FRANKFURT (Dow Jones)--Europas Börsen reduzieren bis Donnerstagmittag die Verluste, bleiben aber unter Druck. Der DAX verliert 0,5 Prozent auf 12.698 Punkte, für den Euro-Stoxx-50 geht es um 0,6 Prozent auf 3.472 Punkte nach unten. Für die Wall Street ging es bereits nach der Zinsanhebung in den USA am Vortag gen Süden. Die Zinsentscheidung in Japan liefert keinen Impuls für die globalen Märkte, geht sie doch ihren eigenen Weg. Als eine von ganz wenigen Notenbanken weltweit lässt sie die Geldschleusen weit offen und schickt den Yen auf Talfahrt. Daneben stehen Zinsentscheidungen der Schweizerischen Nationalbank, der Norges Bank, der türkischen Nationalbank wie auch der Bank of England noch an oder sind bereits gefallen.

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat ihre Geldpolitik wie erwartet gestrafft und plant zudem Maßnahmen zur Abschöpfung von Liquidität. Der Leitzins steigt um 75 Basispunkte auf 0,50 Prozent. Ökonomen hatten mit einer Zinsanhebung dieses Ausmaßes gerechnet. Mit Blick auf die Zinsentscheidung der Bank of England (BoE) um 13 Uhr ist fraglich, ob die Notenbanker aus London der Fed folgen und die Leitzinsen gleich um 75 Basispunkte anheben werden, oder aber um 50 Basispunkte, wie mehrheitlich erwartet.


   US-Notenbank hebt Zinsen länger und höher an - selbst wenn dies Wachstum und Arbeitsplätze kostet. 

Die US-Notenbank hat die Leitzinsen am Vorabend erwartungsgemäß um weitere 75 Basispunkte angehoben. Damit nicht genug, denn die wirklich falkenhafte Botschaft lag für Christian Scherrmann, US-Volkswirt bei der DWS, in den aktualisierten Wirtschaftsprognosen. Die jüngsten Einschätzungen der Zentralbanker deuten darauf hin, dass man bereit ist, die Zinssätze noch in diesem Jahr auf 4,4 Prozent anzuheben und auch 2023 hindurch sogar etwas über diesem Niveau (4,6 Prozent) zu belassen. Erst im Jahr 2024 könnten etwas niedrigere Zinsen gerechtfertigt sein. Der Grund für diese aggressivere Haltung scheine die doch zähere Inflation zu sein - Preisstabilität in Form des Inflationsziels von zwei Prozent werde erst für 2025 erwartet.

In der Pressekonferenz bekräftigte der Fed-Präsident Jerome Powell seine Ansicht, dass die Arbeitsmärkte trotz einer gewissen Verlangsamung des Wachstums weiterhin "unausgeglichen" zu sein scheinen, die Zahl der offenen Stellen sei noch immer höher als das Angebot an Arbeitskräften. Höchstwahrscheinlich bedürfe es einer "andauernden Periode eines unter dem Trend liegenden Wachstums" und einer gewissen Abschwächung auf den Arbeitsmärkten.

Schwach tendiert der Euro, der mit 0,9807 Dollar zwischenzeitlich auf ein neues Mehrjahrestief gefallen ist. Für Devisenstrategen hat er damit die Tür in Richtung 0,96 Dollar geöffnet. Bis zum Mittag erholt sich aber zunächst und geht mit 0,9871 Dollar um.

Banken führen die Gewinnerseite in Europa mit deutlichem Abstand an. Der Stoxx-Subindex steigt um 1,4 Prozent, damit profitieren sie nun doch von den steigenden Zinsen. Auch Basic Resources sowie die konjunkturresistenten Nahrungsmittel- und Getränke-Aktien liegen gemessen an ihren Stoxx-Branchenindizes leicht im Plus. Der zinssensitive Techsektor gibt derweil um 1,8 Prozent nach.

Die Nachrichtenlage ist von Unternehmensseite weiter dünn. Keinen großen Impuls für Henkel (-0,2%) sehen Händler in den Zahlen von HB Fuller. Der US-Konzern hat zwar die Gewinnerwartung auf EBITDA-Basis auf 540 bis 550 Millionen Dollar erhöht von 530 bis 550 Millionen Dollar. Die Quartalszahlen lagen aber unter den Erwartungen. Zudem hatte Henkel erst die Umsatzprognose erhöht.


   Suse brechen nach Zahlen ein 

Die Aktien von Suse setzen ihre Talfahrt beschleunigt nach Zahlenvorlage fort und brechen um 23 Prozent ein. Suse erwartet nun nur noch ein Wachstum des annualisierten Vertragswerts (Kern-ACV-Wachstum) von etwa 10 Prozent. "Bisher ist der Markt von etwa 15 Prozent ausgegangen", so ein Marktteilnehmer. Im dritten Quartal hat der ACV sowohl die Prognose als auch den Vorjahreswert verfehlt.

Weiterhin unbeeindruckt von der hohen Volatilität am Gesamtmarkt zeigt sich das IPO der Porsche AG. Im Handel per Erscheinen bei Tradegate wird das Papier 91 zu 94 Euro gestellt, was deutlich oberhalb der Bookbuilding-Spanne von 76,50 zu 82,50 Euro liegt. Porsche SE steigen 1,4 Prozent.


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Aktienindex              zuletzt        +/- %       absolut      +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           3.472,27        -0,6%        -19,60         -19,2% 
Stoxx-50                3.432,72        -0,7%        -25,79         -10,1% 
DAX                    12.698,47        -0,5%        -68,68         -20,1% 
MDAX                   23.641,06        -1,1%       -266,94         -32,7% 
TecDAX                  2.752,56        -1,9%        -52,87         -29,8% 
SDAX                   11.066,46        -1,9%       -213,75         -32,6% 
FTSE                    7.223,61        -0,2%        -14,03          -2,0% 
CAC                     5.989,31        -0,7%        -42,02         -16,3% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                    absolut        +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       1,85                      -0,04          +2,03 
US-Zehnjahresrendite        3,54                      +0,01          +2,03 
 
DEVISEN                  zuletzt        +/- %  Do, 8:20 Uhr  Mi, 17:04 Uhr    % YTD 
EUR/USD                   0,9871        +0,3%        0,9821         0,9874   -13,2% 
EUR/JPY                   140,98        -0,6%        142,66         142,31    +7,7% 
EUR/CHF                   0,9677        +1,7%        0,9489         1,0361    -6,7% 
EUR/GBP                   0,8731        +0,0%        0,8744         0,8718    +3,9% 
USD/JPY                   142,83        -0,8%        145,28         144,13   +24,1% 
GBP/USD                   1,1305        +0,3%        1,1232         1,1326   -16,5% 
USD/CNH (Offshore)        7,0848        +0,1%        7,0979         7,0636   +11,5% 
Bitcoin 
BTC/USD                19.226,10        +4,3%     18.806,08      19.196,57   -58,4% 
 
ROHÖL                    zuletzt  VT-Settlem.         +/- %        +/- USD    % YTD 
WTI/Nymex                  83,42        82,94         +0,6%          +0,48   +18,5% 
Brent/ICE                  90,18        89,83         +0,4%          +0,35   +22,0% 
GAS                               VT-Settlem.                      +/- EUR 
Dutch TTF                 190,15       189,78         +0,2%          +0,37  +199,2% 
 
METALLE                  zuletzt       Vortag         +/- %        +/- USD    % YTD 
Gold (Spot)             1.668,11     1.674,20         -0,4%          -6,09    -8,8% 
Silber (Spot)              19,55        19,63         -0,4%          -0,07   -16,1% 
Platin (Spot)             906,15       912,90         -0,7%          -6,75    -6,6% 
Kupfer-Future               3,53         3,49         +1,0%          +0,04   -20,3% 
 
YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags 
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Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@wsj.com

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September 22, 2022 06:39 ET (10:39 GMT)