Von Florian Faust

NEW YORK (Dow Jones)--Die US-Börsen haben am Mittwoch etwas leichter geschlossen. Im späten Verlauf erholten sich die Indizes aber deutlich von den Tagestiefs - dank günstiger Aussagen von Fed-Mitgliedern. Insgesamt sprachen Händler aber von einer ungünstigen Stimmungslage aus Wachstums- und Zinssorgen gepaart mit der Verunsicherung im Schuldenstreit. Der Dow-Jones-Index gab 0,4 Prozent auf 32.908 Punkte nach, S&P-500 und Nasdaq-Composite verloren je 0,6 Prozent. Dabei wurden 1.306 (Dienstag: 1.451) Kursgewinner gezählt, denen 1.672 (1.546) -verlierer gegenüberstanden. Unverändert schlossen 80 (85) Titel.

Befeuert wurden die Wachstumssorgen von schwachen Konjunkturdaten aus China. Darüber hinaus hatte sich die Stimmung der Einkaufsmanager aus dem Großraum Chicago im Mai spürbar eingetrübt. "Die Befürchtungen einer Wachstumsverlangsamung haben sich verstärkt, da die jüngsten Daten aus China eine stockende Erholung zeigen, was die Stimmung an den Märkten belastet", erläuterte Marktstrategin Susannah Streeter von Hargreaves Lansdown.


   Auf und Ab bei Zinserwartungen 

Neben den Wachstumssorgen bremsten zunächst auch Zinserhöhungsängste, denn es zeigte sich weiterhin keine Abkühlung am US-Arbeitsmarkt und damit bei der Lohnentwicklung. Die Zahl der offenen Stellen war unerwartet wieder über die Marke von 10 Millionen gesprungen. Doch ließen die Zinssorgen deutlich nach, als Fed-Präsident Patrick Harker aus Philadelphia gegen eine Zinserhöhung im Juni plädierte. Auch Fed-Gouverneur Philip Jefferson zeigte sich offen für eine Zinspause im Juni. In der Folge preiste der Markt für Juni eine Zinserhöhung um 25 Basispunkte mit einer Wahrscheinlichkeit von nur noch 28 nach zuvor 66 Prozent ein. Der Konjunkturbericht Beige Book lieferte in der Zinsdebatte kaum Argumente.

Die angesetzte Abstimmung über die US-Schuldenobergrenze im US-Kongress am Abend sorgte an der Wall Street für Zurückhaltung. Analysten rechneten zwar mit einer Zustimmung der Abgeordneten, neigten aber dennoch zur Vorsicht. Denn immer mehr US-Abgeordnete meldeten sich zu Wort, die dem ausgehandelten Schulden-Deal nicht zustimmen wollen. "Die Märkte wurden bei solchen Abstimmungen schon öfters überrascht, auch wenn vorerst alles gut aussieht", sagte Marktstratege Jim Reid von der Deutschen Bank.


   HP und Hewlett Packard Enterprise deutlich im Minus 

Unter den Einzelwerten gaben HP 5,9 Prozent nach. Die Umsätze des Unternehmens waren im abgelaufenen Quartal aufgrund der andauernden Konsumzurückhaltung und des schwachen Geschäftsklimas eingebrochen. Gleichwohl blieb der Computer- und Druckerhersteller für die zweite Jahreshälfte zuversichtlich.

Hewlett Packard Enterprise büßten 7,1 Prozent ein. Der Umsatz der Gesellschaft war im zweiten Geschäftsquartal weniger stark gestiegen als von Analysten erhofft. Auch die Umsatzprognose für das laufende dritte Quartal lag unter dem Marktkonsens.

American Airlines stiegen um 1,0 Prozent. Die Fluggesellschaft hatte angesichts sinkender Kerosinpreise und einer anhaltend starken Nachfrage die Ergebnisprognose für das laufende Quartal angehoben. Das laufende Quartal hat sich für den Chiphersteller Intel nach den Worten von CFO David Zinsner bisher gut entwickelt. Intel erwarte, bei ihrer Umsatzprognose für das zweite Quartal in der oberen Hälfte der Spanne zu landen - der Kurs rückte um 5 Prozent vor.

MEI Pharma legten um 6,9 Prozent zu. Das Unternehmen prüft eine Offerte zur vollständigen Übernahme durch die Aktionäre Anson Funds Management und Cable Car Capital. Sportsman's Warehouse brachen um 17,5 Prozent ein, nachdem der Sportartikelanbieter im ersten Geschäftsquartal in die roten Zahlen gerutscht war.


   Dollar kommt zurück - Ölpreise fallen weiter 

Am Devisenmarkt zeigte sich der US-Dollar mit Aufschlägen, die sich allerdings mit gesunkenen Zinserwartungen deutlich reduzierten. Der Dollar-Index legte um 0,1 Prozent zu. Der Greenback steige aufgrund der zunehmenden Erwartung, dass die Fed die Zinsen weiter anheben werde, und aufgrund der Nachfrage nach sicheren Häfen, hieß es der Unicredit. Denn auch bei einer Zinspause im Juni dürften die Zinsen anschließend wieder steigen, hieß es. Der Euro war indessen auf den tiefsten Stand seit zehn Wochen gefallen. Belastet wurde er von Inflationsdaten. So hatte sich der Preisauftrieb in Spanien, Frankreich und Deutschland im Mai stärker abgeschwächt als angenommen, was den Druck auf die EZB verringern dürfte, die Zinsen weiter zu erhöhen.

Angesichts von zunehmenden Sorgen um die globale Wirtschaftsentwicklung griffen Anleger zu US-Anleihen als vermeintlich sicheren Hafen. Auch die Aussicht, dass diese pünktlich von der US-Regierung bedient werden und ein Zahlungsausfall vermieden werden kann, half. Entsprechend gaben die Renditen nach - auch wegen der zurückgekommenen Zinserwartungen.

Die Ölpreise gaben nach den kräftigen Vortagesabgaben weiter nach. Marktteilnehmer verwiesen auf Nachfragesorgen, die durch die schwachen Konjunkturdaten aus China verstärkt würden. Zudem deuteten jüngste Äußerungen russischer Offizieller auf die Absicht des Landes hin, das derzeitige Produktionsniveau beizubehalten, was die Wahrscheinlichkeit einer Produktionskürzung der Opec+-Länder bei ihrem anstehenden Treffen verringerte.


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INDEX                 zuletzt        +/- %       absolut      +/- % YTD 
DJIA                32.908,27        -0,4%       -134,51          -0,7% 
S&P-500              4.179,83        -0,6%        -25,69          +8,9% 
Nasdaq-Comp.        12.935,29        -0,6%        -82,14         +23,6% 
Nasdaq-100          14.254,09        -0,7%       -100,90         +30,3% 
 
US-Anleihen 
Laufzeit              Rendite     Bp zu VT    Rendite VT      +/-Bp YTD 
2 Jahre                  4,40         -4,1          4,44           -1,7 
5 Jahre                  3,76         -5,2          3,81          -24,2 
7 Jahre                  3,70         -5,4          3,75          -27,2 
10 Jahre                 3,63         -5,9          3,69          -24,9 
30 Jahre                 3,85         -4,8          3,89          -12,4 
 
DEVISEN               zuletzt        +/- %  Mi, 9:48 Uhr  Di, 17:30 Uhr   % YTD 
EUR/USD                1,0687        -0,4%        1,0675         1,0723   -0,2% 
EUR/JPY                148,90        -0,8%        149,14         149,86   +6,1% 
EUR/CHF                0,9731        +0,1%        0,9726         0,9698   -1,7% 
EUR/GBP                0,8594        -0,6%        0,8632         0,8645   -2,9% 
USD/JPY                139,34        -0,3%        139,73         139,75   +6,3% 
GBP/USD                1,2436        +0,2%        1,2366         1,2405   +2,8% 
USD/CNH (Offshore)     7,1186        +0,4%        7,1263         7,0907   +2,8% 
Bitcoin 
BTC/USD             27.050,62        -2,5%     27.179,19      27.678,93  +63,0% 
 
ROHÖL                 zuletzt  VT-Settlem.         +/- %        +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex               67,91        69,46         -2,2%          -1,55  -14,9% 
Brent/ICE               72,29        73,71         -1,9%          -1,42  -13,7% 
GAS                            VT-Settlem.                      +/- EUR 
Dutch TTF               25,65        25,24         +1,6%          +0,41  -68,4% 
 
METALLE               zuletzt       Vortag         +/- %        +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)          1.963,40     1.959,29         +0,2%          +4,12   +7,7% 
Silber (Spot)           23,53        23,23         +1,3%          +0,30   -1,8% 
Platin (Spot)          999,50     1.019,00         -1,9%         -19,50   -6,4% 
Kupfer-Future            3,66         3,66         +0,1%          +0,00   -4,1% 
YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags 
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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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(END) Dow Jones Newswires

May 31, 2023 16:13 ET (20:13 GMT)