen an der österreichischen Marktordnung genannt, die am 1. Oktober in Kraft getreten waren. Der italienische Versorger Eni teilte mit, die Gazprom-Lieferungen seien wieder aufgenommen worden. Das russische Gas wird über die Ukraine, die Slowakei und Österreich nach Italien transportiert, durch die Trans Austria Gas Pipeline (TAG). Italien ist in hohem Maße abhängig von Gaslieferungen aus dem Ausland. Vor Beginn des Ukraine-Konflikts importierte das Land 95 Prozent seines Verbrauchs, 45 Prozent kamen aus Russland.


Kohleausstieg: Haseloff lehnt Vorziehen auf 2030 ab 

Der Ministerpräsident Sachsen-Anhalts, Reiner Haseloff (CDU), lehnt einen Kohleausstieg bis 2030 für sein Bundesland ab. "Einen vorgezogenen Kohlausstieg bis 2030 halte ich für nicht machbar", sagte Haseloff der Funke-Mediengruppe. "Gesetzeslage und realistisch ist ein genereller Ausstieg 2038." Der sei mit einem breiten gesellschaftlichen Konsens beschlossen. "Das sollten wir nicht infrage stellen, denn wir brauchen Planungssicherheit." Diese sei für Unternehmen von größter Bedeutung. Die vorhandenen Kapazitäten müssten gerade jetzt im Netz gehalten werden. "Die Zukunfts- und Konkurrenzfähigkeit unserer Unternehmen hängt aber ganz entscheidend von einer sicheren Energieversorgung und wettbewerbsfähigen Preise ab." Ein Ausstieg vor 2038 würde den Industriestandort Deutschland "nachhaltig schwächen".


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October 05, 2022 11:44 ET (15:44 GMT)